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2121 - Turm der Visionen

Titel: 2121 - Turm der Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vielsprachige Getuschel hinter ihm interessierte ihn nicht.
    Chap kam an seine Seite und stupste ihn mit einem Bein leicht an. Dann wackelte er erneut voraus, und Trim folgte ihm. Er zögerte kurz, als er das flimmernde Feld erreichte und Chap nicht mehr weiterging.
    Hinter ihm verharrte jetzt alles in atemloser Spannung, Das Getuschel war versiegt, eine geisterhafte Stille lag über dem Platz.
    Chap deutete mit einem Stelzenbein nach innen, ohne zu rasseln und zu scheppern, und er quäkte auch keinen Werbespruch.
    Komm!
    Es war eigentlich kein Wort, das Trim in seinem Verstand hörte; sein Gehirn setzte diesen merkwürdigen, lockenden Ton nur so um. Es war eine Empfindung, ein Ruf, ein Versprechen ...
    Trim konnte nicht mehr klar denken, sein Verstand leerte sich einerseits und wurde andererseits von Eindrücken überschwemmt, die er nicht begreifen konnte. Fremdartig und vertraut zugleich, eine Erinnerung, die nicht von ihm stammte, die viel älter war als die Menschheit, älter als das kollektive Gedächtnis der ersten Vorfahren, das noch in Relikten in den Instinkten vorhanden war. Er fürchtete sich und war doch zu Hause.
    Es war ... Wahnsinn? Oder war das Verborgene in ihm erwacht, das seinen Verstand jetzt klärte? Ein Schritt über sich selbst hinaus?
    Trim hörte den lauten Seufzer nicht, den er ausstieß. Eines nur brannte wie ein Fanal in ihm: Er hatte das Ziel erreicht. Nur noch ein Schritt trennte ihn davon.
    Der Monochrom-Mutant gab sich einen Ruck und tauchte in das flimmernde Feld ein.
     
    *
     
    Als ob er in einen Ozean eintauchte, umgeben von flirrendem, weichem Licht, das ihn umschmeichelte und zu tragen schien ... Trim spürte, wie sich seine Haare aufstellten, wie unter einer starken elektrischen Ladung. Er konnte unbesorgt atmen und sich frei bewegen, und die Sicht war kaum eingeschränkt.
    Trim hatte das Empfinden, als ob eine große Last von ihm fiele, er fühlte sich erleichtert und unbeschwert. Das verzweifelte Sehnen der letzten beiden Tage fiel von ihm ab, die Unruhe, die vielen Fragen.
    Immerhin erinnerte er sich jetzt an seine Gefährten. Er drehte sich langsam in dem flimmernden Feld um und winkte ihnen, dazu wedelte Chap mit einem Spinnenbein. Da folgten sie ihm endlich nach; vermutlich nicht als Einzige, aber Trim achtete weder auf sie noch auf die anderen Wesen, die folgten. Er wandte sich wieder dem Turm zu.
    Er ging ein Stück weiter, sich wohl bewusst, dass er sich nun unter dem gewaltigen Massiv befand. Aber es hatte alles seine Richtigkeit, und das Feld würde wohl kaum ausgerechnet in diesem Moment erlöschen, wenn er sich darin aufhielt.
    Wobei nicht bekannt war, was nun eigentlich mit den Suchenden geschah - erreichten sie alle ihr selbst gestecktes Ziel? Und wenn nicht, kehrten sie dann einfach als Versager zurück oder ...?
    Kurz vor der Mitte spürte er die Nähe seiner Freunde und Gefährten. Sie waren als Erste hier angekommen und hatten nun freie Sicht. Fast gleichzeitig hoben sie ihre Köpfe und schauten nach oben.
    Dort oben war ... Schwärze. Aber nicht irgendeine Dunkelheit, sondern viel mehr, eine geballte, wie pulsierende, jegliches Licht in sich aufsaugende Schwärze. Wie ein ... Schwarzes Loch. Das war der einzige Vergleich, der Trim spontan einfiel.
    Dort oben wohnte der Pangalaktische Statistiker Rik?
    Ja.
    Trim presste die Hand gegen eine Schläfe. Mit fast schmerzhafter Intensität spürte er jetzt die Nähe eines gewaltigen Geistes. Eines mächtigen Wesens, das vielleicht sogar auf der Stufe einer Superintelligenz stand ...
    Der Para-Defensor konnte dem Druck nicht mehr länger standhalten. Er wandte den Blick ab, und um sein schmerzendes Genick zu entlasten, schaute er nach unten. Direkt auf die Spiegelsubstanz des Bodens. In diesem Moment, so, wie er den Turm einst von oben aus dem Augenwinkel entdeckt hatte, fing er nun indirekt einen Blick vom Inneren des Turmes auf; etwas, das hinter der schützenden Schwärze lag. Es war eine sich windende Gestalt mit diffusen Konturen, nichts Greifbares, ein sich ständig veränderndes Erscheinungsbild, aber vielleicht doch organisch.
    Als Trim jedoch wieder nach oben schaute, war von dem Wesen nichts mehr zu sehen. Aber er war sicher, dass Chap bei aller Werbung nichts vorgeflunkert hatte: Rik war hier, in diesem Turm, und sandte seit der Ankunft der Malischen Dschunke über Vision diese lockenden Impulse an den Terraner aus der Milchstraße aus.
    Also musste es auch eine Möglichkeit geben, zu ihm zu gelangen.

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