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215 - Die Macht des Sehers

215 - Die Macht des Sehers

Titel: 215 - Die Macht des Sehers
Autoren: Jo Zybell
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leider.« Er trat an einen Begrenzungswall der Wolkenstadt. Eine Treppe führte dort zu einer kleinen Aussichtsplattform hinauf.
    »Das müssen Sie mir erklären, Monsieur Drax!« Pierre de Fouché eilte an die Seite des blonden Mannes. Gemeinsam stiegen sie zur Plattform hinauf. »Der Kaiser in Lebensgefahr? Und wie kommen Sie auf diese Zeitangabe – zweiundzwanzig Tage?«
    Matt Drax blickte in die Sterne zwischen den Wolken. Der wandernde Lichtstrahl am hohen Laternenmast auf dem Landeplatz schien im Dunst zu glühen. Unten im Dschungel kreischte ein Vogel. Oder war es ein Affe?
    »Das kann ich Ihnen genau erklären«, sagte der Mann aus der Vergangenheit. »Es existiert ein Strahl, der sich seit undenklichen Zeiten vom Mars zur Erde spannt…«
    Wieder trat der Kriegsminister einen Schritt zurück. Er starrte Matt an wie eine Erscheinung. »Vom Mars? Mon dieu, woher wollen Sie das wissen?«
    »Nun… ich war dort.«
    »Sie wollen auf dem…« De Fouché hielt sich an der Begrenzungsmauer fest. Sein Weltbild schien ins Wanken zu geraten. »Sie waren auf dem Mars, Monsieur?«
    Matt nickte. »Wenn man dort oben diesen Strahl betritt, gelangt man hierher – und gleichzeitig in die Zukunft der Erde. Das geschieht auch, wenn man ihn hier auf der Erde durchquert. Stellen Sie ihn sich… ja, als Aufzug vor, der nicht nur den Raum durchmisst, sondern auch die Zeit. Ich selbst wurde um ein halbes Jahrtausend in die Zukunft geschleudert.«
    »Verstehe…« Der Kriegsminister nickte verhalten. Es war nicht zu erkennen, ob er ihm wirklich glaubte.
    »Auf dem Mars habe ich die Reisedauer des Strahls auf wenige Wochen einstellen können«, fuhr Matt Drax fort. »Das war früher anders. In den Jahren, als ich und – und auch Ihr Kaiser – in den Zeitstrahl gerieten und in die Zukunft gelangten…«
    Unglauben, Staunen und Erschrecken zugleich spiegelten sich in den Zügen des Kriegsministers. Matt setzte nach.
    Eindringlich schilderte er de Fouché, was er auf der U.S.S.
    HOPE erlebt hatte.
    »… bis der schützende Mantel aus Tachyonen zusammenbricht und sich die Zeit zurückholt, was man ihr gestohlen hat. Und so wird es auch dem Kaiser ergehen, in zweiundzwanzig Tagen, wenn meine Berechnung stimmt«, schloss der Mann aus der Vergangenheit. »Mir weicht de Rozier aus, wenn ich ihn darauf anspreche, und wir verlieren kostbare Zeit, uns dem Problem zu stellen. Ich habe Tala schon eingeweiht. Vielleicht hört er ja eher auf seine Leibwächterin und seinen Kriegsminister.«
    »Verstehe…« De Fouché zeigte sich entsetzt. »Aber gibt es denn eine Möglichkeit…? Ich meine: Was wollen Sie dagegen tun?«
    Matt wandte sich ab und stützte sich auf die Begrenzungsmauer. Der Scheinwerferstrahl vom Landeplatz zog seine Runde durch Dunst und Wolken. Er sah fast aus wie der Zeitstrahl selbst, der…
    Das ist es!, durchfuhr es Matt wie ein Blitz.
    Warum war er nicht längst darauf gekommen?!
    Ein paar Augenblicke lang elektrisierte ihn der Gedanke: War es denkbar, dass der Kaiser einfach nur ein zweites Mal den Strahl durchqueren musste, um den Tachyonenmantel zu erneuern und so dem unausweichlichen Tod ein Schnippchen zu schlagen?
    Im nächsten Moment holte ihn die Ernüchterung ein: Die Theorie war eine Sache – die Wirklichkeit eine ganz andere.
    Wie um alles in der Welt sollte er den Strahl finden, der kontinuierlich über die Gewässer der Erde strich? Kein Mensch konnte vorhersagen, wo sich der Raumzeittunnel in diesem Moment befand. Außerdem war er nur zu sehen, wenn man sich in unmittelbarer Nähe aufhielt.
    Trotzdem war es die einzige Hoffnung, an die er sich im Augenblick klammern konnte.
    »Der Kaiser müsste ein zweites Mal durch den Zeitstrahl gehen«, fuhr Matt fort. »Mit der neuen Justierung des Strahls würde er nur wenige Wochen überspringen, aber die Elementarteilchen, von denen ich gesprochen habe, könnten seinen Alterungsprozess noch einmal für fünfzig Jahre aufhalten.«
    »Das wäre ja…« De Fouché lehnte sich neben ihm gegen die Mauer und suchte nach Worten. »Das wäre ja fantastisch… ein Jungbrunnen sozusagen.« Er wirkte ruhiger und gefasster auf einmal. »Aber woher wissen Sie, wo dieser Strahl zu finden ist?«
    »Genau das ist das Problem.« Aufmerksam betrachtete Matt die Lichtsäule in den Dunstschwaden. »Der Strahl ist flexibel und folgt der Erde, aber bei jeder Rotation verschiebt sich seine Bahn ein wenig, durch die Neigung der Erdachse und die Position des Mars. Dabei ist er nur aktiv,
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