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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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er und reckte die Arme zur Decke. »Wie soll unser Herr persönlich herkommen, wo er doch wichtige Gespräche führt? Soll ich ihm wirklich sagen, dass du seinem Befehl nur Folge leistest, wenn er sich stattdessen den weiten Weg selbst herbemüht?«
    Sherzade die Dreiundsechzigste wollte schon zu einer Antwort ansetzen, dann zögerte sie und legte die Stirn in Falten. Die Aussicht auf eine Strafe – vielleicht gar die Ablösung durch Sherzade die Achtundsechzigste – schien ihr dann doch ein zu großes Risiko zu sein.
    »Dann bring mir grünen Tee!«, verlangte sie schließlich.
    »Ich muss meine Stimme geschmeidig halten.«
    ***
    Nachdem sie heißen Tee getrunken hatte, war Sherzade bereit, alle Geschichten zu erzählen, die die Gäste des Padischah hören wollten, ohne nur mit einem Wort zu hinterfragen, was das alles zu bedeuten hatte.
    »Kannst du die Geschichte der Fliegenden Städte erzählen?«, drängte sich Daa’tan vor. Er platzte schier vor Ungeduld. Mit glänzenden Augen starrte er Sherzade an.
    Die Geschichtenerzählerin nickte und setzte sich auf ihrem Kissen zurecht. Und sie erzählte die Geschichte des Gottes Rossja, der eines Tages aus dem Land der Götter verstoßen und auf die Erde verbannt worden war. Unter den Menschen, die am Ufer des Victoora-Sees weit im Süden von Afra noch jenseits der Todeswüste lebten, musste er von nun an seine Tage verbringen. Doch Rossja konnte das Land der Götter nie vergessen, und damit er ihm näher war, ließ er die Menschen nach seinen Anweisungen riesige fliegende Städte bauen.
    Daa’tan klatschte begeistert in die Hände. »Victoora-See, das klingt wie Victorius. Und Rossja ist zweifellos de Rozier. Wir sind auf der richtigen Fährte«, flüsterte er Grao zu. Der knurrte nur, als er an den schwarzen Prinzen dachte, der ihn aus der Roziere geworfen hatte.
    »Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wo dieser Victoora-See liegt. Vielleicht weiß das Sherzade ja.«
    Sie wusste es nicht. Und Hadban, in einer Erzählpause befragt, auch nicht. Er sei sich aber sicher, meinte er, dass konkrete Hinweise darauf in anderen Erzählungen Sherzades zu finden seien. So hinderte er Daa’tan an einem übereilten Aufbruch und erfuhr selbst weitere Geschichten. Doch wie konnte er geschickt auf das Thema überleiten, das ihn interessierte?
    Eine Idee durchzuckte ihn. »Hat Rossja mit seinen Fliegenden Städten den Menschen ein Zeichen der Ewigkeit gesetzt?«, fragte er. »Ich meine ein Symbol, an das man sich ewig erinnert?«
    Diese Interpretation war weit hergeholt, aber Hadban ging es darum, den Begriff überhaupt ins Spiel zu bringen.
    »Das kann ich nicht sagen«, erwiderte Sherzade. »Wer dies so sehen will, kann dies so sehen.«
    »Dann erzähle uns eine Geschichte, in der ein Zeichen der Ewigkeit vorkommt«, manövrierte sich Hadban weiter. Und zu Daa’tan gebeugt flüsterte er: »Ich bin sicher, dass in solchen Geschichten Hinweise auf die Lage der Fliegenden Städte versteckt sein können.«
    Sherzade erzählte von den sieben Reisen des Seefahrers Sinbaa, von der lebenden Insel, dem Ei des Vogels Rooch, den Menschenfressern, dem Monkeeberg, von den Schätzen der Toten und den klugen Efranten. Mit seinen Taten schuf er sich ewige Denkmäler in den Herzen der Menschen, und sie gaben Sinbaas Heldentaten zu dessen Ruhm von Generation zu Generation weiter. So setzten sie ihm ein Zeichen für die Ewigkeit. Fliegende Teppiche kamen in diesen Erzählungen durchaus vor, aber keine fliegenden Städte. Es war Daa’tan einerlei, denn er lauschte Sherzade mit offenem Mund, egal was sie erzählte.
    Am frühen Abend begannen sich die Ereignisse plötzlich zu überschlagen. »Herr, Soldaten der Basaarwache sind in der ganzen Stadt unterwegs«, berichtete ein Sklave, den Hadban einkaufen geschickt hatte. »Sie durchsuchen jedes Haus, gehen äußerst rücksichtslos vor und fragen die Menschen auf der Straße nach einer dicken Frau, so mächtig wie ein Nilross.«
    Die Soldaten der Basaarwache gingen systematisch vor. Als sie nach Anbruch der Dunkelheit im angrenzenden Stadtteil waren, wurde Aruula die Lage zu heiß. »Wir müssen aufbrechen, bevor es zu spät ist«, drängte sie. »Die Geschichtenerzählerin lassen wir einfach hier.«
    »Nie im Leben«, widersetzte sich Daa’tan. »Sie erzählt so toll, sie muss uns weiter begleiten!«
    Hadban atmete auf. Das war in seinem Sinne. Er glaubte die richtige Geschichte noch nicht gehört zu haben.
    »Zufälligerweise gehört eins von

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