Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
212 - Das Skelett (German Edition)

212 - Das Skelett (German Edition)

Titel: 212 - Das Skelett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Graser
Vom Netzwerk:
stattlicher Herr in edlem Zwirn stellte sich mir vor.
    Ein Deutsche r namens Rüdiger Niemeyer, seiner hübsch geprägten Visitenkarte nach Manager des Etablissements. Seine alten verheilten, aber deutlich sichtbaren Blessuren beichteten mir, dass er mal ein Boxer gewesen sein musste. Wir betraten das herrliche Gebäude. Im Eingang standen zwei attraktive, aber schon ältere Ladys, schon weit über vierzig. Sie kontrollierten den Einlass und nahmen wohl von Gästen den Eintritt entgegen. Wir liefen lächelnd an ihnen vorbei, und Rüdiger Niemeyer zeigte mir so ziemlich alle Räumlichkeiten. Alle beiden Etagen waren im Prinzip zwei große Gasträume, aufgeteilt durch diverse Bars und Sitzgelegenheiten und zwei kleineren Tanzflächen. Hier würde später sicherlich gestrippt – stellte ich mir wieder vor. Und es gab einen kleinen Souvenirshop, an dem liefen wir aber vorbei, dieser verwirrte mich vollends. Die Einrichtung war edel bis überladen. Die dominanten Farben waren Rot, Blau und Gold. Viel Plüsch, Spiegel und riesige Gemälde schmückten die stuckverzierten Wände. An den Decken hingen übergroße Kristalllüster. So wie ich mir ein Bordell oder Cabaret in Paris um 1900 vorgestellt hatte.
    An den diversen handgeschnitzten Holztresen sowie an den Tischgruppen mit den einladenden Plüschsesseln bedienten weitere „Irinas“ – auch südamerikanische, allesamt leicht bekleidete Schönheiten. In meinem kleinen Hirn vergab ich weiter Noten, sie lagen alle weit über einer Sieben.
    Ich zählte mindestens fünfzehn oder mehr Damen, aber ich sah keinen männlichen Bediensteten, außer meinen Führer.
    Das konnte ja heiter werden. Ich stellte meine Fragen zurück und Rüdiger Niemeyer bot mir gleich das Du an. Das Haus war gut besucht, aber genügend Plätze waren dennoch frei, man konnte sich überall gut bewegen.
    Von allen Seiten vernahm ich angeregte Gespräche.
    An einer Bar tranken wir zw ei Q-Wodkas zur Begrüßung, und gleich löste sich meine Zunge.
     
    »Rüdiger, kann ich hier mit meiner Schrankwand einziehen ?«
    Er lachte und nickte.
    »Ja, das verstehe ich gut und Tausende andere wohl auch. Es ist noch früh, lass uns in mein Büro gehen, da ist es ruhiger.
    In einer Stunde bekommen wir hier kein Bein mehr auf die Erde. Ich soll dir einen unserer Juristen vorstellen, er ist aber noch nicht ein getroffen. Er kommt mit dem Hubschrauber so gegen dreiundzwanzig Uhr, also kann ich dir noch ein paar Dinge erzählen.«
    Hmm, ach so!
    S o folgte ich ihm, nun doch angespannter. Sein Büro war die Kommandozentrale der Sicherheitsleute, drei an der Zahl. Sie sahen aus, wie solche Leute halt aussehen. Noch einen Kopf größer als ich und muskulöser. Rüdiger stellte sie mir vor, auch sie waren höflich, allesamt Russen. Mindestens zwanzig Bildschirme zeigten so ziemlich jeden Winkel des Gebäudes und den Außenbereich nach hinten, den hatte er mir noch nicht gezeigt. Ich war baff, und mein Gehirn signalisierte mir, dass irgendetwas in meinem Puzzle fehlte. Mir wurde gleich auf die Sprünge geholfen, nachdem wir auf einer bequemen Ledercouch Platz nahmen, und ich noch ein Wasser bekam. Konnte Rüdiger Gedanken lesen?
    »Artjom hat mir erzählt, dass du bald Mitgesellschafter seiner Firma sein wirst , und ich dir über diesen Geschäftszweig schon mal das Wichtigste erzählen solle. Also gehörst du zu unserer besonderen Familie.«
    So schnell k ommt man zu einer neuen Familie. Ich war erstaunt, aber auch freudig erregt, das muss ich unverblümt gestehen.
    Aus ihm blubberte es wie aus einem Wasserfall:
    »Dieser Club hier war der Zweite seiner Art, der Erste entstand vor zwei Jahren in Barcelona. Mittlerweile gibt es vier auf der Welt, und es werden weitere folgen.
    An zw ei neuen Villen wird derzeit gebaut, wir sind noch konkurrenzlos. Mal sehen, wann die ersten Nachahmer auf der Bildfläche erscheinen werden. Artjom erzählte mir auch, dass im nächsten Jahr ein Club in Hamburg entstehen soll. Solche Paläste in nördlichen Ländern aufzubauen, ist komplizierter.
     
    Man kann die Terrassen und das Außengelände nicht so viel Tage im Jahr nutzen, aber er will es so. Dort werden diese Flächen halt mit einem Wintergarten überbaut, wie in London. Er ist für mich einer der kreativsten Menschen unter der Sonne. Es wird auch in Deutschland oder sonst wo funktionieren, davon bin ich überzeugt. Ich kenne ihn nun schon fast zwanzig Jahre, er hat ein Goldhändchen sondergleichen. Obwohl ich nicht all seine

Weitere Kostenlose Bücher