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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dieser Blasen werfend aufzuschäumen. Meterhohe Korallenbäume bildeten mit ihren durchscheinenden, filigranen Wedeln die mittlere Etage.
    Die spärlichen Sonnenstrahlen entlockten ihnen ein kaleidoskopartiges Farbenspiel. Es war, als verändere sich ihre unmittelbare Umgebung stetig.
    Ein unwirklicher Schein überlagerte die Realität in einem Meer optischer Täuschung, ein Irrgarten, aus dem Tiere kaum wieder herausfanden.
    Offensichtlich handelte es sich um Fleisch fressende Pflanzen. Monkeys Kunstaugen fanden mühelos den Weg hindurch.
    Die obere Ebene bildeten nach wie vor dichte Laubbäume. Herbststimmung herrschte, die Wipfel waren längst durchlässig geworden. Laub regnete aus der Höhe herab. Inmitten dieser Bewegung ein dunkler Schatten. Weit kleiner als die fallenden Blätter. Flügelschlagend. Es war der Lamuuni, der Monkey in unruhigem Flug umkreiste und dann auf seiner Schulter landete. „Was willst du?", brummte der Oxtorner.
    Gedankenbilder formten sich. Der Vogel übermittelte ihm das Abbild der schwarzen Kattixu-Gleiter. Einige Maschinen waren ausgeschwärmt, markierten offenbar die äußere Begrenzung eines abzusuchenden Gebiets. Die anderen Gleiter zogen langsam größer werdende Kreise. Hin und wieder verharrten sie. Dann wurde das Gelände unter ihnen in flirrendes Licht getaucht. Monkey sah eine der Flugechsen in diesen „Lichtkegel" geraten.
    Der Schwingenschlag erlahmte, das Tier stürzte haltlos zwischen die Bäume. Monkey erkannte, was der Lamuuni ihm vermitteln wollte. Die Kattixu jagten alles, was sich bewegte. Offenbar hatte Chiffa Phis Opfergang das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkt. „Sie können nicht überall gleichzeitig sein", knurrte er. „Es kommt nur darauf an, wer schneller ist."
    Das Bild, das der Lamuuni vor seinem inneren Auge entstehen ließ, wechselte. Es zeigte umgestürzte Bäume, halb übereinander liegend. Zwischen den Stämmen und ihren breiten Wurzelballen große Hohlräume, halb von Laub verdeckt. Zwei seltsame Gestalten krochen in diese trügerischen Höhlen. Das waren Saedelaere und er, wie der Lamuuni sie sah. Der Vogel flatterte von seiner Schulter auf. Er wollte, dass Monkey ihm folgte.
    Obwohl die Richtung nicht die war, die der Oxtorner eingeschlagen hatte. Das Dröhnen der Gleitertriebwerke, für kurze Zeit abgeebbt, wurde wieder lauter. Augenblicke später stand Monkey vor den entwurzelten Bäumen. Es behagte ihm nicht, sich verkriechen zu müssen, aber anders konnte er den Kattixu wohl nicht mehr entkommen.
    Der Wald schweigt. Nur das Dröhnen der Gleiter dringt aus der Höhe herab. Es ist bösartig wie das Surren eines Schwarms mordlüsterner Insekten.
    Du wirst nicht fliehen, das ist dir klar. Vielmehr sehnst du dich nach einigen Momenten der Ruhe, um mit dir selbst ins Reine zu kommen. Wie viele Stunden sind vergangen, seit du die Haut begraben hast? Sie musste sterben, weil sie sich von dir Hilfe erwartete. Aber du kannst nichts dafür, das Cappin-Fragment hat sie getötet. Du hattest keine Möglichkeit, es zu verhindern. Die Haut hätte nur von dir ablassen müssen, doch in ihrer Panik hat sie sich immer fester angeklammert. Sie erkannte nicht, dass sie damit selbst ihr Ende heraufbeschwor. Oder hat sie es nicht erkennen wollen?
    Kummerogs Haut ist nicht mehr, die letzte Spur des Mutanten der Cantrell damit beseitigt. Eine Episode kosmischer Geschichte wurde beendet. Du fragst dich, ob du deshalb glücklicher bist. Immer hast du dich danach gesehnt, eines Tages frei zu sein. Dein Leben da fortzusetzen, wo der Transmitterunfall es vor sehr langer Zeit drastisch veränderte. Aber das Terrania City von einst existiert nicht mehr. Du bist auch nicht mehr der junge Alaska Saedelaere mit seinen Sehnsüchten und Träumen. Nur deine Ängste sind geblieben.
    Die Gleiter kommen näher. Sie suchen gezielt. Wie würde Bully jetzt sagen? Du bist vom Regen in die Traufe geraten, Alaska. Hasst du das Cappin-Fragment? Es nimmt dir die Freiheit, wieder ein Mensch unter Menschen zu sein. Es erinnert dich daran, jahrhundertelang mit dem Cappin Testare in besonderer Weise verbunden gewesen zu sein. Aber willst du die völlige Freiheit überhaupt? Erinnere dich! Schon als Kind hast du sehnsüchtig zum Nachthimmel aufgeschaut und eine unglaubliche Verlockung gespürt.
    Dein Platz ist das Universum! Die Schöpfung schert sich nicht um dein Äußeres. Die Sterne blicken tiefer, Alaska Saedelaere, bis auf den Grund deiner Seele. Es ist wunderschön, Alaska. Du fragst

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