2135 - Der Zeitbrunnen
Neubeginn."
„Was Raud da so einfach dahingesprochen hat, bedeutet für unser Volk eine ungeheure, in ihren Auswirkungen noch gar nicht absehbare Umwälzung. Wir werden Jahre, vielleicht Jahrzehnte benötigen, um das in seiner Komplexität verwucherte Ehrengeflecht der pfauchonischen Gesellschaft neu zu ordnen."
„Es ist aber ebenso eine Herausforderung", sagte Sihame. „Du, Sabal, Rhusbyr und ich, wir sind noch jung. Dasselbe gilt für Diffotus. Wir können es schaffen, wenn wir uns untereinander einig sind und die große Aufgabe gemeinsam angehen."
„Wenn wir uns einig sind", wiederholte er ihre Worte. „Ja, dann haben wir eine Chance. Ab morgen werden die Malischen Dschunken wieder auf Zabar-Ardaran landen und die Besucher zurückbringen. Vorher werden wir Prinzenkrieger uns noch einmal treffen und beraten. So sei es." Sie küssten und vereinigten sich wieder im Geschlechtsakt. Sihame wünschte sich viele Kinder von Soner. Vielleicht wurde an diesem Tag der Grundstein dafür gelegt.
13.
Trim Marath Der terranische Mutant hatte bewusst Atlans Abwesenheit auf dem Dach dazu genutzt, sich noch einmal zu Rauds Turm zu begeben. Diesmal verzichtete er darauf, Startac Schroeder um eine Teleportation zu bitten. Er wollte allein sein und benutzte sein Flugaggregat. Natürlich würde er geortet werden, doch das war jetzt egal. Die Galaktiker brauchten sich nicht mehr zu verstecken.
Trim musste zu Raud! Startac hatte wenig Verständnis dafür gezeigt, aber er spürte ihn auch nicht so intensiv wie Trim. Für den Para-Defensor war der Pangalaktische Statistiker das bedeutendste Wesen, dem er je begegnet war. Er verehrte es. Er wollte in seiner Nähe sein. Er wollte sich ihm offenbaren. Er wollte Raud wieder sehen. Und er hoffte nach wie vor darauf, dass der Statistiker die Fragen beantwortete, die er ihm gestellt hatte.
Atlan konnte nicht zürnen, wenn er ihm die Antworten präsentierte.
Trim Marath landete auf der Spiegelfläche unterhalb des Turms. Die gleichen Phänomene traten auf, die er schon kannte. Der junge Mutant ging weiter, bis das drei Kilometer hohe Gebilde genau über ihm war. Er blieb stehen und blickte nach oben. „Nein", sagte er ergriffen. „Geh nicht!" Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte. Aber die Enttäuschung war groß, als er den zuckenden, verschwommenen Leib des Statistikers sah, wie er langsam wieder nach oben in die Dunkelheit des Turms entschwand.
Die mentale Ausstrahlung des unbegreiflichen Wesens hingegen war nach wie vor stark. Sie hatte sich - soweit Trim Marath das beurteilen konnte - nicht verringert. Es war so, als hinge Raud direkt über ihm, in der Öffnung des Turms. Der Pangalaktische Statistiker entfernte sich körperlich, aber nicht geistig. Oder war alles nur eine Illusion? Durfte Trim Marath seinen Augen trauen? Der Mutant hatte das feste Gefühl, dass mit Rauds „Ansprache" an die Pfauchonen noch nicht alles vorbei war. Etwas würde noch folgen. Aber was konnte das sein? „Hörst du mich?", fragte er laut. „Dann gib mir die Antworten auf meine Fragen, bitte! Es ist so wichtig für mein Volk!" Täuschte er sich, oder war da so etwas wie ein verhaltenes Lachen in seinem Geist? Konnte es sein, dass Raud sich über ihn lustig machte - über den Wurm, der es wagte, ihn anzurufen?
Trim setzte sich trotzig auf den spiegelglatten Boden unter dem Turm und stemmte das Gesicht in seine Fäuste. So wollte er sitzen bleiben, bis der Statistiker zu ihm sprach. Er war sich seiner Sturheit bewusst, noch stärker seiner Hilflosigkeit. Raud hatte für Soner gesprochen, also waren ihm die Schicksale der Sterblichen nicht ganz gleichgültig. Musste man Prinzenkrieger oder Pfauchone sein, um zu dem Statistiker durchzudringen? War Trim chancenlos, weil er kein Pfauchone war und nicht mit ihren fragwürdigen Ehrbegriffen überladen? „Bitte antworte!", flüsterte er. Etwas berührte seinen Geist. Trim sprang auf. Er spürte es deutlich. Etwas tastete nach seinem Bewusstsein, etwas Mächtiges, Großartiges. Dann aber war diese Empfindung auch schon wieder vorbei. Trim Marath wusste genau, dass er es sich nicht nur eingebildet hatte. Raud hatte versucht, Kontakt aufzunehmen.
Trim war aufgeregt. Er musste mit jemandem reden, das Erlebnis mit jemand teilen. Zurück zu Atlan und Startac? Alles, nur das nicht. Er wollte diesen Ort noch nicht verlassen. Etwas kam noch. Er wollte es hier erleben. Und dann, ganz plötzlich, erschallte die geistige Stimme des Pangalaktischen
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