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215 - Die Macht des Sehers

215 - Die Macht des Sehers

Titel: 215 - Die Macht des Sehers
Autoren: Jo Zybell
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könnte sich noch auf Madagaskar befinden, wo sein Bruder ihn verletzt abgesetzt hat. Das heißt, wenn er noch lebt.«
    »Alors, dann fliegen wir zu ihm. Sie und ich, Monsieur Drax, nur wir beide. Und wenn wir den Mann gefunden haben, dann bringen Sie uns zu diesem Strahl, mon ami.« Er wandte sich an Pierre de Fouché und wechselte von Englischen ins Französische. »Die Regierungsgeschäfte wird in dieser Zeit wieder Ord Bunaaga führen. Leider ist er krank, darum werdet Ihr, mein lieber de Fouché, ihm in der Zeit Unserer Abwesenheit als Stellvertreter zur Seite stehen. Ihr habt Unser uneingeschränktes Vertrauen. Morgen fliegen Wir, aber jetzt frühstücken wir erst einmal.«
    Matt Drax nickte zufrieden. Er hatte sein Ziel erreicht.
    Punkt.
    Tala sorgte dafür, dass die Flügeltüren geöffnet wurden und die Diener die Frühstückstafel decken konnten. Pierre de Fouché tupfte sich den Schweiß von der schwarzen Stirn und ließ sich neben dem Kaiser nieder.
    »Ein Stein ist mir vom Herzen gefallen, Excellenz«, seufzte er. »Zwar liegt eine lange Reise vor Euch, und ich bedauere außerordentlich, Euch bald fern der Heimat zu wissen und in möglicher Gefahr. Zugleich jedoch danke ich den Göttern, dass Ihr ein Einsehen habt und diese Gefahr auf Euch nehmt. Denn das Volk braucht Euch, und es braucht Euch wohlauf und nicht bedroht von den Schatten des Todes.«
    Gerührt drückte de Rozier seine Hand. Matt aber fühlte sich irgendwie peinlich berührt von den pathetischen Worten des Kriegsministers.
    Eine halbe Stunde später folgte dann das Frühstück, und de Rozier gab die Neuigkeiten kund. »Sorgt euch nicht«, sagte er.
    »Wir haben Uns dazu überreden lassen, Unsere Gesundheit zu pflegen, das ist alles.«
    Nach der Bekanntgabe der baldigen Abreise brachen dreizehn Frauen an der Tafel in heiße Tränen aus. Drei von ihnen hatten nichts Besseres zu tun, als in Ohnmacht zu fallen.
    Vier stießen ihre Stühle um, rannten zu ihrem Gatten und fielen ihm um den Hals.
    Als der Kaiser seine zu Tode betrübten Frauen abgeschüttelt hatte und darangehen wollte, Ord Bunaaga erneut als stellvertretenden Regenten einzusetzen, stellte man fest, dass er nicht anwesend war.
    »Mein Onkel wird einen Termin im Haus der Heiler haben«, sagte Tala mit Blick auf den leeren Sessel neben sich.
    De Rozier schickte zwei Leibgardisten ins Haus der Heiler.
    Sie kehrten unverrichteter Dinge zurück. Auch in seiner Suite war der Erste Berater des Kaisers nicht zu finden. Sein Bett war leer und unbenutzt.
    Der Kommandeur der Polizeigarde platzte in die allgemeine Ratlosigkeit. Einen Briefbogen schwenkend, begehrte er Einlass in den Speisesaal, und als man ihm den gewährte, eilte er zum Sessel des Kaisers, salutierte und überreichte ihm das Papier.
    De Rozier las den Brief schweigend. Matt Drax saß nur zwei Sessel entfernt von ihm und sah genau, wie die kaiserliche Gesichtshaut die Farbe alten Kerzenwachses annahm.
    Der Monarch faltete den Brief zusammen, seine Augen wurden seltsam starr. Endlich atmete er tief durch und erhob sich. Er brauchte nicht nach seinem Silberlöffel und seinem Glas zu greifen – Totenstille herrschte im Speisesaal.
    »Eine schlimme Nachricht, Mesdames et Messieurs«, sagte er mit gepresster Stimme. »Der treue Ord Bunaaga hat sich das Leben genommen. Die Nachricht von seiner Erkrankung hat ihm den Frieden des Geistes geraubt.« Er hob das Papier. »Dies ist sein Abschiedsbrief: Monsieur Bunaaga schreibt darin, dass er sich in der Nacht aus der Stadt in die Tiefe stürzen wolle. Der Abschiedsbrief trägt das Datum des gestrigen Tages. Demnach ist er in der vergangenen Nacht freiwillig aus dem Leben geschieden.«
    Da und dort begannen ein paar Frauen zu schluchzen. Einige Männer leerten ihre Kelche auf einen Zug und ließen sich sofort nachschenken. Andere begannen verstohlen miteinander zu tuscheln.
    Matt erinnerte sich sofort an den nächtlichen Schrei, den er und de Fouché auf der Aussichtsplattform gehört hatten. Er blickte zum Kriegsminister – der hockte mit gesenktem Kopf in seinem Sessel, offensichtlich geschockt von der Nachricht.
    Noch von der Frühstückstafel aus befahl de Rozier dem Chef der Polizeigarde, eine Expedition zusammenzustellen, die im Dschungel unter der Wolkenstadt nach Ord Bunaagas Leiche suchen sollte. Danach übergab er seinem Sohn Akfat, der beim Kampf gegen die Gruh seinen Respekt gewonnen hatte, die Regierungsgeschäfte für die Zeit seiner Abwesenheit.
    De Fouché sollte ihn
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