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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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konzentrieren. „Vater sagt", fuhr sie fort, „dass du ein Heiliger bist, weil du mit den heiligen Saltans zusammenlebst."
    „Hm..."
    „Vater sagt auch, dass nur die mutigsten Propheten zu den Saltans gehen. Bist du mutig?"
    „Hm..."
    „Aber du bist ganz allein, nicht wahr?" Etwas in ihrem Tonfall ließ Tieger aufsehen. Er schluckte den Rest Fleisch hinunter und neigte den Kopf. „Hab doch die Saltans."
    „Und sonst nichts?" Ihre Finger berührten die Knöpfe ihres Hemds. Tieger ließ den Löffel sinken und wischte sich die schweißnassen Hände an der Hose ab. Er spürte, dass etwas Seltsames mit ihm geschah. „Willst du mehr haben?" Er tastete nach ihrer Hand. „Ja."
     
    3.
     
    La Ihr Name war Lo und sie war die klügste Frau, die Tieger - abgesehen von seiner Mutter - je getroffen hatte. Wenn er nicht bei den Saltans war, besuchte er sie und ihren Vater Jeke in der Unterstadt, wo sie eine kleine Hütte bewohnten. Los Mutter war vor langer Zeit gestorben, und ihre vier Geschwister hatten längst eigene Familien gegründet. Nur sie war allein geblieben. Warum, das sagte sie nicht. Das erste Mal paarten sie sich auf dem Feld, weit draußen vor der Stadt. Tieger erzählte den Saltans davon, und sie wurden aufgeregt und warnten ihn, Lo würde ihn auffressen, wenn er seine Aufgabe erfüllt hätte. Er versicherte ihnen zwar, dass das unter Pfauchonen unüblich sei, aber bei den nächsten Malen achtete er darauf, nach Lo einzuschlafen. Erst später entspannte er sich.
    Tieger wusste nicht, ob das, was er tat, verboten war, aber wie zuvor bei den Saltans ging er kein Risiko ein und schwieg. Lo, die sich im Kloster seit Jahren auskannte, zeigte ihm längst vergessene Korridore und geheime Ausgänge. Vor allem aber zeigte sie ihm den Weg zu gabraunizisz ...
    Allein wäre Tieger nie auf die Idee gekommen, die Droge zu stehlen, aber Lo formulierte den Plan mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass er ihm völlig natürlich erschien. Fast jeder Mönch hob einen Vorrat gabraunizisz in seiner Kammer auf. Es war nicht schwierig, in die unverschlossenen Räume einzudringen, eine kleine Menge davon zu entwenden und wieder zu verschwinden. Nach einer Weile entwickelte Tieger sogar ein gewisses Talent dafür, die Mönche aufzuspüren, die ihren Vorrat gerade aufgestockt hatten und kaum merken würden, dass etwas fehlte.
    Er dankte Lo, indem er ihr Saltankot schenkte, eine Substanz, die in der Unterstadt als Allheilmittel für Krankheiten geschätzt wurde. Es störte ihn nicht, dass sie damit handelte, anstatt ihn aufzubewahren. Er konnte schließlich immer neuen Kot besorgen. Eines Tages nahm Jeke Tieger beiseite. „Ist dir aufgefallen, dass Los Taille breiter geworden ist?"
    „Ja." Das war ihm tatsächlich aufgefallen, aber er hatte es auf die vielen Lebensmittel geschoben, die er aus dem Kloster schmuggelte. Vater und Tochter aßen so gut wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    Er folgte Jekes Geste und setzte sich auf den Boden. An seiner Miene erkannte Tieger, dass sie ein ernsthaftes Gespräch führen würden. Die kleine Lehmhütte erschien ihm plötzlich heiß und stickig. „Du hattest viel tete mit meiner Tochter", sagte Jeke. Tieger begann unruhig hin und her zu rutschen. Er hatte nicht geahnt, dass jemand davon wusste. Draußen vor den schmalen Fenstern rumpelte ein Lastkarren vorbei. Er hätte alles gegeben, mit dem Fahrer tauschen zu können. „Damit", fuhr Jeke fort, „hast du mir und .Lo mehr Ehre erwiesen, als wir je erwarten durften. Dafür möchte ich dir danken."
    Er beugte sich vor und griff nach Tiegers Handgelenken. „Ich kann meinen Dank nur mit Worten ausdrücken, aber Lo hat mehr als das getan. Sie, ehrenwerter Prophet, wird dir ein Kind schenken." Der letzte Satz hallte in Tiegers Kopf nach. Sein Herz schlug schwer und schnell in seiner Brust und ließ seine Schläfen pochen. Stumm saß er da, während seine Gedanken sich bemühten, die Bedeutung der Worte zu verstehen. „Es ist ein Kind von Lo und mir?", fragte er schließlich. Jeke lächelte. Seine Augen hatten einen fast schon fiebrig wirkenden Glanz. „Ja, das ist es." Tieger riss sich aus seinem Griff los und sprang auf. Die Aufregung schoss so plötzlich wie ein Stromschlag durch seinen Körper. „Wo ist La? Ich muss sie sehen und ..."
    Jeke hob beschwichtigend die Hände. „Das wäre nicht gut. Es bringt Unglück, wenn ein Vater seine schwangere Frau zu oft sieht. Am besten kehrst du ins Kloster zurück. Ich werde dich auf dem

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