213 - Aruulas Grab
über der Brust gekreuzten Armen und einer Verbeugung.
Saad erwartete seine Geschichtenerzählerin bereits.
Sherzades Augen weiteten sich vor Erstaunen. Der Padischah lag in seinem verschwenderisch ausgestatteten Schlafzimmer auf dem breiten Bett, nur mit einer weißen Pluderhose bekleidet. An seinem perfekt geformten Oberkörper spielten mächtige Muskeln, wenn er sich bewegte. Die leicht geschlitzten, verträumt wirkenden Augen in seinem edlen schmalen Gesicht lächelten Sherzade freundlich zu, während die dichten schwarzen Haare bis auf seine Brust fielen. Er war ein Mann von geradezu überirdischer Schönheit, der schönste, den Sherzade je gesehen hatte. Was nicht viel hieß, denn sie hatte in ihrem langen Leben wahrlich noch nicht sehr viele Männer gesehen.
Das allerdings war es nicht, was sie so erstaunte, denn den Anblick des Padischahs war sie schließlich gewöhnt.
Ungewöhnlich aber war die junge, wunderschöne schwarze Frau, die neben Saad lag und in durchsichtige gelbe Stoffe von erlesener Schönheit gekleidet war. Es geschah nur äußerst selten, dass ein Padischah die Freude an seinen Geschichtenerzählerinnen mit jemand Anderem teilte. In ihrer eigenen Amtszeit war das erst zwei Mal der Fall gewesen, beide Male bei Saads Vater Selim. Und jedes Mal hatte es sich um Frauen gehandelt, die der Padischah für besondere Dienste belohnt hatte, wie auch immer diese ausgesehen hatten. Also war das wohl auch bei dieser schönen Unbekannten mit den kurz geschnittenen Haaren und den prächtigen Zähnen der Fall.
»Das ist Aga, meine liebe Sherzade«, stellte Saad seine Bettgespielin vor und streichelte ihr sanft über die schweren Brüste. Sherzade sah, wie sich die Brustwarzen unter dem Schleier aufrichteten. Auch sie fühlte Erregung, musste diese aber unterdrücken, um sich auf ihre Kunst konzentrieren zu können.
Saad lächelte. »Aga ist die Tochter des Königs von Nuuba. Ich werde sie heiraten und zu meiner Ersten Gefährtin machen, um die Bande zu Nuuba zu bestärken. Sie ist eine wunderbare Frau, das darfst du mir glauben, Sherzade. Sie besitzt alles, um einen Mann wie mich glücklich zu machen. Als Zeichen meiner Liebe und Anerkennung habe ich sie nicht nur dazu eingeladen, deine Geschichten zu hören, sie darf sich vielmehr selbst eine aussuchen, die sie hören will.«
Sherzade stockte kurz der Atem. Das war nun wirklich noch niemals vorgekommen!
Aga, die so groß war wie Saad selbst, lachte. »Auch im Lande Nuuba erzählt man sich Legendäres über deine Kunst, Sherzade. So geheimnisvoll, wie sich die Menschen dich vorstellen, bist du allerdings gar nicht. Du bist ja gar kein Dschinn, sondern aus Fleisch und Blut. Ich freue mich, dich kennen zu lernen.«
Sherzade nickte der Prinzessin zu.
»Was für eine Geschichte möchtest du hören, kleine Wonnespenderin?«, fragte der Padischah. Aga wandte den Kopf und sah ihn bewundernd an. »Nun, ich hätte da durchaus einen Wunsch, mein starker Hengst. Als ich vor einigen Tagen im Tempel der Bast war, wo mich der Hohepriester Bast-Aam auf das Zusammenleben mit dir vorbereitete, verirrte ich mich in den Heiligen Schrein. Dort bekam ich für einen kurzen Moment die Göttin selbst zu sehen, obwohl ich das eigentlich gar nicht wollte. Sie war… seltsam und saß auf einem goldenen Thron. Ihr nackter Körper war der einer jungen Frau, aber auf dem Hals saß der Kopf einer… einer Katze. So etwas Unheimliches habe ich noch niemals gesehen, denn die Göttin aß gerade Mäuse, und an ihren Mundwinkeln lief Blut herunter. Sie… fauchte mich an, und an ihren Fingern befanden sich statt der Nägel Katzenkrallen. Ich dachte schon, sie will mich damit töten, doch Bast-Aam hat mich im letzten Moment weggezogen. Er wollte mir aber nichts über die Göttin erzählen.«
Aga war nun ein Ausbund an Unsicherheit. »Ich meine, in Nuuba wohnen die Götter in Statuen und offenbaren sich niemals selbst. Aber die Göttin Bast war so… wirklich. Ich fürchte mich vor ihr. Sag mir, Sherzade, ob ich tatsächlich Angst vor der Göttin Bast haben muss, und erzähle mir ihre Geschichte.«
Saad musterte sie einen Moment lang. Sherzade sah deutlich die Verblüffung in seinem Gesicht. Und den aufkeimenden Ärger. Dieses Ansinnen hatte er wohl nicht erwartet. Aga war neugierig gewesen und hätte für diesen Frevel eigentlich sogar den Tod verdient. Und nun wollte sie noch mehr über die Dinge wissen, an denen Uneingeweihte nicht rühren durften und die ihr irgendwann das Genick
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