2135 - Der Zeitbrunnen
reagieren können, um das Urteil des Statistikers umzusetzen."
Der Prinzenkrieger blickte Sabal auffordernd an. Dieser begriff und begab sich zu Orlargs kopfloser Leiche. „Was tust du, Bruder?", fragte Sihame. „Was getan werden muss", antwortete Sabal knapp und beugte sich über den Toten. Er zog den Mishim aus Orlargs Scheide und hielt ihn für einen Augenblick in die Höhe, so dass jeder ihn sehen konnte. „In dem Dolch wohnt Orlargs Seele!", rief der Herr des Morgens. „Sie soll ihm zurückgegeben werden!" Dann kniete er nieder und setzte den Dolch mit religiöser Sorgfalt an die Brust des Leichnams. Er atmete tief ein und sah sich noch einmal in der Runde um. Einige der Prinzenkrieger nickten auffordernd. Sabal nickte zurück und stieß die Klinge mitten ins Herz des enthaupteten Herrschers. Die Seele, die vor langen Jahren von Orlargs Körper getrennt und im Mishim gespeichert worden war, wurde ihm nun zurückgegeben. Orlarg, der in seinem Leben nie viele Freunde besessen und vielerorts Angst und Schrecken verbreitet hatte, ging mit wiederhergestellter Ehre in das unendliche, göttliche Leben nach dem Tod.
Die nächste Roboterstaffel kam herangeschwebt, in ihren Spinnenbeinen die anscheinend unvermeidlichen Netze. Atlan, Trim Marath und Startac Schroeder standen auf dem Flachdach und hielten die Waffen schussbereit. „Langsam wird mir das wirklich zu bunt!", schimpfte der Arkonide. Atlan sah hinab zu den Prinzenkriegern und Prinzessin Sihame. Die Situation hatte sich ganz offensichtlich entkrampft. Soner lebte noch, und das war wichtig.
Der Arkonide wusste nicht, was dort unten jetzt noch verhandelt wurde. Vielleicht war es gozin, vielleicht durfte er sich auch jetzt noch nicht einmischen. Aber sein Leben und seine Freiheit waren ihm wichtiger. „Ich bin gleich zurück", sagte er zu den beiden Mutanten. Etwas leiser fügte er hinzu: „Hoffentlich..." Als er sein Flugaggregat einschaltete und sich vom Dach nach unten treiben ließ, hörte er über sich die ersten Explosionen.
Trim und Startac wehrten sich, dann flogen sie höher, ließen sich von den Robotern verfolgen, um sie nicht alle abschießen zu müssen. Atlan setzte auf und ging direkt auf Sihame und Soner zu. Die empörten Ausrufe der anderen Prinzenkrieger ignorierte er. „Wir haben alles gehört", sagte er zum Herrn des Lichts. „Ich meine Rauds Botschaft. Ihr werdet eine Menge Arbeit damit haben, seine Forderungen in die Realität umzusetzen, aber deshalb bin ich nicht hier. Ich möchte eure Zusammenkunft nicht stören."
„Sondern?", fragte Soner. „Sondern?", wiederholte Atlan ebenso aggressiv. „Ich will, dass du diesen Robotern den Befehl gibst, uns in Ruhe zu lassen! Ihre Netze sind nicht gefährlich, aber anstrengend, und wir sind die ganze Zeit gezwungen, die Maschinen zu zerstören! Widerrufe deinen Befehl, dass sie Jagd auf uns machen sollen!"
„Schon gut", wehrte der Herr des Lichts ab. „Ich ziehe sie zurück. Ich gebe ihnen den Befehl" Soner sprach in ein Gerät, das er unter seiner Ehrenkleidung zum Vorschein brachte. Sekunden später wurde es still über dem Platz. Die Roboter gaben ihre Hetzjagd auf, und die bei den Mutanten stellten ihr Feuer ein. „Danke", sagte Atlan sarkastisch. „Du hast uns einen großen Gefallen getan. Warum hattest du die Roboter auf uns angesetzt?"
„Das weißt du doch", antwortete Prinzessin Sihame. „Weil er nicht wollte, dass außer ihm jemand auf Zabar-Ardaran zugegen ist, wenn die Kleine Konjunktion stattfindet."
„Wie denkst du jetzt darüber, Soner?", fragte der Arkonide. „Du hast dein Ziel erreicht. Raud hat dich angehört und dir geantwortet. Willst du immer noch die halbe Galaxis Wassermal von der Kleinen Konjunktion aussperren?"
„Nein", gab der Prinzenkrieger widerwillig zu. „Jetzt habe ich keinen Grund mehr dazu." Atlan wollte sich nicht länger bei den Herrschern der Galaxis Wassermal aufhalten. Er wusste, dass er in diesem historischen Moment völlig überflüssig war und sie ihn nicht bei sich haben wollten.
Mit Hilfe des Flugaggregats kehrte er zu seinen Gefährten zurück. Allerdings fand er nur noch einen von ihnen vor. „Trim ist zum Turm geflogen", sagte Startac Schroeder. „Ich konnte ihn nicht aufhalten."
„Ich habe es befürchtet", sagte der Arkonide. „Er will bei Raud sein. Trim ist wirklich besessen von dieser Wesenheit."
Die acht - acht! - Prinzenkrieger hielten untereinander Rat. Angesichts dieser unheiligen Zahl war es ihnen ein wichtiges
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