212 - Das Skelett (German Edition)
wie ich dachte. Mir bot sich ein wunderschöner Bilderreigen, diese herrliche Natur vergaß ich wieder schnell. Seltsam, schöne Dinge lösen sich rasch auf, böse manifestieren sich in unserem Gedächtnis!
Wir landeten an der Küste, in der Nähe seines Hauses. Es war später Nachmittag und noch sehr heiß. Von seinem Ferienhaus war ich enttäuscht, meine Erwartungen wurden nicht erfüllt.
Ich hatte wohl ein e riesige Villa mit vierhunderttausend Quadratmeter Grundstück oder so erwartet.
Nein, es war ein recht kleines Haus mit strahlend weißer Fassade und kleinem Garten. Traumhaftschön gelegen, ja! Auf einer Anhöhe mit Meerblick und den Berg Viglós im Rücken.
Schön, aber von einem Superreichen hatte ich mehr erwartet. In der Mitte des Grundstücks gab es einen kleinen Pool, in dem seine Tochter herumtollte. Sie winkte mir freundlich zu, ich ebenso zurück. Ich hatte vor einem Jahr ihre leicht abstehenden Ohren angelegt. Eine einfache Korrektur, die bei einer Vierzehnjährigen sicher nicht notwendig gewesen wäre, mir war es damals natürlich gleichgültig. Sie war danach glücklicher und ihr reicher Dad ebenso. Bei dieser Gelegenheit hatte er mir seine Karte überreicht. Er zeigte mir persönlich das Haus und alle (wenigen) Räumlichkeiten.
Mein Gästezimmer war funktional eingerichtet und sauber, aber recht klein. Alles hier war einfach, nett, mehr aber auch nicht. Mein Gesicht muss Bände gesprochen haben …
Artjom ging aber noch nicht darauf ein, ich sollte mich frisch machen, was ich auch tat. Im Anschluss daran saßen wir auf der gemütlichen Terrasse, die scheinbar glühend rote Sonne ging langsam unter, dieser Anblick raubte mir den Atem. Es roch angenehm nach Zitronen, das nahm mein Geruchssinn noch wahr. Was dann nach dem Essen aus Artjom heraussprudelte, verwirrte meine sämtlichen Sinne. Alles Schöne entschwand.
Ich wunderte mich schon, dass der Tisch nur für zwei Personen gedeckt war und seine Tochter und der Bodyguard nicht mehr anwesend waren. Niemand befand sich mehr in unserer Nähe. Es war so herrlich still, ich genoss es zuweilen. Artjom servierte wirklich gekonnt einen gebratenen Fisch und kleine Kartoffeln in Öl. Es war wirklich lecker. Während des Essens musterte ich ihn sehr genau. Er war nur mittelgroß, vielleicht ein Meter siebzig, aber sehr muskulös und stämmig. Sein volles dunkles Haar kurz und akkurat geschnitten, nicht ein Haar saß schief. Vielleicht hatte er die Mitte fünfzig schon angekratzt, schwer zu sagen. Seine sonnengebräunte Haut war fast so dunkel wie seine Augen.
Nicht attraktiv , aber auch nicht hässlich. Abstoßend waren seine Tätowierungen an den kräftigen Unterarmen.
Artjom trug keinen goldenen Schmuck zur Schau, nur einen einfachen schwarzen Chronometer. Auch seine Kleidung war komplett schwarz, T-Shirt und seine kurze Hose, ebenso schwarze Schlappen. Wie bei unserem ersten Treffen trug er nur schwarze Kleidung. Wohl eine Marotte, die er zwanghaft auslebte.
S eine Wein-Auswahl war perfekt, darüber war ich wirklich entzückt. Dann legte er seine undurchsichtige Maske ab und zeigte ein erschreckendes Gesicht. Gruselig? Nein.
Anders, eher sonderbar!
»Nun mein lieber Doktor, was meinen Sie denn, warum ich Sie eingeladen habe?«
Ich lächelte charmant und antwortete ehrlich:
»Ich weiß es nicht, dieser Gedanke hat mich die letzten Stunden sehr beschäftigt.
Sagen Sie es mir, Herr Chlebnikov .«
»Ich denke , wir sollten uns duzen, das erleichtert unser Gespräch erheblich.
Ich heiße Artjom .«
»Henryk, angenehm.«
Er reichte mir seine Hand und drückte kräftig zu, ich hielt dagegen.
»Henryk. D as ist ein seltsamer Name.«
Artjom natürlich in unseren Breitengraden nicht – ich lächelte immer noch freundlich.
» Artjom, wo hast du so gut Deutsch sprechen gelernt?«
D as interessierte mich wirklich und war keine Höflichkeitsfloskel.
»In meiner Dienst zeit bei den sowjetischen Streitkräften habe ich elf Jahre in der ehemaligen DDR verbracht. Dazu gleich mehr. Ich habe dich eingeladen, um dich persönlich einzuweihen und deine Dankbarkeit abzurufen. Du wirst künftig überwiegend für meine Wünsche und Ziele tätig sein. Dein eigenes Leben wirst du hintanstellen und dich unterwerfen für einen Zeitraum von genau fünf Jahre, ab dem heutigen Tag gerechnet.
Das werden wir bald besiegeln! Wenn man dein zu erwartendes Strafmaß für alle Delikte zusammenzieht, hätte dich bei entsprechend schlechter anwaltlicher Vertretung,
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