212 - Das Skelett (German Edition)
mehr und wusste nicht, wie ich jetzt noch weiterleben sollte. Artjom verschwand kurz in einer der Kabinen. Michail und die anderen beiden beäugten mich mit finsteren Gesichtern. Ich glaube, sie verstanden nicht im Geringsten, wie ich mich fühlte. In ihrer Welt war es sicherlich ungewöhnlich, wie ich mich verhielt. All das ging mir durch den Kopf, so verdrängte ich erst einmal den letzten Gesichtsausdruck von Martha del Bosco. Diesen würde ich nämlich niemals mehr vergessen!
Ich sah nun auch ein Grinsen in Michails Gesicht, das verstörte mich nun völlig.
Was war hier los? Was für Barb aren befanden sich hier an Bord?
Ich zitterte am ganzen Leib, aber nicht wegen der leichten Unterkühlung. Meine Zähne klapperten so laut aufeinander, dass einer der Kosaken meinen Kopf festhalten wollte. Das störte ihn, ich verbog meinen Körper. Mein Hass gegen diese Männer stieg ins Unendliche, ich wünschte sie mir tot.
Einfach nur tot! Ein Blitz sollte jetzt und hier einschlagen und als Erstes die beiden Kosaken treffen.
Michail und Artjom nicht? Verlor ich meinen Verstand? Sie waren genauso schuldig , und ich wollte sie schützen, einfach nur krass.
War ich doch schon dem Wahnsinn verfallen?
Als ich dann Artjom sah, verstand ich, warum Michail plötzlich grinste, er kannte seinen Freund besser als ich. Er hatte eine kleine Maschinenpistole in der Hand. Ich hielt noch nie eine Waffe in meinen Händen, weil ich den Wehrdienst verweigerte. Dies war eine kleine handliche israelische Uzi – wieder half mein Filmwissen.
Artjom hielt eine kleine Ansprache an die beiden Kosaken, ich verstand nicht ein Wort. Trotz aller Härte und ihrer abgebrühten kalten Ausstrahlung nahm ich bei ihnen ungläubiges Entsetzen wahr.
Sie schauten sich an , schmunzelten nur schräg und warteten ab. Worauf?
Artjom setzte sich neben mich und machte mir ein Angebot:
» Henryk, hast du geglaubt, ich lasse dich einfach so sterben?
Nein, du wirst funktionieren und einsehen, dass es sich lohnt zu kämpfen. Du wirst es schon noch begreifen. Ich habe den beiden erklärt, dass ich dir die Wahl lasse, dass sie weiter leben dürfen oder dass du sie gleich hinrichtest. Wenn du sie begnadigst, zahle ich ihnen sogar künftig das Doppelte. Wenn du sie aus Rache erschießt, verstehe ich es, wirklich! Männer müssen so handeln. Die haben nicht nur deine Frau vergewaltigt, sondern auch noch mit Martha ihren Spaß gehabt und sie geschlagen. Das hatte ich alles nicht befohlen, aber auch nicht untersagt. Entscheide du, bist du ein Mann oder ein verzeihender Christ?«
Der E ine, der Deutsch verstand, übersetzte für seinen Kumpel.
Sie lachten und standen nun ganz relaxt in der Nähe der Stelle, wo ich Martha von Bord stieß. Der Deutschkundige rief mir zu:
» Los, du Weichei, schieß! Du triffst ja nicht mal ein Hallentor, außerdem scheißt du dir vor Angst in deine Designerbadehose.
Du bist nicht besser als die beiden Analhuren, die wir für dich bearbeitet haben. Weil du es einfach nicht bringst . «
Wieder übersetzte er für seinen Kumpel, sie bogen sich beide vor Lachen.
Bei mir brannten die letzten Sicherungen durch, ich griff beim Aufstehen nach der Waffe und rief Artjom laut zu:
»Gib sie mir, ich radiere diese beiden Primaten ein für alle Mal von der Erde!«
Er gab sie mir n icht, stellte sich hinter mich, entsicherte das Ding, drückte sie in meine Hände und hielt sie für mich mit fest. Artjom zielte in Richtung der beiden Vergewaltiger und schrie mich an:
» Drück den verdammten Abzug!«
Ich tat es, die Feuerkraft riss meine Hände hoch, Artjom hielt sie für mich nach unten, beide wurden mehrfach getroffen, quasi durchlöchert. Auch mein schönes Boot wurde in Mitleidenschaft gezogen, Holz und Kunststoff vom Deckaufbau an der Kante zerfetzt.
Einer wurde von der Kraft der vielen einschlagenden Kugeln über Bord gedrückt.
D er andere lag bewegungslos auf dem Deck und verschmutzte es mit seinem teuflischen Blut. Wir hatten wohl mehrere Arterien getroffen, die Blutlache wurde immer größer.
Artjom ruckelte an meinen Händen, ich wollte das Teil nicht mehr loslassen. Den Abzug drückte ich immer noch, aber das Magazin war leer. Das Geräusch jeder einzelnen Kugel befriedigte mein Gewissen. Es war auf eine seltsame Art und Weise befreiend, nur was hatte sich geändert? Nichts, ich hatte doch nur Knechte beseitigt, um ein weiterer zu sein. Artjom suchte ein Handtuch und rieb gründlich unsere Fingerabdrücke von der
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