Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Dornen. Je mehr Saedelaere auf seine Umgebung achtete, desto mehr dieser Dornen sah er. Sie waren überall. Trotzdem noch ein halber Meter ... Die Äste knackten bedrohlich. Ein kurzer Blick nach unten zeigte Alaska, dass viel Laub abregnete. „Leben Sie noch?", erklang es irgendwo unter ihm. „Ich passe schon auf Ihr Auge auf, Monkey." Er konnte sich diese Erwiderung nicht verkneifen. „Falls Sie abstürzen, versuche ich Sie aufzufangen." Vor ihm schimmerte ein Stück orangefarbener Himmel. Und im Dunst weiter Ferne so etwas wie ein lang gestreckter Höhenzug. Der Lärmschutzwall eines Raumhafens? Vergeblich versuchte Saedelaere, mehr zu erkennen.
    Ein herabhängender Ast behinderte seine Sicht. Alaska wollte ihn zur Seite biegen. Im nächsten Moment ein Splittern. Etwas gab nach. Er spürte, dass er zur Seite rutschte, riss den Arm hoch, um nach den nächsten Ästen zu greifen, und kippte vornüber. Mit einem unmittelbar darauf folgenden zweiten Ruck wurde der Sturz vom tiefer liegenden Gewirr aufgefangen. Sekundenlang lag Saedelaere regungslos. Sein Handrücken blutete, aber die Fleischwunde, die ein Dorn gerissen hatte, war nicht tief. Der Einfluss des Aktivators würde das Gewebe sehr schnell vernarben lassen.
    Überrascht registrierte der Maskenträger, dass er nun eine bessere Fernsicht hatte als noch Sekunden zuvor. „Da ist eine Stadt, Monkey!"
    „Vergessen Sie die Aufzeichnung nicht!" Vorsichtig tastete er nach dem Objektiv, das er in einer Tasche seines Overalls verstaut hatte. Saedelaere fröstelte, als er dar an dachte, wie fest Monkey zuschlagen musste, um jedes Kunstauge in seinem Schädel zu verankern. Dazu bedurfte es eines Schlags, der einen Ochsen zu Boden schicken konnte. Ziemlich genau im Westen, so weit entfernt, dass er die Silhouette im Dunst des Tages gerade noch erkennen konnte, lag eine Stadt. Das Sonnenlicht brach sich an verstreut liegenden hohen Bauwerken.
    Er sah nur die obersten Stockwerke, konnte nicht einmal abschätzen, wie weit die Gebäude aufragten. Diese Stadt schien in einem Tal errichtet zu sein, aber sie erstreckte sich zugleich bis hinter den Horizont. Vergeblich suchte Alaska Saedelaere nach startenden oder landenden Raumschiffen, nach Flugzeugen oder einfach nur über der Stadt kreisenden Gleitern. Aber egal wie technisch hoch stehend die Siedlung war, sie umfasste auf jeden Fall ein beachtliches Areal. Ein Dröhnen hing plötzlich in der Luft. Es näherte sich schnell. „Kattixu!", rief Monkey warnend.
    Im gleichen Moment sah auch Saedelaere die Jagdgleiter. Es hatte den Anschein, dass sie auf seinen Baum zuhielten. Sie kamen aus der Sonne, deshalb hatte er sie nicht schon eher entdeckt. „Kommen Sie runter, Saedelaere! Springen Sie!" Das war unmöglich. Trotzdem kam Alaska in Rekordzeit auf den Boden.
    Über ihnen donnerten die Jagdgleiter hinweg. Sechs keilförmige Maschinen. Dann hing nur noch das Dröhnen über den Hügeln. Aber auch das verklang rasch. „Sie... sie haben uns nicht entdeckt", sagte Alaska Saedelaere stockend. „Nur warum nicht? Haben uns die Baumkronen oder die Tarnkappen abgeschirmt?" Monkey hielt ihm die offene Hand entgegen. „Mein Auge!", verlangte der Oxtorner.
    Das Knirschen, als Monkey sich das Objektiv mit einem Faustschlag in die leere Augenhöhle treibt, jagt dir einen Schauder über den Rücken. Dabei bist du nicht empfindlich, es ist nur ... Monkeys Nähe hat etwas Bedrückendes. Trotzdem kannst du nicht sagen, was dich stört. Vielleicht seine kalte, berechnende Art. Oder weil du seine Vergangenheit kennst zu kennen glaubst? Monkey ist ein ausgebildeter Killer, wenn es darauf ankommt, kein Mensch, sondern eine perfekt funktionierende Maschine.
    Und du selbst, Alaska, hast du nie getötet? Du brauchst nur deine Maske abzunehmen und hast Narrenfreiheit und das Cappin-Fragment, auf das du jede Schuld abwälzen kannst. Monkey wäre wohl der Letzte, der dir das verwehren würde. Vergiss solche Gedanken! Du machst dir das Leben damit nicht leichter.
    „Sie hätten das Objektiv besser ausrichten sollen, Saedelaere." Monkey brach sein minutenlanges Schweigen. „Die Aufzeichnung zeigt mehr Himmel als Landschaft."
    „Die Stadt liegt nicht sehr weit entfernt", antwortete der Maskenträger. „Wahrscheinlich ist das Kiró1, von dem Chiffa Phi sprach. Mehr wollten wir nicht wissen." Monkey verzog die Mundwinkel zu einer spöttischen Grimasse. „Ich habe eine Restvergrößerung vorgenommen. Was Sie als Stadt bezeichnen, wirkt verlassen,

Weitere Kostenlose Bücher