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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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den Schiffen unten im Hafen mir«, sagte er. »Damit können wir den Nil hinunter nach Süden fahren.«
    Alle waren einverstanden. Mit einem starken Schlafmittel, das sie Sherzade in den grünen Tee schütteten, betäubten sie die Geschichtenerzählerin. Dann hievten sie sie mit vereinten Kräften in die Sänfte hinein.
    »Nicht schon wieder«, stöhnte einer der Träger. Aber es blieb ihnen keine Wahl. Ausnahmsweise jammerte Hadban einmal nicht, als er das für viele Pjaster gemietete Haus nach nur einem Tag zurücklassen musste. Durch dunkle Seitenstraßen und enge Gässchen gingen sie zum Hafen hinunter. Aruula machte die Vorhut und warnte immer wieder rechtzeitig vor Soldaten der Basaarwache, denen sie so geschickt ausweichen konnten.
    Sie rochen bereits das Wasser des Nils, die Ausdünstungen des Hafens. »Bei Reephis, noch zwei Straßen, dann haben wir es geschafft«, flüsterte Hadban und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Die Götter sind uns gnädig.«
    Doch plötzlich standen zwei Soldaten der Basaarwache im Weg. Keiner hatte gesehen, wo sie hergekommen waren; vermutlich aus einem der Hauseingänge. Sie kreuzten ihre Langspieße und legten die Hände an ihre Schwertknäufe.
    »Halt! Wer seid ihr und wo wollt ihr hin?«
    »Reephis, warum hast du mich verlassen?«, jammerte Hadban leise. »Wir sind verloren und unsere Köpfe werden schon morgen die Palastmauer zieren.« Dabei trat er nach vorne.
    »Wir sind die Leibwache des edlen Kaufmanns Mubuk, der aus Nuuba stammt und mit seinem Schiff wieder dorthin zurückkehren möchte. Das Schiff, STERN DES SÜDENS genannt, wartet auf meinen edlen Herrn, und er wäre über Störungen, gleich welcher Art, äußerst erbost.«
    »Dann ist er eben erbost«, sagte der eine Soldat. »Wir haben Anweisung des Padischahs, niemanden unkontrolliert in den Hafen zu lassen.«
    »Nun gut. Der Padischah möge ewig leben. Was sucht ihr denn?«
    Sie erwiderten nichts. Einer der Soldaten trat näher. »Ich muss einen Blick in die Sänfte werfen. Schlagt den Vorhang zurück.«
    Hadban und Grao verständigten sich mit kurzen Blicken. In diesem Moment begann Sherzade laut zu schnarchen. Der Soldat fuhr zurück. »Was habt ihr da drin? Einen Lioon etwa?«
    »Nein. Eine Frau, so dick wie ein Nilross«, erwiderte Hadban. In seinen Augen glitzerte es, denn er sah, was den beiden Wachen entging: In ihrem Rücken war Aruula aufgetaucht, die von ihrer Vorhut zurückkehrte.
    »Was?« Der Soldat starrte ihn verblüfft an. Er benötigte einen Sekundenbruchteil zu lange, sein Schwert zu ziehen.
    Hadban rammte ihm blitzschnell einen Dolch in den Hals.
    Gurgelnd sank der Soldat zusammen. Währenddessen zog Aruula ihr Schwert aus der Rückenkralle. In einer fließenden Bewegung schwang sie es nach vorne und traf den zweiten Soldaten mit der Breitseite an der Schläfe. Er verdrehte die Augen und ging ebenfalls zu Boden.
    »Schnell, hier hinein«, sagte die Kriegerin und zerrte den Bewusstlosen in einen dunklen Hauseingang. Hadban packte den Toten unter den Achseln, Grao fasste ihn an den Beinen und sie legten ihn daneben. Dann nahm der Schatten den Dolch und schnitt dem Bewusstlosen ungerührt die Kehle durch.
    »Was tust du?« Aruula war empört. Sie hatte den Mord nicht verhindern können.
    Hadban wischte die blutige Klinge am Rock des Soldaten ab. »Ein Zeuge weniger. So bleibt uns sicher etwas mehr Zeit zur Flucht.«
    Sie kamen ungeschoren auf den Ersten des Westens, wie Handelssegler dieses Typs genannt wurden. Der Schiffsführer, der schon zuvor von einem Sklaven informiert worden war, wartete bereits. »Alles fertig, Herr, wir können losfahren. Sofort, wenn du es wünschst.«
    Hadban wünschte es. Ruderschläge der Sklaven trieben den schlanken Segler unter einem prächtig funkelnden Sternenhimmel auf die Mitte des Nils hinaus. Die vier Träger der Sänfte waren zwangsverpflichtet worden, sie zu begleiten.
    Hadban wollte das Risiko ausschließen, dass sie ihn verrieten.
    Da ein leichter Nordwind herrschte, ließ der Schiffsführer das Hauptsegel setzen. »Der Wind ist stark genug, um gegen die Strömung anzukommen«, sagte er.
    Als sich Rahu in seiner gelbrot leuchtenden Erhabenheit über den östlichen Horizont schob und einen weiteren heißen Tag ankündigte, segelte die STERN DES SÜDENS bereits viele Kilometer südlich von El Assud.
    ***
    Eine der Haremsdienerinnen hatte den toten Oinucken in der Truhe gefunden. Saad selbst leitete die Untersuchung. Es dauerte einige Zeit, bis sich

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