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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Laufenden halten." Und so kehrte Tieger zu den Saltans zurück, schlief erneut in ihrer Mitte und lauschte den Geschichten vom Anbeginn der Zeit. Sie hatten kein Wort für Vater, aber wenn er von seinen Hoffnungen erzählte, wurden sie ganz still und wärmten ihn mit ihren Körpern. Ein halbes zabarisches Jahr später wurde sein Sohn geboren.
    Lo hatte schon immer gewusst, dass sie etwas Besonderes war. Als Kind hatte sie oft stundenlang auf dem Feld gestanden und zum Kloster geblickt, fasziniert von den Geheimnissen, die sie hinter seinen Mauern vermutete. Anfangs war sie von ihren Eltern geschlagen worden, weil sie ihre Arbeit nicht erledigte, aber irgendwann hatte sie einen Mittelweg gefunden, der sie an den Schlägen vorbeiführte, aber genügend Zeit zum Träumen ließ.
    Mit den Jungen aus der Unterstadt hatte sie sich nie abgegeben. Sie waren allesamt dumme Aufschneider, die mit den paar Hektar Land angaben, die ihre Väter der Ebene abgerungen hatten. Ihre Schwestern fielen natürlich darauf rein, was sie nicht anders erwartet hatte. Aber Lo war nie von der Aussicht beeindruckt gewesen, ihr Leben in noch mehr Staub und Dreck zu verbringen. Sie wollte mehr. Bekommen hatte sie jedoch nichts. Ihr Traum, eine Schule zu besuchen, war ebenso gescheitert wie ihre Hoffnung, eines Tages von einem reichen Pfauchonen entdeckt und weit von Phitter weggebracht zu werden. Stattdessen teilte sie sich eine Hütte mit ihrem Vater und half auf dem Feld, bis ihr abends vor Erschöpfung die Augen zufielen. Nur die Arbeit im Kloster brachte Abwechslung.
    Als sie Tieger das erste Mal sah, hatte sie bereits gespürt, dass etwas an diesem Propheten anders war als an denen, die ihr sonst begegneten. In seinem Blick las sie keine Arroganz, kein Bewusstsein seiner eigenen Überlegenheit. Er hatte sie wie eine gleichberechtigte Person behandelt, als sie ihn schließlich in der Küche traf, und es war ihr leicht gefallen, ihn zu verführen. Ihren Vater hatte das zuerst entsetzt. Jeden Tag hatte er damit gerechnet, von den Mönchen bestraft zu werden. Als auch nach Monaten nichts geschah, vergaß er seine Angst und genoss die Ehre, die ihm die Beziehung brachte.
    Die Bauern, die in den Lehmhütten in dem Armenviertel lebten, bemerkten die regelmäßigen Besuche des Propheten. Sie warfen Lo und ihrem Vater misstrauische Blicke zu, hielten sich anfangs sogar fern von ihnen und tauten erst auf, als die befürchteten Schwierigkeiten ausblieben. Mittlerweile wagten sie es sogar, Tieger ins Gesicht zu sehen, wenn er sie grüßte. Lo deckte ihr Kind zu und trat von der Wiege zurück. Sie dachte oft daran, dass sie die ersten Male nur aus Habgier mit dem Propheten geschlafen hatte. Durch ihn hatte sie sich Zugang zu dem wertvollen Saltankot und zu Lebensmitteln erhofft. Ein intelligenterer Pfauchone hätte das schnell durchschaut, aber Tieger ließ sich von ihr ausnutzen und begriff nicht, was eigentlich geschah.
    Irgendwann hatte Lo sich in ihn verliebt. Es war langsam geschehen, fast schon unbemerkt, und sie hatte es erst kurz vor der Geburt des Kindes akzeptiert. Rufas - um diesen Namen hatte Tieger gebeten - war jetzt vier Monate alt, und Lo war in ihrem Viertel zu ei ner respektierten und sogar etwas wohlhabenden Frau geworden, die sich dank des Saltankots ein eigenes Haus leisten konnte. Ihr Traum von der weiten Reise hatte sich zwar nicht erfüllt, aber sie hatte mehr erreicht als die meisten anderen. Es klopfte an der Tür.
    Lo sah kurz aus dem Fenster, bevor sie öffnete und Tieger eintreten ließ. Sein großer, breiter Körper ließ den Raum plötzlich eng wirken. Er küsste sie und stellte einen Beutel auf dem Boden ab. „Hab mehr Kot dabei", sagte er. Sie schob den Beutel zur Seite. Den Gestank nahm sie kaum noch wahr, dafür aber den scharfen Saltangeruch, der Tieger wie eine Aura umgab. „Hast du wieder bei ihnen geschlafen?", fragte sie.
    Er ging neben der Wiege in die Knie und strich Rufas zärtlich über den Kopf. „Sind nich gefährlich, wenn man sie kennen tut. Mögen's, wenn ich da bin." Lo hatte ihn schon oft gebeten, vorsichtiger in den Gehegen zu sein, aber Tieger hielt sich nicht daran. Sie wusste, dass es lächerlich war, aber manchmal empfand sie Eifersucht gegenüber den Saltans. Tieger stand auf und streckte sich. In seinen Augen lag eine kindliche Unschuld, die nicht zu seinem grobschlächtigen Aussehen passen wollte. Lo wusste, dass er sich große Sorgen darüber machte, dass sein Kind so dumm werden würde wie er,

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