2156 - Stimme des Propheten
ein ungeheurer Aufwand verbunden. Immerhin kann man rund 145 Millionen Individuen nicht von heute auf morgen von einem Planeten auf den anderen umsiedeln."
„Wir wollen das einmal durchrechnen", sagte Maurenzi Curtiz. Er ließ seine Finger über einige Sensorfelder vor sich gleiten. „Wenn wir beispielsweise hundert Transportraumer zur Verfügung stellen, sind bei fünfzigtausend Herreach samt Habe pro Schiff insgesamt zweitausendneunhundert Flüge notwendig, was uns für mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Die meiste, Zeit benötigen wir für das Ein- und Ausladen, der Flug selbst ist aufgrund der kurzen Entfernung vernachlässigbar. Andererseits gibt es auf Cauto keinerlei Infrastruktur, was bedeutet, dass parallel zu eurer Evakuierung noch Zehntausende von Baurobotern wenigstens das Notwendigste im Schnellverfahren aus dem Boden stampfen müssen."
„Nicht zu vergessen", sagte Caljono Yai ruhig, „dass wir unseren Exodus nicht finanzieren können."
„Das ließe sich in Form einer Ablöse regeln", warf Presto Go sofort ein. „Wir verkaufen euch Trokan zum Preis unseres Überlebens." Bull legte grübelnd die Stirn in Falten. „Angesichts der derzeitigen Situation kann das nicht sofort entschieden werden ... tut mir Leid."
„Damit habe ich nicht gerechnet", gab die Oberste Künderin zu. „Auch wenn wir isoliert leben, wissen wir natürlich von der Bedrohung durch das Reich Tradom. Und mir ist klar, was für einen Aufwand unsere Umsiedelung bedeutet. Aber ich bitte zu bedenken, dass unsere Schwierigkeiten erst entstanden sind, als das Zeitrafferfeld zusammenbrach und wir unfreiwillig sozusagen in eurem Universum landeten. Wir haben es uns auch nicht ausgesucht, dass sich der Pilzdom auf unserer Welt befindet. Daher wäre es ebenso für euch nur von Vorteil, wenn wir fort sind und es keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen mehr in dieser Hinsicht geben muss - ihr braucht auf uns keine Rücksicht mehr zu nehmen."
„Und wie habt ihr euch den Ablauf gedacht, wenn ihr auf Cauto seid?", fragte Maurenzi Curtiz.
Presto Go hatte sofort eine Antwort parat: „Wir werden dankbar eure Hilfe für die erste Zeit annehmen, bis wir auf eigenen Füßen stehen können - was nach wenigen Monaten der Fall sein dürfte. Unser technisches Niveau dort soll nicht höher sein, als es jetzt auf Trokan ist. Und dann werden wir euch bitten, uns in Ruhe zu lassen. Wir leben dann abseits des galaktischen Geschehens, was uns am liebsten ist, und können uns in Ruhe entwickeln.
Ihr braucht euch nicht den Kopf über uns zu zerbrechen, denn wir werden aus dem Brennpunkt Solsystem rücken. Eine Verantwortung weniger für euch und ein Neuanfang für uns."
„Wir werden darüber nachdenken", versprach Reginald Bull. „Selbstverständlich." Presto Go erhob sich. „Aber wartet nicht zu lange, sonst werdet ihr nicht mehr viele Flüge benötigen. Es steht ernster um uns, als ihr wahrhaben wollt nur, weil ihr unser Problem nicht rational erfassen könnt. Das ändert aber nichts daran, dass wir zum Tode verurteilt sind."
Alaska Saedelaere begleitete die Herreach zu einer vorbereiteten Unterkunft in der Medostation. Wenn sie sich erholt hatten, sollten sie nach Trokan zurückgebracht werden.
Als Saedelaere zur Konferenz zurückkehrte, war der Raum wieder auf eine für Menschen angenehme Temperatur erwärmt. Eine lebhafte Diskussion lief. Jedem war bewusst, dass das Problem der Herreach nicht oberste Priorität hatte, und man suchte nach schneller greifenden Alternativen. Alaska Saedelaere argumentierte für eine schnellere Diskussion. Man müsse den Herreach helfen. „Wir können nicht zulassen, dass ein sich in der Entwicklung befindliches Volk direkt vor unseren Augen zugrunde geht", gab er zu bedenken. „Noch dazu in unserem eigentlichen System. Auch wenn der Zeitpunkt sehr schlecht ist, aber das kann man sich nun einmal nicht aussuchen."
„Jeder Zeitpunkt ist schlecht, denn je größer der Verantwortungsbereich ist, umso mehr Konfrontationen gibt es", sagte Maurenzi Curtiz gelassen. „Und es würde politisch keinen besonders guten Eindruck hinterlassen, wenn wir unseren allernächsten Nachbarn unsere Hilfe verweigern."
„Zunächst einmal müssen wir herausfinden, ob es wirklich notwendig ist, sie von Trokan wegzubringen. Vielleicht finden wir eine technische Lösung, und sie müssen ihren Ursprungsplaneten nicht verlassen."Der Residenz-Minister für Liga-Verteidigung lehnte sich im Sessel zurück und strich nachdenklich über die
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