2135 - Der Zeitbrunnen
Anliegen, sofort einen neuen Herrn der Nacht zu bestimmen - doch das konnte nur in der Speiche Alo geschehen oder im Flaggschiff seiner Flotte. Einige waren dafür, sofort zu ihren Flotten zurückzufliegen. Andere wollten die neue Lage jetzt und hier klären. Vor allem an Soner wurde die Forderung gestellt, die Blockade des Planeten unverzüglich aufzuheben. Der Herr des Lichts zeigte sich einsichtig und versprach es.
Immer noch waren es Tage bis zur Kleinen Konjunktion. Die Visienten, die Soner ebenso wie die Besucher aus fernen Galaxien davongejagt hatte, konnten nach Raud'ombir und in die anderen Schreiberstädte zu ihren Artgenossen zurückkehren und ihre Arbeit wieder aufnehmen: die Dokumentation aller Äußerungen der Pangalaktischen Statistiker und deren Aufzeichnung in den Mediotheken. Leider hatten die Visienten Rauds großen Auftritt verpasst und nicht aufzeichnen können. So mussten die Pfauchonen selbst für ihre Geschichtsschreibung sorgen.
Soner berichtete seinen Kollegen von der Zehnten Stadt. Sie beschlossen gemeinsam, sich um diese Stadt zu kümmern und Forschungstrupps dorthin zu senden. Vor allem schienen die seltsamen Visienten in dieser Stadt die Hilfe der Pfauchonen zu benötigen. Prinzessin Sihame bedankte sich bei ihrem Bruder Sabal nicht für das Leben ihres Gemahls, obwohl sie unendliche Dankbarkeit empfand. Sabal hatte mit seinem Eingreifen in letzter Sekunde auch die Liebe seiner Schwester gerettet.
Sabal nahm es ihr nicht übel. Beide wussten, dass durch die Göttliche Amnestie die Kultur der Pfauchonen im Grunde neu beginnen musste. Am Ende einigten sich die Prinzenkrieger darauf, sich in ihre Boote zurückzuziehen. Erst am nächsten Morgen wollten sie sich erneut zwischen dem Turm des Statistikers Raud und dem Raumhafen treffen. Vorher noch war Rhusbyrs ungewöhnlicher Vorschlag, Sihame provisorisch zur neuen Herrin der Nacht zu bestimmen, mit knapper Mehrheit angenommen worden. Damit waren sie wieder neun. Zu groß war die Angst vor der Unglückszahl Acht. „Ich weiß genau, was ich von der Ernennung zu halten habe", sagte Sihame, als sie in den Armen ihres geliebten Mannes lag. Die beiden waren als Einzige auf Zabar-Ardaran geblieben. Die Welt gehörte noch ihnen allein, und den wenigen Visienten und den drei Galaktikern, um die Soner sich Gedanken machte. „Es war gar keine echte Ernennung, sondern ein aus der Not und der Angst geborener Akt."
„Das wissen wir beide", sagte der Prinzenkrieger. „Du wirst diese Rolle nicht lange innehaben, Sihame. Vielleicht wird ein neuer Herr der Nacht bestimmt, bevor dieser Tag vergeht."
„Ich hoffe es", antwortete sie. „Für uns beide."
Lange, wohltuende Minuten lagen sie nur beisammen und liebkosten sich gegenseitig. Der Prinzenkrieger strich seiner Frau über die blassen Wangen.
Sein Blick war auf die Decke gerichtet, in die Unendlichkeit. „Was tun wir mit den drei Fremden?", fragte er schließlich. „Sie sind unsere Freunde", sagte Sihame spontan. „Vergiss nie, dass ich ohne sie wahrscheinlich nie wieder zu dir zurückgefunden hätte."
„Dafür bin ich ihnen sehr dankbar", hauchte er ihr ins Ohr. „Hast du bereits den Blockadebefehl aufheben lassen?", fragte sie weiter. „Das schon, aber es wird erst in wenigen Stunden bekannt gegeben. Ab morgen können die Malischen Dschunken wieder landen und die Besucher zurückbringen."
„Hoffen wir nur, dass die anderen Prinzenkrieger so lange Geduld haben werden."
„Sie müssen", sagte Soner. Sihame schmiegte sich an ihn. „Ich muss immer an diesen Zeitbrunnen denken", sagte sie. „Und an den vollkommen fremden Ort, an dem ich dort herauskam." Sie hatten sich beide ihre Geschichten erzählt, die so ähnlich klangen - und doch wieder so verschieden. Soner richtete seinen Oberkörper auf. „Ich verstehe viele Dinge im Zusammenhang mit diesem Zeitbrunnen nicht", sagte er. „Was ist ein Schwarm, was sagte der Astronom?"
„Und warum haben uns die Zeitbrunnen in verschiedene Regionen gebracht, die doch so gleich wirkten?"
„Das alles ist ein großes Geheimnis", flüsterte Soner ergriffen. „Wenn es uns eines Tages gelänge, es zu ergründen ..."
„Vielleicht wissen die Pangalaktischen Statistiker mehr darüber."
„Da bin ich mir ganz sicher", räumte Soner ein. „Aber wir dürfen sie nicht noch damit behelligen. Wir müssen zu diesem Thema im den Kosmologischen Mediotheken forschen lassen."
„Du hast Recht", sagte sie. „Wir werden viele Fragen an sie haben, vor dem
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