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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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brechen würden. Würde der Padischah die Prinzessin nun in ihre Schranken weisen?
    Sherzade hoffte es. Denn die Eröffnung, dass die Göttin in Fleisch und Blut existierte, erstaunte auch die Märchenerzählerin. Das hatte sie bisher nicht gewusst. Und dieses Wissen konnte durchaus auch ihr gefährlich werden.
    Aber Saad gab sich großzügig und stand zu seinem Wort.
    »Kannst du die Geschichte der Göttin Bast erzählen, Sherzade?«
    Sie zögerte trotz ihrer Bedenken keinen Augenblick. »Aber natürlich, mein Herrscher.«
    Aga klatschte in die Hände. »Ja, genau diese Geschichte will ich hören. Danke.« Sie nahm eine Traube vom prall gefüllten Teller neben dem Bett, befeuchtete sie mit ihrer Zunge und versuchte sie Saad in den Mund zu stecken. Aber der Padischah drehte den Kopf weg und nickte Sherzade zu.
    »Beginne.«
    Die Geschichtenerzählerin setzte sich in Position. »Vor vielen Jahren lebte die wunderschöne Göttin Bast unbeschwert im Land der Götter. Die Göttin feierte mehrmals am Tag ausschweifende Feste und gab sich dabei der Wollust hin, denn diese war ihr Lebenselixier. Jedem, der sie begehrte, gab sie sich hin, egal, wer dieser war, wie er aussah oder roch. Dabei spielte es keine Rolle, ob es ein Gott war oder eine Göttin, die um leidenschaftliche Wollust bei ihr nachfragte.«
    Aga hörte Sherzade mit offenem Mund zu, denn die Ausdruckskraft der Geschichtenerzählerin war in der Tat gewaltig. Auch Saad lauschte hingerissen.
    »Doch eines Tages wurde sie der Wollust, die die Götter ihr schenkten, überdrüssig. Und so beschloss die Göttin Bast, auf die Erde hinab zu steigen, denn sie hatte schon viel Gutes über die Menschen gehört, und ihre Neugier kannte keine Grenzen mehr. Denn die Menschen sollten wahre Meister der Wollust sein, den Göttern durchaus ebenbürtig, wenn nicht sogar noch ein wenig lüsterner.« Sherzade nahm einen Schluck des Honigwassers, das ihre Stimme geschmeidig hielt. Sie schnaufte zwei Mal tief und fuhr dann fort: »Die Göttin Bast, die ins Land Egeeti hinab gestiegen war, erfuhr schon bald, dass jedes Wort, das sie über die Wollust der Menschen und deren Liebeskünste gehört hatte, der Wahrheit entsprach. Nie hatte sie sich lüsterner gefühlt als auf der Erde zwischen den Menschen, nie hatte sie ausschweifendere Feste gefeiert, von den Menschen Orgien genannt. Sie förderte dieses Leben in Wollust, wo immer es möglich war. Allerdings gab es etwas, das für die Göttin Bast nur schwer zu akzeptieren war.«
    »Was denn?«, plapperte Aga dazwischen. Sie konnte die Spannung kaum ertragen.
    Sherzade durfte sich auf kein Gespräch einlassen. Sie hatte die alten Worte buchstabengetreu zu rezitieren. »Ahnst du, mein Padischah, was das war? Ja, es war die Hässlichkeit des menschlichen Kopfes. Die Göttin Bast stieß sich an den platten Nasen und den plump geformten Ohren, an der seltsamen Gesichtsbehaarung und den leblosen Augen, die ihr ohne jeglichen Ausdruck erschienen. Bast konnte nicht begreifen, dass die Schöpfung, als sie die Erde bevölkerte, die Menschen und die Katzen getrennt hatte. Denn beide, miteinander vereint, stellten das ungleich perfektere Wesen dar, wie sie an sich selbst feststellen konnte. Die Göttin Bast war fest entschlossen, diesen Zustand zu ändern. So holte sie sich aus den Gefilden der Götter Hilfe, da sie dieses Vorhaben nicht alleine bewerkstelligen konnte. Die Götter, die ihr zu Hilfe eilten, fielen in Form von großen grünen Kristallen auf die Erde und zählten zu Hunderten. Sie nannten sich Damurun und begannen sogleich, Menschen und Katzen zu kreuzen, indem sie beider Lebenssubstanz mischten. Es war das oberste Ziel der Damurun, den Wunsch der Göttin Bast zu erfüllen und Menschen mit Katzenköpfen zu erschaffen…«
    »Und? Ist es ihnen gelungen?«
    »… aber das war eine schwierige Angelegenheit, selbst für die Götter. Viele Jahre versuchten sie es, und es entstanden allerlei seltsame Wesen. Die meisten von ihnen waren allerdings nicht lebensfähig. Die Damurun wurden langsam ungeduldig, denn die Göttin Bast wartete sehnlich auf ihren Erfolg. ›Was ist der Grund, dass wir es nicht schaffen, den Wunsch der Göttin Bast zu erfüllen?‹, fragten die Damurun und verstärkten ihre Anstrengungen. Schließlich feierten sie zumindest einen kleinen Teilerfolg, denn aus der Lebenssubstanz einer schwarzen Katze und einer menschlichen Frau schufen sie ein Wesen von menschlichem Aussehen, das eine pechrabenschwarze Haut und die

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