212 - Das Skelett (German Edition)
Deutschland. Und dennoch war meine Klientel anders zusammengesetzt als die potenziellen, die ich in Marbella oder in den nächsten Wochen antraf. Das gab mir zu denken, es war für mich als Person ernüchternd. Hier im „Simple“ saß ich mit mehreren Milliarden Euro, Dollar und Schweizer Franken zusammen. Im Laufe der Nacht erfuhr ich so einiges, auch über die sehr speziellen Charaktere dieser Spezies.
Mit meinen beiden zappelnden El fen saßen wir mit neunzehn Personen zusammen. Auch hier floss Q-Wodka in Strömen, und die Damen tranken Magnumflaschen Champagner. Dawid Rosenberg, seines Zeichens Diamantenhändler aus Antwerpen, ließ es sich nicht nehmen, die ganze Rechnung für alle zu begleichen. Der Betrag war sicherlich höher als der größte Teil aller jugendlichen Gäste im Bereich der Normalsterblichen im Jahr verdiente. Spaß hatte ich nicht wirklich, aber es war überaus interessant, den einen oder anderen zu beobachten. Die Party war noch längst nicht zu Ende, denn Dawid lud alle auf seine bescheidene Yacht ein. Diese gehörte zu den schwimmenden Hochhäusern, einfach nur gigantisch. Dort traf ich dann auch das erste Mal auf mein späteres erstes Opfer.
Es war Rosenbergs sieb zehnjährige, bockige Tochter Charlotte. Ich glaube, sie hasste jeden einzelnen Menschen auf diesem Schiff und auch auf dem ganzen Planeten einschließlich sich selbst. Eigentlich hatte ich sie nur wahrgenommen, weil sie ihrem Dad eine Szene lieferte. Dawid ertrug es mit Humor, niemand nahm sie für voll. Charlotte war als Person auch nicht markant oder gar auffällig hübsch. Nein, sie war eine graue Maus, die nur zufällig den falschen Vater hatte.
In dieser Nacht brannte n sich viele neue Eindrücke in mein Bewusstsein. Spaß definiert sich über die Menschen, mit denen man sich umgibt. Nach etwa einer Stunde verließ ich mit meinen beiden Glücksbringerinnen das schwimmende Hotel des überladenen Luxus. Fast heimlich, ohne mich von irgendjemand zu verabschieden. Meine kleine Yacht gefiel mir viel besser, und ich wollte mit den geschmeidigen Körpern Spaß haben. In den letzten Stunden entdeckte ich in mir eine neue Fähigkeit, ich konnte Gedanken lesen. Alle Männer, denen wir in den letzten ereignisreichen Stunden begegneten, verzehrten sich nach Irina und Anastasia, obwohl sie teilweise auch hübsche Frauen an ihrer Seite hatten. Die meisten Kerle hatten in ihren Gedanken schmutzigen Sex mit meinen beiden Häschen. Ich sah es klar vor mir!
Alle Menschen sind gleich ; alle essen und trinken vom ersten Tag an, altern – wenn sie Glück haben - und müssen sterben. Nur die Zeit dazwischen ist für jeden anders. Ich wollte jeden Tag nur noch besonders gestalten und berauschte mich an meiner neu gefundenen Weisheit.
Aber w as hatte Roger Millhand zu mir gesagt? „Artjom Chlebnikov überlässt nichts dem Zufall.“
Ja, so war es. E s dauerte nicht mehr lange, bis jede Faser meines jämmerlichen Daseins es endgültig begriff.
Kapitel 1 2
Um genau zu sein - neunzehn Tage …
Dann traf ich nach einem Bombardement von Glücksmomenten, das erste Mal wieder auf Artjom Chlebnikov. Bis auf zwei Tage, die ich zwischendurch in Hamburg verweilte, hielt ich mich nur auf meinem Bötchen im Hafen von Marbella auf. Meine beiden Spaßbomben Irina und Anastasia erhielten einen Spezialauftrag und verließen mich mit einer Träne im Auge. Ich war auch traurig, mir fehlte etwas – also rief ich bei Target an und erhielt Ersatz namens Olivia. Eine feurige Brasilianerin, die nun schon eine ganze Woche nicht von meiner Seite wich. Artjom und Michail warteten auf dem Flughafen von Marbella auf uns. Wir bestiegen seinen Privatjet und hoben ab, er wollte mir etwas zeigen …
… zeigen? Nein!
Wir flogen Richtung Antwerpen, und er bereitete mich vor. Auf ein neues unbeschwertes, aber auch todbringendes Leben. Michail vergnügte sich vor unseren, meinen Augen mit Olivia, im Flugzeug – auf den weichen Ledersitzen, sodass wir an ihrer Szenerie nicht gänzlich vorbeischauen konnten. Ich weiß nicht, was mich mehr aus der Fassung brachte. Michails Handlungen an „meiner“ Target-Amazone oder Artjoms folgende Worte. Ihm entging mein Gesichtsausdruck natürlich nicht. Er lachte mal wieder extrem laut.
» Hey, Henryk, was ist nur los mit dir? Mittlerweile musst du doch begriffen haben, dass es nicht dein alleiniges Privileg ist, unsere Target-Mitarbeiterinnen zu vögeln! Wenn du eine Frau nur für dich allein haben willst, such dir eine.
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