2129 - Der Gewährsmann
seines Lebens hätte er Benjameen da Jacinta wahrscheinlich nie ohne Beweise über den Weg getraut. Aber dies waren seine letzten Minuten, und es war nur ein Traum, in dem es keine Lügen gab.
„Bitte!", drängte Benjameen, als Cefus Gesicht weiter verblasste.
„Ich habe gewusst, dass ich nicht ewig lebe", kam die Stimme des Medilen wie von weit her. „Das ist nicht schlimm. Es kann jeden Gewährsmann treffen, wenn er sich auf eine Mission begibt."
„Bleu, die Botschaft!"
„Ja", hauchte das sterbende Wesen. Es schaffte es, noch einmal den Kopf zu heben, und sah Benjameen eindringlich an.
Der Arkonide hielt den Atem an. Bleu Cefu war nur noch wie ein Schatten. Seine Gefährtin klammerte sich an ihn, so als versuche sie, ihn festzuhalten.
„In sieben Tagen", flüsterte Bleu Cefu. „In sieben Tagen musst du meinen Leichnam zum Planeten Toko-Ro bringen - hörst du?"
Benjameen da Jacinta nickte heftig, obwohl er den Sinn der Anordnung nicht verstand.
„Zum Planeten... Toko-Ro", wiederholte der Medile stockend. „Du musst ihn dem Stellvertretenden Schwarmer von Aarus-Jima aushändigen..."
Benjameen wiederholte die Worte. Als er geendet hatte, huschte so etwas wie ein Lächeln über die seltsamen, anscheinend messerscharfen Lippen des Bleichhäutigen. Dann fiel Bleu Cefus Kopf zurück auf die Bohlen und zur Seite. Der Blick seiner großen roten Augen erlosch.
Seine Gefährtin löste sich ebenso auf wie der gesamte Sklavenmarkt. Es gab nur noch Benjameen und den Toten, und auch das verblasste. Der Traum war zu Ende.
*
„Benjameen! Ben, hörst du mich?"
Der Arkonide schlug die Augen auf. Er sah Tess' Gesicht über sich. Sie kniete neben ihm und half ihm, als er sich in die Höhe stemmte.
Der Lärm der protestierenden Sklavenhändler auf der Straße stand in krassem Gegensatz zu der Stille des Traums. Sie alle waren wieder da: die Händler, die Arkoniden, die ihnen gegenüberstanden, Tess, Norman und Bleu Cefu; und natürlich die Medilin, die bei ihm hockte und ihn beweinte.
„Bleu Cefu ist soeben gestorben, Ben", sagte Tess. „Dein Traum hat nur zwei Minuten gedauert. Hast du etwas erfahren können?"
„Ja", antwortete der Träumer. „Ich sag es dir später. Jetzt ist es wichtig, dass wir den Medilen an Bord der DRAGON bringen - und dann in die KARRIBO."
„Wir müssen los!", rief Arhan. „Sonst kommen bald die Valenter."
„Er hat Recht, Ben", drängte Tess.
„Schon gut." Benjameen blickte auf den Toten. „Ich glaube, er ist erleichtert gestorben, vielleicht sogar glücklich, weil er seine Botschaft doch weitergeben konnte - oder vielmehr dafür sorgen, dass sie an die richtige Adresse kommt."
„Ich verstehe nicht, Ben."
„Ich soll seine Leiche zu einem Planeten namens Toko-Ro bringen, zu einem Stellvertretenden Schwarmer, was oder wer immer das ist. Das war sein Wille. Ich glaube nicht, dass er aus religiösen Gründen oder dergleichen darum bat. In meinen Augen stellte es eher einen Akt der Kontaktaufnahme dar - aber das werden wir sehen. Wir haben schließlich noch sieben Tage Zeit."
In diesem Augenblick zischten an der Treppe Lähmschüsse auf. Die Arkoniden feuerten mit Paralysatoren in die Menge der Händler, die sich sonst nicht mehr aufhalten ließ. Erst jetzt sah Benjameen, dass inzwischen auch der zweite Schweber mit Ussuf und seinen Leuten eingetroffen war.
Schnell war die Straße mit gefällten Sklavenhändlern gepflastert. Die Arkoniden hatten die Lage wieder im Griff. Als Benjameen sich wieder umdrehte, stieß er einen leisen Schrei aus.
Über der Leiche Bleu Cefus kniete eine ganz in Schwarz gekleidete, humanoide Gestalt. Auch das Gesicht war mit einer Maske bedeckt. Eine Hand des Fremden wischte über die hohe Stirn des Medilen, und als er sie drehte, lag in seiner Handfläche ein daumengroßer, funkelnder Kristall.
„Diesmal bin ich zu spät gekommen", sagte der Fremde, ohne sie anzusehen. „Aber auch ich kann nicht immer so, wie ich will. Ich hätte ihm viel Leid ersparen können, dennoch hat er sein Glück gefunden."
Er stand auf und drückte den Kristall in die Hand der Medilin. Überrascht starrte sie darauf. Dann schlossen sich ihre Finger um ihn. Zusammen mit dem Fremden stand sie auf, und sie folgte ihm, als er ging - wortlos, ohne sich umzusehen. Sie verschwanden in der Nacht.
„Lass sie!", sagte Tess, als Benjameen ihnen nachsetzen wollte. „Ich glaube, sie braucht unsere Hilfe jetzt nicht mehr. Sie hat einen starken Beschützer gefunden, der
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