212 - Das Skelett (German Edition)
verdrehen die Fakten und lassen sich manipulierte Beweismittel eines rachsüchtigen Denunzianten unterjubeln.
Ihr wackliges Gerüst wird Ihnen wie Dunkles aus dem Klo um die Ohren fliegen!
Sie haben absolut einseitig ermittelt. Wollen Sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen einen in der Gesellschaft angesehenen und sozial engagierten Arzt – brandmarken oder besser ruinieren? Allein die letzten Berichte in den Medien werden den Geschäftsablauf der Klinik empfindlich stören und etwaige Kunden abschrecken. Was sollten Ihre vorschnellen Beschlüsse? Sie haben hier einen ehrbaren Bürger vor sich und keine Rotlichtgröße vom Kiez, den Sie schon einige Male belangt haben.«
Sie hielt ihre Hand hoch, stoppte jegliche Reaktion mit ihrer kleinen Geste. Er wollte etwas entgegnen, aber sie schwadronierte weiter:
»Mein Großvater und meine Wenigkeit haben erst gestern von dieser unangenehmen Farce gegen Dr. Dachsler erfahren.
Schon nach wenigen Minuten hatten wir diese ausgeschmückte Scharade des ach so feinen Anästhesisten durchschaut.
Auch oh ne vorliegende Ermittlungsakte …
Wir haben von Düsseldorf aus eine Hamburger Detektei beauftragt. Die haben noch in der Nacht herausgefunden, was der gute Dr. Eckhard mit jenen Narkosemitteln gemacht hat. Er hat sie verkauft und so ein erquickliches Sümmchen in den zurückliegenden Jahren damit erzielt.
Das erfüllt mehrere Straftatbestände, hier soll ten Sie sich mal ins Zeug legen! Die Beweise dafür legen wir Ihnen in den nächsten Tagen vor. Wie kann es sein, dass private Ermittler in nur wenigen Stunden diese Ungeheuerlichkeiten aufdecken und nicht Ihre Erfüllungsgehilfen, die seit Monaten kräftig ermitteln? Staatsanwalt Teschner, Sie haben kläglich versagt. Haben Sie die hiesigen Strafverfolgungsorgane nicht im Griff? Wir werden die Ermittlungsakte tranchieren und alle beteiligten Beamten und ihr Vorgehen genauestens durchleuchten.
G egebenenfalls gegen einzelne Disziplinar- und Strafverfahren einleiten. Ebenso behalten wir uns eine Schadenersatzkla…«
Nun unterbrach der Staatsanwalt ihren Redefluss doch energisch und entgegnete zornig:
»Jetzt hören Sie aber mal auf. Was nehmen Sie sich heraus? Wir habe…«
Nun unterbrach die graue Eminenz, Professor Boerner, versöhnlicher und lächelnd.
Was für ein Schauspiel.
»Verehrter Kollege, ich bitte um Nachsicht. Meine Enkeltochter ist ein emotionaler Mensch und ein wenig zu weit vorgeprescht. Dennoch teile ich weitestgehend ihre Einschätzung. Hier hat eine Vorverurteilung stattgefunden. Lassen Sie uns das korrigieren und eine einvernehmliche Lösung finden, mit der beide Seiten leben können.«
Der Alte schaute sie nur an. Susanne Boerner stand vom unbequemen Stuhl auf und ermunterte mich, das Büro des Staatsanwaltes ebenso zu verlassen. Sie nahm sich aus dem Spiel und überließ den beiden alten Juristen alles Weitere. Ihr Ansehen bei mir war erheblich gestiegen. Nichtjuristen wie ich mögen solche Auftritte.
I n der folgenden Wartezeit draußen in einem kleinen Café unterhielten wir uns angeregt. Sie erklärte mir kurz ihr Vorpreschen, das hätte ein Anwalt aus Hamburg mit Verstand nie gemacht. Denn dieser würde immer wieder auf den gleichen Staatsanwalt, beteiligte Justizbeamte, Polizisten, Steuerfahnder und Richter treffen. Er wäre in gewisser Weise immer wieder von deren Entgegenkommen, von Kleinigkeiten abhängig.
Mit so einem Verhalten würde ein Jurist sich seine Arbeit mit Sicherheit erschweren. Dies entsprach nicht den meist sachlich und förmlichen Umgangsregeln in diesem Metier. Für solch einen Trommelwirbel installierte man oft einen Juristen aus einer weiter weggelegenen Stadt, der wahrscheinlich nicht so schnell wieder auftauchen würde. Ihr Großvater hätte solch ein Vortrag aber nirgendwo gehalten. „Alte Schule“ halt. Ich war noch mehr beeindruckt. Nach einer Stunde gesellte er sich lächelnd zu uns und erzählte mir das erzielte Resultat.
Für mich war es nach den letzten Ereignissen, unvorstellbar – gut.
Sämtliche Beschlüsse wurden mit sofortiger Wirkung aufgehoben, Sicherheitsverfügungen zurückgezogen. Zumindest bis auf weiteres.
B is die Beweise für jene strafbaren Handlungen des Dr. Eckhard vorlagen und somit das Motiv eines Rachefeldzuges gegen meine Person auch eindeutig belegt wären.
Bis zu die sem Zeitpunkt wurde eine Sicherheitsleistung in Höhe von fünf Millionen Euro vereinbart. Die Überweisung wurde von der Kanzlei Boerner & Partner
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