2139 - Die Eltanen
entschuldigte sich nicht.
Niemand im Rat konnte sich an eine Zeit zurückerinnern, in der es zum letzten Mal zu einem Mord in der Letzten Stadt gekommen war. Über den Anschlag auf Corina EhGon schwiegen die Ratsmitglieder betreten und beschämt. Nur Dohga DaLur fand Worte der Entrüstung und des Bedauerns.
Nach einer weiteren Stunde ließ DaLur das Holofeld erlöschen. Der Ratsvorsitzende räusperte sich und wandte sich an die Versammlung. „Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Corina EhGon", gestand er. „Heute tun mir die harten Worte Leid, die ich zu ihr gesagt habe. Längst sehe ich einige Dinge anders. Ich bin zwar auch nach wie vor dafür, dass wir Eltanen uns bedeckt und von der galaktischen Politik fern halten, aber ich kann die Mittel nicht gutheißen, mit denen der Bund für Wahres Leben kämpft. Er muss zerschlagen werden."
„Wie denn?"-, fragte einer aus der Runde. „Wir kennen doch seine Mitglieder nicht!"
„Wir werden Augen und Ohren offen halten", verkündete der Vorsitzende. „Mehr können wir nicht tun."
Feki HiUre empfing einen Anruf auf seinem Kommunikator. Er ignorierte ihn. Zu sehr erwachte in ihm der Protest gegen die seiner Ansicht nach lasche Einstellung DaLurs. Drei Tote! Gestorben für nichts außer Parolen! Und wer konnte wissen, wie viele Opfer der nächste Anschlag kosten würde. Denn dass ein nächster kam, war für Feki gewiss. Auch Corina war wieder in Gefahr, gerade sie. So kurz vor der Entbindung stand sie im Brennpunkt der entgegengesetzten Interessen. Also stand er. „Ich bin nicht deiner Meinung, Dohga, bei allem Respekt!", sagte er leidenschaftlich. „Wir haben den Versammlungsort des Geheimbundes noch nicht gut genug untersucht. Schicke Spezialeinheiten von Technikern hin, mit ID-Detektoren, die die Gehirnschwingungen der Verschwörer auch im Nachhinein aufspüren können, so wie Infrarotspürgeräte. Enge den Kreis der möglichen Verdächtigen ein - mindestens ein begabter Techniker muss unter ihnen sein. Er hat den Ausfall des Nullschwere-Felds bei dem Anschlag auf Corina ebenso bewirkt wie den Aufbau der Nullschwereader zu ihrem Gefängnis. Beides erfordert einen hochtalentierten Mann, der noch mit der Technik der Ahnen vertraut ist."
„Ich werde deinen Rat befolgen", sagte Dohga DaLur, „und würde damit gerne die heutige Sitzung beenden, wenn nicht noch ..."
„Ich habe noch etwas zu sagen!", rief eine Frau, die schon sehr alt war, offensichtlich nahe der Tausend-Jahre-Grenze. „Ja, Egman?"
„Ich möchte wissen, wie wir uns jetzt Corina EhGon gegenüber zu verhalten haben. Es wurde viel diskutiert, aber noch keine eindeutige Stellung bezogen."
„Und wofür würdest du stimmen?", fragte der Vorsitzende. „Das Kind darf nicht geboren werden!", sagte die Eltanin. „Wir wissen alle, was nach Rokenna passieren würde. Es würde seinen Machtanspruch stellen und unser Volk ins Verderben führen." Stille herrschte. Nur Feki schrie gequält auf, aber sonst niemand. Aber die Eltanin musste zu ihrem Schock feststellen, dass sie offenbar mittlerweile die Einzige mit dieser Forderung war.
Der nächste Anschlag galt einem der Versorgungszentren der Letzten Stadt. War es das Ziel des ersten gewesen, sämtliche Raumfahrt durch die Sabotage der Transmitterstation zu dem letzten Schiff zu unterbinden, so galt er nun der lebensnotwendigen Versorgung der Eltanen mit Nahrung, Wasser, Gebrauchsgütern aus der Unterstadt und durch CAUSIO, die nach dem Ende der TransmitterÄra über Gleiterverkehr abgewickelt wurde.
Corina und Feki verfolgten die Nachrichten in ihrer Wohnhöhle mit. Corinas schlimmer Verdacht hatte sich als unbegründet erwiesen - noch. Feki hatte ihren Anruf einfach nicht entgegengenommen in der Hitze des Wortgefechts in der Ratshalle.
„So weit ist es also mit uns gekommen", sagte Feki bitter. „Niemand kann jetzt noch sicher sein. Und ich bin schuld daran, weil ich die Existenz der Geheimloge bekannt gegeben habe."
„So darfst du nicht reden", widersprach Corina. „Du hast das einzig Richtige getan. Früher oder später werden sich die Verschwörer selbst verraten. Du darfst dir keine Vorwürfe machen." Der Philosoph nahm ihre Hand und streichelte sie. „Ich mache mir vor allen Dingen Sorgen um dich", sagte er leise. „Du und dein Kind, ihr seid jetzt mein Ein und Alles. Wenn euch etwas zustoßen sollte - ich könnte es nicht ertragen."
„Danke, Feki." Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Du weißt nicht, wie viel mir deine Worte
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