2129 - Der Gewährsmann
Bewusstsein zurückerlangen würde, stand in den Sternen.
„Da, Ben!", rief Tess.
Der Arkonide drehte den Kopf und sah ein gelb bepelztes Tier aus der Dunkelheit herankommen. Es bleckte die Zähne unter einer geblähten Schnüffelnase. Benjameen ahnte, dass er es mit Bleu Cefus Mörder zu tun hatte. Doch bevor er einen Schuss abgeben konnte, gab Norman einen kräftigen Trompetenstoß von sich und schlug damit das Geschöpf in die Flucht. Mit aufgestelltem Nackenkamm verschwand es jaulend so schnell, wie es gekommen war.
„Der Medile lebt", sagte Benjameen zu seiner Gefährtin. „Aber nicht mehr lange. Wir können nichts mehr für ihn tun, er hat schon zu viel Blut verloren."
„Wir können ihn nicht mehr aufwecken? Auch wenn es unmenschlich klingen mag - wir müssen wissen, welche Botschaft er im Auftrag des Trümmerimperiums weiterzugeben hatte."
„Keine Chance", sagte Ben. „Es sei denn..."
„Was meinst du?", fragte Tess verzweifelt.
„Vielleicht kann ich ihn noch ein letztes Mal mit einem Zerotraum erreichen - falls er noch träumt..."
„Versuche es, Ben!", sagte Tess Qumisha. „Versuch es! Wir passen auf euch auf."
Benjameen da Jacinta nickte und legte sich neben Bleu Cefu auf die Bohlen des Podests, während Tess sich neben die stumme Medilin kauerte und ihr die Hände auf die Schultern legte. Beide sahen sich an.
Die stumme Medilin schien aufspringen und davonlaufen zu wollen. Dann verstand sie offenbar, dass ihr von Tess tatsächlich keine Gefahr drohte.
Die Arkoniden hielten die Sklavenhändler in Schach, die sich in immer größerer Zahl vor dem Stand versammelten. Einen besonders heißblütigen Händler, der mit einer Energiewaffe die Treppe heraufgestürmt kam und wahllos auf sie feuerte, mussten sie mit einem Paralysator betäuben - ein abschreckendes Beispiel für die anderen.
Benjameen zwang sich zur Ruhe. Er griff nach Bleu Cefus Hand. Nur durch langjähriges Training schaffte er es, in dem Chaos um ihn herum einzunicken. Und er schlief, unruhig und oberflächlich, und tauchte tief hinab in seinen Traum...
*
Vor Benjameen lag in einer seltsam verzerrten Umgebung, die von Sekunde zu Sekunde an Farbe verlor, Bleu Cefu. Die Kehle war heil, aber er blutete aus anderen Wunden.
Auf der anderen Seite des bleichhäutigen Wesens kniete die Medilin, die Benjameen bei ihm gefunden hatte. Sie befanden sich auf dem Podest mit den Käfigen. Doch im Gegensatz zur Realität, in der die befreiten Sklaven wieder in sie zurückgeschleppt worden waren, standen sie alle offen und waren leer.
Auch auf den anderen Podesten und Ständen standen alle Gefängnistüren offen. Es gab keine Sklavenhändler mehr, die ihre Opfer quälten und feilboten. Dabei war es heller Tag.
Benjameen da Jacinta wurde klar, dass dies Bleu Cefus Traumbilder waren, seine Visionen, seine Hoffnung. Im Angesicht des Todes produzierte sein Unterbewusstsein diese Bilder.
Bleu Cefu zog seine Artgenossin zu sich heran. Er nannte sie Duari, und sie, die in seinem Traum plötzlich wieder sprechen konnte, antwortete mit seinem Namen. Bleu wäre glücklich gewesen, wenn nicht ein Schatten über diesem Traumglück gehangen hätte.
„Bleu", sagte Benjameen in den Traum des Medilen und seiner selbst hinein. „Bleu, kannst du mich hören? Ich bin ein Freund."
Das Gesicht, unbefleckt, ohne Blut, drehte sich dem Arkoniden zu. Für einen langen Moment sahen sich die beiden unterschiedlichen Wesen an.
Dann sagte Bleu mit schwacher Stimme: „Ich glaube dir. Ich weiß, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Also was kann ich für dich tun?"
„Du weißt es", sagte der Arkonide. „Ich weiß, dass du ein Gewährsmann des Trümmerimperiums bist. Und ich bin ebenso wie du ein Feind des Reiches Tradom. Ich weiß auch, dass du eine Botschaft abzuliefern hast."
„Das werde ich nicht mehr können", kam die Antwort.
Benjameen sah, wie die Traumbilder schwächer wurden, wie sie verschwammen. Er drückte Bleus Hand fester.
„Bleu, wenn du mir etwas über das Trümmerimperium sagen kannst, tu es jetzt!", sagte er beschwörend. „Wir sind allein, du kannst mir vertrauen. Wie lautet die Botschaft und wem sollst du sie überbringen? Vielleicht kann ich es für dich tun. Bitte sag es mir. Oder gib mir einen anderen Hinweis, wie ich Verbündete im Kampf gegen das Reich Tradom finden kann."
Der Medile musterte den Arkoniden. Er schien in seinem, dem für ihn fremden Gesicht lesen zu wollen. In seinem Blick stand kein Argwohn. Zeit
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