212 - Das Skelett (German Edition)
nicht mehr. Wann hatte ich das letzte Mal soviel Spaß in meinem Leben? Artjom trug natürlich eine schwarze Badehose. Ich nahm mir vor, ihn noch auf seinen Spleen anzusprechen. Er hatte an diesem Tag nichts gesagt, was mich irgendwie an gestern Abend erinnerte. Alles war so unbeschwert. Diese wundervolle Atmosphäre war am dritten Tag erst einmal vorbei. Wieder prasselten Worte auf mich ein, die ich nie hören wollte. Womit ich mich aber auseinandersetzen musste.
I ch konnte mich nicht erinnern, wie ich vom Boot in sein Haus gekommen war. So saß ich morgens allein auf der Terrasse, hatte mir selbst einen starken Kaffee zubereitet und zwei Kopfschmerztabletten eingeworfen. Appetit hatte ich nicht, mein Magen schien sich im Kreis zu drehen. Noch ein paar Tage solcher Alkoholexzesse, dann würde ich mich schon dran gewöhnen.
Ich lachte in mich hinein, als Artjom unvermittelt vor m ir stand und mich sofort auf den Boden der Tatsachen holte. Er hatte prächtige Laune und wieder merkte man ihm nicht an, dass er gestern wohl mindestens zwei Liter Wodka vernichtet hatte. Artjom setzte sich mir gegenüber, er schaute seinem Gesprächspartner immer tief in die Augen, das war mir schon aufgefallen. Heute trug er einen dünnen Leinenanzug, Hemd und Lackschuhe, natürlich alles im klassischen schwarz. Was wollte er heute mit mir anstellen?
Er war gut drauf:
»Hallo Henryk, wie geht es dir heute?«
»Wunderprächtig. Wo ist der Rest der Bande ?«, fragte ich ihn.
»Sie packen und fahren dann zum Flughafen, wir fliegen weiter in die USA. Dieser kleine Zwischenstopp hat Jekaterina auch gefallen, aber unsere Zeit ist ja begrenzt und genau verplant. Ich habe mit ihr nur vier Wochen im Jahr, die restliche Zeit ist sie auf einem Internat in London.
Ich bin ja froh, dass sie mit mir und Michail noch Zeit verbringen will. Das ist in ein paar Jahren sicherlich auch vorbei.
Wir haben noch eine Stunde Zeit, die wollte ich nutzen, um mit dir unseren Deal zu besiegeln. Gestern wollte ich dich nicht damit behelligen. Es war alles so relaxt, ich hoffe, es hat dir auch gefallen?«
Was wollte er? Meine Kopfschmerzen machten es mir nicht leicht, einen klaren Gedanken zu fassen. Ich antwortete leise:
»Ja sicher, es war wirklich schön, ihr seid ganz anders, als ich zuvor dachte. Aber was willst du mit mir besiegeln? Ich war überzeugt davon, dass du dir nur einen makabren Scherz erlaubst. Artjom, ich verstehe es nicht, wirklich. Ich kann dir kein menschliches Skelett anfertigen. Aus ethisch-moralischen Gründen, es geht einfach nicht! Gern möchte ich dir irgendwie meine Dankbarkeit zeigen. Wenn du oder jemand aus deiner Familie eine Operation benötigt, die in meiner Fachrichtung liegt, dann erledige ich das selbstverständlich gern und kostenlos. Ich kann dir nur meine Dienste als Arzt, besser als Chirurg, anbieten oder Geld, wenn es doch darum geht.«
Nun schien seine Miene leicht missgestimmt.
Seine Stimme klang etwas rauer:
» Henryk, ich sagte es schon einmal, Geld interessiert mich nicht. Ich besitze mehr als genug davon. Also fange ich mal anders an. Ich habe dich und dein Umfeld nun schon seit Monaten von einer Privatdetektei in Hamburg überwachen lassen. Alle noch so kleinen, vor allem schmutzigen Details bekam ich übermittelt. Es sind die, die auch deinen Anästhesiearzt überführt haben. Ich kenne die Organisation in Russland, für die er arbeitet, und der er die ganzen Medikamente verkauft hat. So kam eines zum anderen.
Weißt du, warum er d ich beim Finanzamt angezeigt hat? Weil ich ihn dafür bezahlt habe! Ich war es, der alles ins Rollen gebracht und auch ihn manipuliert hat. Er denkt, er kommt heil aus der Nummer heraus, das wird er aber nicht!
Dr. Eckhard ist überzeugt davon, dass die se mächtige Verbrecherorganisation dahinter steckt, um dich loszuwerden.
Die wissen aber von nichts und werden ihn, sobald etwas von dem Medikamentenhandel an die Oberfläche kommt oder mit denen in Zusammenhang gebracht wird, liquidieren!
Nur d er Ordnung halber …
Warum also mein Affentheater?
Als ich damals im Warteraum mit Jekaterina saß, hast du im Nebenraum mit deiner Frau telefoniert. Ihr habt in der Klinik so hellhörige Wände, dass ich alles mit angehört habe. Du hast zu ihr gesagt, dass du nur noch eine kurze Besprechung mit einem prolligen neureichen Russen und seiner behinderten Tochter hast, und dann nach Hause kommen würdest. Dafür hätte ich dir am liebsten deine Nase gebrochen. Du warst so
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