213 - Aruulas Grab
ständig und versuchte immer wieder, durch Frechheiten Mubraks Karawanenwachen zum Kampf herauszufordern. Nicht einmal seine Pflanzenkräfte konnte er ausspielen, denn mit den dürren Halmen, die hin und wieder aus dem Wüstensand ragten, war nicht viel anzufangen.
Aruula und Grao hatten alle Hände voll zu tun, Daa’tan zu zügeln. Nachdem die Wachen allerdings kapiert hatten, was Sache war, ließen sie sich von dem Jungen nicht mehr provozieren und wandten sich einfach ab, wenn er sie wieder mal mit Unverschämtheiten bedachte und dabei die Hand schon am Schwertgriff hatte.
Auf Höhe von Elmin erwischte es das erste Karawanenmitglied. Neben einem Transport-Kamshaa brach plötzlich ein riesiger Scorpoc aus dem Sand, der sich in seiner Sandhöhle perfekt getarnt hatte. Sein Stachel, so groß wie ein Kurzschwert, zuckte vor und traf den brüllenden Kamshaa-Führer direkt in die Brust, während drei der Tiere erschrocken zur Seite sprangen, sich losrissen und mit mächtigen Sätzen davon galoppierten.
Das Geschrei des tödlich Getroffenen verstummte. Er hing schlaff am Stachel des Monsters.
Es wäre gar nicht nötig gewesen, den mutierten Skorpion anzugreifen, der sich mit seiner Beute zufrieden gegeben hätte, aber nicht nur Daa’tan litt unter der Langeweile. Aruula sah eine Gelegenheit, sich kämpferisch zu betätigen. Sie glitt geschmeidig von ihrem Kamshaa, federte in den Knien ab und rannte auf den Riesenscorpoc zu. Der stand nun in seiner ganzen Größe da und überragte Aruula um einen halben Kopf.
Die Kriegerin vom Volk der dreizehn Inseln zog noch im Laufen das Schwert aus der Rückenkralle. Mubrak ließ sie gewähren, denn er hatte schon auf den ersten Blick bemerkt, dass er eine erfahrene Kriegerin vor sich hatte. Nun wollte er sehen, was von ihr zu erwarten war. Deswegen setzte er auch sein Feuerrohr nicht ein. Noch nicht.
Der Scorpoc zog seinen Stachel aus dem Leichnam. Er stellte den Hinterkörper senkrecht in die Höhe, um dem Angreifer zu drohen. Dabei zuckte der in sechs Segmente unterteilte Schwanz, der so dick wie Aruulas Oberschenkel war, hin und her. Würde der Stachel Aruula auch nur ritzen, starb sie einen qualvollen Tod, denn gegen das Gift der Riesenscorpocs gab es kein Mittel.
Aruula attackierte die mächtigen Scheren des Monsters. Sie waren so groß wie die Kriegerin selbst und hingen an kräftigen Fangarmen. Eine geöffnete Schere schoss auf Höhe von Aruulas Hüften heran, um sie in der Mitte durchzuschneiden.
Gedankenschnell warf sich Aruula auf den Rücken, und als die Schere über sie weg zischte, stieß sie das Schwert nach oben.
Die Klinge traf zielgenau und mit großer Wucht das schmale Gelenk hinter der Schere. Es knirschte, als Chitin und Nerven durchtrennt wurden. Klare, fast durchsichtige Körperflüssigkeit spritzte. Die Schere fiel in den Sand, der Armstumpf zuckte unkontrolliert durch die Luft. Der Scorpoc begann zu rasen und sich eckig zu bewegen.
Aruula blieb am Boden. Sie spürte den Luftzug der zweiten Schere über sich hinweg wischen und schleuderte das Schwert zwischen die Kieferklauen des Monsters. Dann rollte sie auf den Gegner zu, während sich der Stachel knapp hinter ihr in den Sand bohrte, und kam direkt vor dem Maul des Riesenscorpocs wieder hoch. Darüber saßen die zwei Hauptaugen, jedes fast so groß wie Aruulas Kopf.
Bevor das Monster auf die direkte Bedrohung reagieren konnte, schnappte sich Aruula das Schwert, riss es aus dem Maul und rammte es der Bestie ins linke Auge.
Das Monster brach wie vom Blitz gefällt zusammen. Alle seine Gliedmaßen zuckten nun, und eine Art Klacken und Knirschen kam aus dem Maul des Scorpocs. Der Todeskampf war grausam. Aruula tänzelte vor dem Maul herum, weil das momentan der sicherste Platz war. Selbst die Kieferklauen konnten sie hier nicht gefährden.
Nach gut einer Minute bewegte sich der Scorpoc nicht mehr.
Die Kamshaa-Führer begannen zu jubeln. Während die einen vorsichtig an dem erlegten Tier herum tasteten, umringten die anderen Aruula, um sie zu berühren. Schnell gesprochene Sätze schwirrten durcheinander.
»Du bist eine große Kriegerin«, verstand Aruula, die das Arab immer besser beherrschte.
Mubrak nickte dazu, ohne von seinem Pferd zu steigen.
Gleichzeitig klatschte er Beifall. »Das war gut, Kriegerin. Sehr gut sogar. So eine große Eleganz im Kampf, ein derart gutes Auge und die Fähigkeit, im richtigen Moment die Hiebe setzen zu können, habe ich noch selten zuvor gesehen. Ich könnte
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