212 - Das Skelett (German Edition)
Loser?
Sie vermuteten eine Menge und wussten ja letztlich gar nichts. Shit happens!
Ich versuchte Persönliches zu verdrängen, und es gelang ganz gut, bis auf eine Sache.
Auch das hatte ich geahnt, schon allein wegen Beates Vater Rudi. Ein Mensch, der über fünfzig Jahre einen wirklich ehrbaren Beruf ausgeführt hat. Er war ein Eisenbahner mit Herzblut. Das war wirklich das Einzige, was ich an ihm schätzte. Ansonsten wusste Rudi immer einfach alles und auch besser. Bei einer Familienfeier stellte er eine von mir festgestellte Diagnose eines Ganglions am Handgelenk von Beates Mutter nicht nur infrage, nein, er nannte mir auch gleichzeitig eine viel bessere Behandlungsmethode. Sie ging zu einem Arzt ihres Mannes. Die spätere Operation wurde so ausgeführt, wie ich es erklärt hatte.
Das zu Rudi!
Rudi hatte seiner Tochter geraten, schnell zu seinem Anwalt zu gehen, denn ihr stünde mindestens die Hälfte meines Vermögens zu. Sicherlich. Mein Anwalt hatte schon Post vom besagten Anwalt, also würde es keine einvernehmliche Lösung geben. Auch davon befreite ich mich erst einmal gänzlich oder doch nicht. Nein, das gelingt niemandem.
Das Leben ist schön ! Ja, denn ich suchte Ablenkung und fand sie – in Irina und Anastasia, ihrer besten Freundin, die auch perfekt englisch sprach – und natürlich mit meinem neuen Zweiundzwanzig-Meter-Spielzeug, meiner Yacht.
Mit Artjom hatte ich natürlich am nächsten Tag nochmals telefoniert . Nicht er, sondern ich hatte ihn angerufen. Er freute sich über meinen Sinneswandel, klammerte aber das Thema, das mir auf den Nägeln brannte, komplett aus. Wichtige Dinge würde er nicht am Handy besprechen, ich verstand.
Gemach, gemach , ich sollte mal locker bleiben. Artjom war heiter und beschwingt, er lud mich auch in die Staaten ein, aber das wollte ich nicht. Dann fiel ihm ein, dass er die Yacht ja doch schon gekauft hatte und sie jetzt mir gehören würde. Sie läge mittlerweile im Hafen von Marbella und da könnte ich sie abholen. Eine Crew würde er kurzfristig schon noch auftreiben. Vielleicht auch Irina? Er würde auch das regeln. Natürlich sagte ich ja, warum auch nicht?
Ich sollte mich erst einmal wirklich erholen und ausspannen, die paar Tage in Griechenland wären doch viel zu kurz gewesen. Ja, er hatte recht! Artjom und seine Lieben wollten ihren USA-Trip wie geplant zu Ende bringen und vielleicht noch ein paar Tage zu uns stoßen. Irgendwo im Mittelmeerraum würden sie uns schon aufgabeln. Wenn Jekaterina Lust dazu hätte, ansonsten würden wir uns schon irgendwann treffen. Von ihm kam keinerlei Druck, ich hatte ganz andere Vorstellungen. Ich dachte, er würde so langsam die Daumenschrauben andrehen, aber nichts von dem, was so in meinen Gedanken ablief, geschah. Also machte ich mich auf nach Spanien, nach Marbella, zu meiner Sunseeker. Ich war ja nun Eigner dieses majestätischen Bootes. Es fühlte sich so an, als wäre ich fünf Zentimeter gewachsen. Nun war ich ein Meter achtundachtzig groß …
Kapitel 8
Sieben paradiesische Tage lagen hinter uns. Marbella – Almeria – Cartagena – Alicante – Ibiza. Wir schipperten an der Costa del Sol entlang und hielten überall an, wo es uns in den Sinn kam. Die beiden Frauen waren unglaublich, sie ließen all meine Männerträume wahr werden; ein Gentleman genießt und schweigt!
Die wieder zwei köpfige Crew schien durch uns hindurchzuschauen oder die beiden Spanier waren Eunuchen. Ich hatte mich entschlossen, den beiden einen festen Job anzubieten und sie nahmen an. Die Yacht musste ja gewartet und instand gehalten werden. Ich hatte mich in meinen schwimmenden Luxusdampfer verliebt und konnte ihn ja nicht selbst steuern, so war die Entscheidung naheliegend. Und ich wollte künftig häufiger eine Auszeit nehmen. Die beiden versicherten mir, immer zur Verfügung zu stehen und auf die Yacht bestens aufzupassen. Über ihre Gehälter hatten wir noch nicht verhandelt. Auch der Liegeplatz in Porto José Banús, die ganze Gegend gefiel mir. Da wusste ich noch gar nicht, was mich der ganze Spaß kosten würde.
In meiner neu gefundenen Euphorie war mir alles gleichgültig, irgendwie würde ich das schon bewerkstelligen. Mir schwebte die schöne Zahl 212 vor Augen.
Nun ankerten wir im Stadthafen von Ibiza.
Was natürlich kein Zufall war.
Der Port d ‘Eivissa liegt traumhaft mit all dem hektischen Treiben in greifbarer Nähe. Irina und Anastasia zogen mindestens genauso viele Blicke auf sich, wie meine
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