2130 - Der Wurm der Aarus
auch durchgezogen wurden.
„Glaubst du, du wirst mit den Familien Schwierigkeiten bekommen?", fragte Cheplin besorgt.
„Nein, bestimmt nicht", antwortete sie. „Es würde dem Ruf des Wurms schaden und seine Einnahmen verringern. So dumm sind sie nicht, und Vaikiri ist viel zu beschäftigt mit seinen Scoutflügen, um Zeit für seine persönliche Fehde aufzubringen. Du bist Scout und machst deine Arbeit gut, daher werden sie gern von dir profitieren."
*
Cheplin lernte die gewaltige Aarusische Werft kennen, in der kleine Einheiten, aber ebenso ganze Raumkreuzer repariert und umgerüstet werden konnten.
„Wir werden unser Angebot erweitern", sagte er eines Tages zu seinen Ökonomen, als sie zum nächsten Flug starteten. Er hatte sich die Flugroute des Wurms genau angesehen und sich die lukrativ erscheinenden Welten herausgepickt. Er konnte sicher sein, dass Vaikiri etwas Ähnliches vorhatte, doch diesmal wollte er ihm zuvorkommen.
Bis jetzt hatte er jedes System abgeklappert. Selbst wenn ein Planet kaum CE-Tradicos besaß, benötigten seine Bewohner ebenso Dienstleistungen und Maschinen, sonst konnten sie der Armut nie entkommen. Jeder Auftrag war Cheplin gleich viel wert und wichtig erschienen, jeder zufriedene Kunde sicherte Aufträge über Jahre hinaus.
Doch Cheplin wurde älter, und die Zeit verging, und er wollte nicht bis an sein Lebensende Navigator bleiben. Er arbeitete auf die Berufung zum Rescoten hin; mit zäher Beharrlichkeit. Eines Tages musste es so weit sein. Vaikiri war längst im untersten Rang und wollte die zweite Stufe erreichen; auch die meisten anderen Navigatoren waren schon befördert worden. Cheplin war klar, dass er als Unmarkierter immer im Hintertreffen bleiben würde, aber vielleicht bekam er bald seine Chance, wenn er einen guten Auftrag ins Becken holte.
Deshalb hatte er sich auf diesen Flug vorbereitet und nur diejenigen Systeme selektiert, denen er seine Idee vortragen wollte.
Die Ökonomen waren sehr gespannt, weil er so geheimnisvoll tat, und überrascht, als Cheplin mit dem Angebot zur Umrüstung von Handelsraumern herausrückte. Er hatte sich die gängigen Modelle in diesem Sektor genau angeschaut und in einer Vorkalkulation berechnet, dass eine kostengünstige Umrüstung möglich war. Sie würde für den Kunden zunächst zwar hohe Investitionen fordern, sich aber innerhalb kürzester Zeit wieder amortisieren.
Nach anfänglichem Entsetzen waren die Ökonomen auf seiner Seite, gemäß seinem Wahlspruch ganz oder gar nicht. Sie alle gingen ein hohes Risiko ein. Würde er nach diesem Einsatz mit leeren Händen heimkehren, hätte dies Cheplin und seine Leute einige Schritte auf der Karriereleiter zurückgeworfen. Aber manchmal musste man eben weit in den Ozean hinausschwimmen, um die Paradiesinsel zu finden.
Die ersten beiden Kunden erteilten eine strikte Absage; sie waren eher beleidigt, dass man ihre Handelsflotte für rückständig hielt. Doch Cheplin ließ sich davon nicht entmutigen, er machte weiter, suchte einen nach dem anderen auf - und erreichte mit seiner Beharrlichkeit das Ziel.
Im Triumph kehrten sie zum Wurm zurück. Eine gesamte Flotte, zwölf Handelsraumer, sollte umgerüstet werden!
Die Nachricht wurde schon vorausgeschickt und schlug natürlich ein wie eine Bombe. Susa stand praktisch Kopf und bewarb sich um einen Posten der Projektleitung, das wollte sie sich nicht entgehen lassen. Vaikiri trocknete fast aus vor Zorn und Neid, als er davon erfuhr; viele andere Rescoten aber beglückwünschten den Unmarkierten zu diesem Erfolg.
Natürlich waren damit nicht alle Hürden genommen. Zuerst standen Cheplin einige Wochen anstrengender Arbeit bevor, um die Logistik auf die Beine zu bekommen und den verhandelten Preis halten zu können.
Aber das machte ihm nichts aus. Zwar war es inzwischen Routine für ihn, durchs All zu fliegen und fremde Welten zu besuchen, aber an das Heimweh gewöhnte man sich nie.
Daher genoss er diese Zeit. Es ging ihm wie den anderen Besatzungsmitgliedern, die fast ihr ganzes Leben lang unterwegs waren. Sie alle begrüßten den Anblick des Wurms jedes Mal mit lautem Jubel und freuten sich auf ihren Schwarm. Der Wurm war ihr Wasser, im Wasser wurden sie geboren, und ins Wasser kehrten sie nach dem Tod zurück.
Diese „Rückkehr" war natürlich metaphorisch gemeint, denn die Toten wurden in die Deponie gebracht, aber dennoch auf diese Weise dem Kreislauf und auch dem „Wasser" zugeführt. Jeder Aarus empfand sich als Teil des
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