2133 - Das Gericht der Prinzenkrieger
gleichmäßige, ruhige Atem des Partners ließ sie die Probleme wenigstens für kurze Zeit vergessen.
Sie schloss die Augen und kuschelte sich an ihn. Nach einer Weile raschelte es auf dem Fußboden. Arlo sprang auf. Er zwängte sich zwischen sie, beanspruchte den gewohnten Platz in der Mitte. Einzelkinder sind in vielerlei Hinsicht verwöhnt, dachte Fee. Andererseits haben sie es schwerer. Sie müssen sich nie gegen Geschwister durchsetzen, sondern gegen überlegene Erwachsene.
Zumindest bildeten sich Erwachsene oft ein, sie seien Kindern überlegen. Die Wirklichkeit sah ebenso oft anders aus. Ihre Gedanken kehrten zu der Frage zurück, wie sicher die Kinder an Bord in einer solchen Situation waren. Es gab Modelle, die sie mit SENECA bis zur Erschöpfung diskutiert hatte. Das Einfachste wäre gewesen, die Kinder zusammen mit ihren Eltern in einem Beiboot an einen sicheren Ort zu bringen, bevor die SOL ins System Horani-Hamee einflog.
Was sicherheitsmäßig für die Kinder galt, konnten aber die Gäste an Bord ebenso für sich in Anspruch nehmen. Eine Evakuierung der 110.000 Mom'Serimer aber war illusorisch, weil viel zu zeitraubend. Was aber dann? Die Vorstellung, dass Atlan in diesen Augenblicken sein Leben verlor oder Mohodeh Kascha oder der bleiche Myles Kantor, bereitete ihr nicht nur Kopfzerbrechen, sondern auch Gewissensbisse. Sie hatte es sich Tek gegenüber nicht anmerken lassen. Ihr Widerstand gegen seine Forderung war ihr nicht leicht gefallen. Die Gefahr, dass sich ein Machtkampf zwischen den zwei wichtigsten Personen an Bord zum Nachteil aller auswirkte, war groß. Nur gemeinsames Handeln konnte eine schwere Krise verhindern. „Du machst dir Sorgen", sagte Porto. Er spürte die Beben, die durch ihren Körper liefen. „Ja. Wenn wir nur bald mehr Informationen bekämen ..."
„Vergiss nicht, dass die Delegation mit dem Teleporter, dem Para-Defensor und Icho Tolot hochkarätig besetzt ist, was Mobilität und Schlagkraft angeht."
„Die Prinzenkrieger lenken eine ganze Galaxis." Wer konnte schon sagen, ob die Delegation der SOL diesen Machthabern etwas entgegenzusetzen hatte? In Fee Kellind keimte immer wieder der Gedanke, dass einer der sieben Gefährten getötet wurde und sie sich selbst dafür verantwortlich machen würde.
Deangelis seufzte leise. „Vielleicht solltest du doch nicht warten, bis die Jets zurückgekehrt sind."
„Du hast Recht." Fee hauchte ihm und Arlo einen Kuss auf die Wange. Sie erhob sich. „Wir sehen uns heute Abend dann", sagte Porto ernst. „Unter der gelben Sonne."
„Vielleicht ..." Sie war schon an der Tür. Einen letzten liebevollen Blick warf sie zurück. Arlo winkte, sie erwiderte die Geste. Dann glitt die Tür auf und entließ Fee Kellind wieder in den Alltag.
Die beiden Gestalten sahen sich nicht ähnlich, aber sie verhielten sich ähnlich seltsam. Es fiel Fee deshalb auf, weil sie zusammen die Hauptleitzentrale des Mittelteils betraten und nebeneinander vor dem Halbrund der Kommandokonsolen stehen blieben. Die erste Gestalt war Shoy Carampo, der Lord der Mom'Serimer, die in der Scherbenstadt ein neues Zuhause gefunden hatten und mit Eifer an der Erweiterung ihres Wohnbereichs arbeiteten. Shoy trug seinen grauen Overall. Die rosa Kopftentakel bewegten sich nervös hin und her, der rechte deutlich stärker als der linke.
Shoy maß 1,30 Meter. Damit war er nur ein paar Zentimeter kleiner als die Kamashitin an seiner Seite. Zitonie Kalishan trug einen Blumentopf in den Händen. Ein blühender Rosenbusch steckte darin. Er verbreitete einen betäubenden Duft. „Fang du an!", sagte Zitonie zu Shoy Carampo, der nervös von einem Bein aufs andere trat. „Du meinst tatsächlich ...", murmelte er in seiner Muttersprache Frendo-Prom. Die Tentakel fingen an zu rotieren. „Entschuldige, das ist mir so herausgerutscht", fügte er in Interkosmo hinzu.
Er wandte sich an Fee Kellind. Die Kommandantin fragte sich, welches Anliegen den Anführer der Mom'Serimer in die Hauptleitzentrale führte. „Ihr nehmt es mir hoffentlich nicht übel, wenn ich einfach hier hereinplatze", sagte Shoy Carampo mit heller Stimme. „Wir Mom'Serimer wollen euch nicht stören oder von wichtigen Dingen ablenken. Wir sind Gäste an Bord. Keiner von uns käme auf die Idee, Forderungen an die Schiffsführung zu stellen. Wir möchten nur eine kleine Bitte vortragen."
„Sprich!", forderte Fee Kellind ihn auf, als er etliche Atemzüge lang schwieg. „Was ist es?"
„Es gibt unter euch einen Mann,
Weitere Kostenlose Bücher