2166 - Durch den Zeitbrunnen
vermeintlichen Agenten der Ordnungsmächte Zeit verschaffen. Aber Monkey dachte noch nicht daran, einfach fortzulaufen. Bestenfalls konnten Saedelaere und er einige Kilometer Distanz gewinnen, an ihrer Situation änderte das nichts. Monkey entdeckte die nächsten Raketen erst Sekundenbruchteile, bevor sie den Sarkophag-Anzug trafen. Diesmal teleportierte Chiffa Phi nicht, nachdem er die wabernden Glutbälle durchstoßen hatte. Der Anzug taumelte, vollführte eine Reihe seltsamer Flugmanöver und verlor dabei deutlich an Höhe. Er war angeschlagen. „Mein Gott", murmelte Saedelaere, „er opfert sich, damit wir den Kattixu entkommen können." Mehrere Gleiter scherten aus, um dem Mochichi den Todesstoß zu versetzen. Ihre Thermogeschütze feuerten. Das war der Moment, in dem der Anzug jäh die Richtung änderte. Keine Transition, eher ein jäher Schub vorwärts, der auf Fehlfunktionen schließen ließ. Die Gleiter wurden ebenso abrupt herumgerissen. Ihre Thermoschüsse schlugen in den Schutzschirm ein... ... im nächsten Sekundenbruchteil entmaterialisierte Chiffa Phi zum wer weiß wievielten Mal. Die Salve, die ihn fast abgeschossen hätte, traf zwei der auf Gegenkurs anfliegenden schwarzen Maschinen. Ein Funkenregen versprühte, dann entstanden plötzlich zwei dicke Rauchwolken über den Bäumen, rasten quer durch einen der Pulks und explodierten. Ein Feuerwerk aufglutender Trümmer. Zwei weitere Maschinen wurden offenbar beschädigt und fielen in steilem Winkel in die Tiefe. Augenblicke später schlugen sie in den Wald ein. Der Mochichi hing zu dem Zeitpunkt einige hundert Meter über dem Geschehen. Die Jäger änderten ihre Taktik. Nur noch einzeln griffen sie an, schossen ihre Projektile ab und hetzten den Teleporter-Anzug.
Chiffa Phi verschwand und materialisierte in immer schnellerer Folge. „Warum setzt er sich nicht weiter ab?", brachte Saedelaere stockend hervor. „Das würde ihm eine Verschnaufpause verschaffen."
„Er kann nicht", sagte Monkey. Erst als der Maskenträger sich zu ihm umwandte, fügte er hinzu: „Ich vermute, die Kattixu blockieren jede Teleportation über eine größere Distanz hinweg. Vielleicht energetische Störfelder ..."
„Dann kommt er dort nicht mehr heraus. Er opfert sich wirklich."
„Ja", sagte Monkey, „das tut er." Im selben Augenblick explodierte der Anzug des Mochichi.
Trauer und Enttäuschung beherrschen dich in diesem Moment. Der Kleine mit dem Knorpelgesicht hätte dein Freund werden können. Jetzt ist er tot.
Er wollte dir einen Vorsprung verschaffen, den du nicht wahrgenommen hast. Aber Monkey wäre ohnehin nicht vor der Gefahr geflohen. Du starrst auf den verwehenden Glutball. Und du fragst dich, ob nur Chiffa Phis große schwarze Augen deine Zuneigung geweckt haben. Selbstzweck, Alaska.
Finde dich damit ab, dass du das Raumschiff LEUCHTKRAFT niemals wiedersehen wirst. Du kannst das Fragment nicht zurückgeben. Es sei denn, du gehst bis ans Ende des Universums. Ein verrückter Gedanke.
So verrückt wie Samburi Yuras Worte, als sie das Cappin-Fragment ohne die schützende Maske betrachtete: „Es ist wunderschön, Alaska ..."Ihre Worte hallen unter deiner Schädeldecke nach. Du kannst sie deshalb nicht verurteilen, sie weiß es nicht besser. Aber dir hilft das gar nicht, es ist ein schwacher Trost... Triebwerkslärm schreckt dich auf. Mehrere der nacht schwarzen Jagdgleiter rasen dicht über den Wald hinweg. Sie suchen uns! „Kommen Sie, Saedelaere!", drängt Monkey. „Worauf warten Sie?"
Mit ungestümer Gewalt bricht er durch das Unterholz, dreht sich kurz um. Du schüttelst den Kopf, weil du weißt, dass es zu spät ist. Du kannst Monkeys Tempo nicht mithalten. Sein Körper ist eine Kampfmaschine, an eine wesentlich höhere Schwerkraft gewöhnt. „Nein", hörst du dich sagen. „Gehen Sie, Monkey, ich bleibe hier. Ich werde ein Versteck finden." Er geht zwei Schritte auf dich zu. „Sie sind verrückt, Saedelaere." Du zuckst mit den Achseln. „Vielleicht." Das ist alles, was du zu antworten hast. Monkey starrt dich einen Moment lang an, dann dreht er sich wortlos um und verschwindet. Alles, was du von ihm noch hörst, ist das Rumoren im Unterholz.
Ein bizarrer, fremdartiger Wald. Der felsiger gewordene Boden hatte das üppige Moos verdrängt. Kriechpflanzen klammerten sich ans Gestein, und fingerdicke Hölzer wuchsen als Stachelteppich auf. Jede Berührung ließ sie wie sprödes Glas brechen. Wo immer die Splitter auf nackten Fels fielen, begann
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