212 - Das Skelett (German Edition)

Wenn du ebenso wie wir, unkomplizierten Spaß mit optischen Traumfrauen haben willst, nimm es so hin und genieß es. Wenn ich dir ins Gesicht schaue, bekommt man ja fast ein schlechtes Gewissen. Mann, bist du wirklich so besitzorientiert oder einfach nur kompliziert?
    Diese bezaubernden Wesen sind nur Mittel zum Zweck – garantiert nicht zum Verlieben oder für Paarbildungen im herkömmlichen Sinne geeignet.
    Glaub es mir einfach und schreib es dir hinter die Ohren !
    Vielleicht legst du mal eine Pause ein und begibst dich auf die Suche nach einer Frau für dein Herz.
    Vielleicht ändert sich erst dann deine Einstellung, zu jener einfachen und schönen Annehmlichkeit, die ich mit Target geschaffen habe. Es sollte für wenige eine Bereicherung sein und gewiss keine Belastung. Die Mädchen bringen keine Gefühle ein , und wir Männer sollten es tunlichst auch nicht. Wir setzen sie zur Befriedigung unserer Lust und für unsere geschäftlichen Interessen ein. Ihr Erfolg liegt bei einhundert Prozent. Wenn zum Beispiel der Staatsanwalt, der deinen Fall bearbeitet hat, den Ausführungen von Rechtsanwalt Boerner nicht gefolgt wäre, hätten wir eine unserer Damen auf ihn angesetzt. Wir hätten ihn in irgendeiner Art und Weise kompromittiert und beeinflusst. Das funktioniert, die Begierde, nein simpler Sex ist ein mächtiger Schlüssel. Weibliche Waffen setzen Geheimdienste schon seit vielen Jahrzehnten ein. Ich benutze nur die Schönsten, nicht die Klügsten, weil die meisten Kerle sowieso nur mit ihrem Schwanz denken! So, genug zu diesem Thema, ich dachte eigentlich, du hättest es längst begriffen . «
    Er schaute mich fordernd an. Ich versuchte cool auszuschauen, aber Artjom blickte tief in meine Hirnwindungen. Ich versuchte, meine Antwort mit Bedacht zu wählen:
    » Ich weiß doch, wie es mit den Target-Häschen läuft, und das ist auch wunderprächtig. Wirklich! Mich irritiert es nur ein wenig, dass er es mit ihr, fast vor unseren Augen treibt. So etwas habe ich eben noch nicht erlebt, auch nicht in meiner turbulenten Studienzeit. Ich bin halt nicht so abgezockt wie ihr . «
    Wieder lachte er widerlich laut.
    »Vergiss es. Kannst du dich noch an Charlotte Rosenberg erinnern?«
    »Ja, schemenhaft – wieso?«
    » Wir treffen uns heute Abend mit Dawid und besprechen das Ableben seiner Tochter.
    Sie wird sozusagen das Gerüst des Skeletts werden . «
    Artjom schaute wieder tief in meine Augen und wohl noch tiefer in meine Seele.
    Ich dachte , ich wäre auf derartige Gespräche vorbereitet gewesen, ich hatte es mir nur eingeredet.
    Mir wurde heiß und kalt, meine Füße fingen an zu zittern, meine Beinmuskulatur flatterte. Ich wollte mich wieder einmal wegbeamen, aber wohin? Er oder seine Schergen würden mir überall hin folgen, das war so sicher wie irgendetwas.
    Michail und Olivia waren fertig und strahlten über beide Ohren. Ich sah es nur aus den Augenwinkeln, sie lächelte mich an und zwinkerte mir zu. Cool – sie zogen sich zu den hinteren Sesseln zurück, unser Gespräch interessierte die beiden nicht im Geringsten.
    Die Stewardess servierte eiskalten Q-Wodka und Wasser zum Nachtrinken. Diese kurze Pause, und der Alkohol halfen mir nicht wirklich. Ich stammelte:
    »Was ? Wir besprechen den Mord an seiner Tochter? Der eigene Vater bespricht bei einem Dinner den Tod seines geliebten Kindes?
    Und ich soll s i… «
    Artjom unterbrach mich provozierend:
    »Behagt es dir nicht ? «
    »Behagt es mir nicht? Ich könnte brechen, was seid ihr nur für eiskalte Menschen. Sie ist ein Teenager, die ihr ganzes Leben vor sich hat. Warum will ihr Vater sie loswerden, ich bekomm es nicht in mein Hirn.«
    »Henryk, vielleicht habe ich mich doch in di r getäuscht und sollte dich einfach aus dem Flieger hinausschmeißen. Beruhige dich erst einmal – aber schnell! Wir landen sowieso in wenigen Minuten, anschließend fahren wir gleich zum Hotel und reden dann weiter . «
    Ich wollte noch etwas entgegnen, er verhinderte es mit einer kleinen Geste seines rechten Zeigefingers. Er richtete ihn in meine Richtung, kurz vor meinem Mund stoppte er, ich erschrak und verstummte. Ich war so aufgelöst, dass ich wahrscheinlich weiter nur dummes Zeug gesäuselt hätte, das wusste Artjom genau.
    E r beschützte mich, in diesem Moment hätte ich unflätige Ausdrücke benutzt, die ihn wahrscheinlich dazu genötigt hätten, mir wehzutun.

Kapitel 1 3
     
    Vom Flughafen wurden wir von einer Limousine abgeholt. Sowohl die letzten Minuten im Flieger