212 - Das Skelett (German Edition)
Fichter, recht gut geht.
Da ss Ihnen solch ein unglücklicher Unfall kurz vorm Betreten des Verlagsgebäudes geschieht, war ein Wink des Schicksals. Wir hätten Sie doch einweihen sollen, dann wären Sie sicherlich nicht so aufgewühlt zur Arbeit gefahren. Aber das lässt sich leider nicht mehr ändern. Nun erzähle ich Ihnen die ganze Geschichte, die eigentlich nur auf einer Wette beruht. Herr Dreihorn, unsere Ehefrauen und ich waren wie schon erwähnt, letztes Jahr in den französischen Alpen. Ich kann doch nichts für mein gutes Aussehen, für mein Talent und Erfolg als Arzt und ein paar andere gute Eigenschaften. Vielleicht bin ich ja so ein Sonntagskind, das mit Glück überflutet wird.
Mir gelingt halt eine Menge.
Bei einem angeregten Gespräch während eines Essens meinte Helmut zu mir, der Verlag hätte schon seit vielen Monaten kein vernünftiges Manuskript mehr bekommen, das die Chance auf einen sehr guten Rang in den Bestsellerlisten hätte. Übermütig antwortete ich ihm – dann schreib ich dir einen solchen Roman!
Lautes Gelä chter - sie hatten mich gepackt …
So kam eines zum anderen, Helmut stellte nur eine Bedingung.
D as Manuskript müsste noch vor Ihrem Renteneintritt auf Ihrem Schreibtisch landen, ich habe es gerade soeben geschafft.
Ich vermutete, dass sie es erst lesen und danach mit Herrn Dreihorn besprechen würden. Auch diese Wette habe ich gewonnen.
Alles , was Sie gelesen haben, entsprang nur meiner dunklen Fantasie, es gibt keine russischen Bösewichter, und ich habe niemandem etwas angetan. Ich liebe mein Leben viel zu sehr, ich würde es nicht wollen, dass es so endet wie niedergeschrieben!
Auch in meiner Ehe ist alles bestens, ich habe nur aus den kreativen Regionen meines Gehirns nach einem ungewöhnlichen Stoff gesucht und mich bedient. Bitte verzeihen Sie uns. Herr Dreihorn meinte, wenn Sie es für gut befinden, würde er es als Buch herausbringen. Sie waren die Erste, die meine Zeilen gelesen hat.
N iemand kennt den Inhalt, auch meine Frau Beate und Herr Dreihorn nicht.
Jetzt kommt der für mich große Moment, wie hat Ihnen mein Werk gefallen ? «
Louises Gesichtsfarbe hatte sich fast normalisiert, ihr gesamtes Befinden war wie berauscht. Natürlich war sie heilfroh, dass alles nur ausgedacht war.
N un war sie am Zug:
» Tja, lieber Dr. Dachsler. Sicherlich können Sie für den Unfall nichts, und ich glaube Ihnen beiden, dass es Ihnen leidtut. Aber einer alten und vor allem kranken Frau solch eine Lektüre unterzuschieben, das grenzt schon an Körperverletzung. Dieses Buch hat mir letzte Nacht den Schlaf geraubt, aber nicht, weil es gut wäre, nein sicherlich nicht. Es ist nur unmenschlich grausam, aber es reicht nicht, um Leser wirklich zu fesseln. Selbst nach meiner einfühlsamen Lektoratsarbeit würde ich nicht empfehlen, es zu veröffentlichen.
Denn in meiner Branche darf ich mich zu den Besten zählen! Sorry, aber alles gelingt Ihnen mit Sicherheit nicht. Wie heißt es so schön:
„Schuster , bleib bei deinem Leisten.“
Genau das empfehle ich Ihnen, Dr. Dachsler. Bitte verlassen Sie und Herr Dreihorn nun mein Krankenzimmer, ich möchte mit meiner Tochter allein reden . «
Herr Dreihorn und Dr. Dachsler sahen sich an und verstanden. Henryk war doch ein wenig die Bräune entflogen, er ärgerte sich, hatte er doch ganz andere Erwartungen. Er musste aber noch etwas mit ernstem Gesicht loswerden:
» Ich verstehe, dass Sie aufgebracht sind, Frau Fichter. Schade, dass Sie meine Zeilen nicht begeistert haben, da war ich wohl zu voreingenommen und euphorisch. Aber dennoch vertrauen und folgen Herr Dreihorn und ich Ihrer Empfehlung aufgrund Ihrer großen Erfahrung.
Wenn es nicht reicht, dann reicht es eben nicht. Für Ihre Mühe und als kleine Entschädigung für dieses leidvolle Ende schenke ich Ihnen Ihre geplante Reise. Wenn Sie mögen, nehmen Sie ihre Tochter mit, ich zahle das Ganze wirklich gern.
Auf Wiedersehen und gute Besserung ! «
Der gute D oktor und Herr Dreihorn wollten sich verabschieden und Louise die Hand reichen. Louise lächelte sie beide strahlend an und musste auch noch etwas loswerden:
»Unser Verlag wäre ja bescheuert, wenn er diesen Thriller nicht veröffentlichen würde. Lieber Dr. Dachsler, sie sind wohl doch ein Multitalent. Es ist spannend bis zur letzten Seite. Ungewöhnlich für jemanden, der solch ein Milieu nicht kennt. Toll, wirklich!
Mit einigen Änderungen kann es bis ganz nach oben kommen. Natürlich nur, wenn „ich“ es
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