2166 - Durch den Zeitbrunnen
Einrichtungsgegenstände. „Geben Sie sich nicht der Illusion hin, Saedelaere", sagte Monkey in dem Moment. Alaska wandte sich dem Oxtorner zu. Monkey nahm soeben in einem Sessel Platz, der für ihn wie maßgeschneidert war. Ein Meter zwanzig Schulter breite erforderten entsprechendes Mobiliar.
Auch neben Saedelaere stand ein solcher Sessel. Kleiner in den Ausmaßen, eine hochlehnige Schale mit eingebogenen Seitenlehnen, halb transparent und ohne Stützen im Raum schwebend. Als Alaska zupackte, um sich das Möbelstück zurechtzurücken, glitt seine Hand einfach hindurch. Er sah Jhegars Lächeln, zumindest deutete er den veränderten Gesichtsausdruck so, und setzte sich. Der Sessel fing ihn auf, schickte ein angenehmes Prickeln durch seine Rückenmuskulatur. Wo eben noch die Tierherde über das Land gezogen war, erstreckte sich jetzt ein weiter Katarakt.
Schäumende Wassermassen ergossen sich in die Tiefe. Ihr fernes Tosen hatte etwas Anheimelndes. „Ich sehe, euch gefällt mein Wohnraum", sagte der Mochichi. „Er ist für viele Bedürfnisse variierbar."
„Wohin hat uns der Zeitbrunnenverschlagen?", fragte Alaska Saedelaere endlich. „Ich meine nicht diese Welt ..."
„Alles ist Thoregon", antwortete der Mochichi - Konstrukteur. „Das ist mir noch zu wenig."
„Wenn du es so genau wissen willst: Dies ist das Erste Thoregon überhaupt!"Die Antwort überraschte Saedelaere nicht mehr. Eigentlich hatte er sie erwartet. Erhofft war der bessere Ausdruck. „Gibt es einen Grund, weshalb uns der Zeitbrunnen ausgerechnet auf diese Welt brachte? Und welche Bedeutung haben die Kattixu?" Ghem Jhegar zeigte sich nachdenklich, möglicherweise sogar' unangenehm berührt. Sein Körper schien sich für einen Augenblick schrecklich zu verschieben. „Die Tätigkeit von Zeitbrunnen innerhalb des Ersten Thoregons ist nicht vorgesehen", antwortete er, ohne jedoch zu erläutern, wer darüber bestimmte. „Das Aufflackern der Wege durch Raum und Zeit bedeutet sogar eine große Gefahr. Durch die Zeitbrunnen können Besucher in das Innere des ansonsten unerreichbaren PULSES gelangen, die keine Berechtigung besitzen."
„Was haben die Kattixu damit zu schaffen?" Saedelaere hatte schon erkannt, dass die Zeitbrunnenjäger eben jene unberechtigten Besucher abfangen sollten, er wollte nur eine Bestätigung hören. „Die Kattixu wurden ermächtigt, mögliche Zeitbrunnen zu überwachen und vor allem auf Fremde Jagd zu machen, die über einen Zeitbrunnen das Erste Thoregon erreichen", sagte der Mochichi. Monkeys hartes Schnaufen war seine erste wahrnehmbare Reaktion. Trotzdem brach er sein Schweigen nicht. Auch Alaska schwieg. Weil er in diesem Moment etwa eine Million Fragen gleichzeitig hätte stellen können. Zu viel, sie einfach herauszusprudeln. Das erste Dutzend der wichtigsten Fragen legte er sich soeben zurecht.
Chiffa Phi hatte sie für Gesandte der Kosmokraten gehalten. Warum schützte er sie? Zumal Gefahr bestand, dass sie als Gesandte der Hohen Mächte in den PULS eindringen konnten? Welche Bewandtnis hatten die Tarnkappen in diesem Zusammenhang? Sollten sie nur den Zugriff der Kattixu verhindern ...? „Ghem ...", begann Alaska Saedelaere. Eine hektische, Geste des Konstrukteurs schnitt ihm das Wort ab. Die plötzlich angespannte Haltung des Mochichi signalisierte Vorsicht.
Einige undefinierbare Bewegungen ließen vor Ghem Jhegar eine Art holografische Ortungskonsole entstehen. Fremdartige, für die beiden Menschen nicht interpretierbare Grafiken und Symbole erschienen. Sie wechselten in schneller Folge. Etwas Unvorhersehbares schien sich ereignet zu haben.
Jhegars unergründlich tiefe Augen richteten sich auf seine Besucher. „Ist euch jemand gefolgt?", fragte er. „Ist euch etwas aufgefallen?"
„Nein", antwortete Alaska. „Wir hätten Verfolger bemerken müssen. Und wir waren vorsichtig."
„Unsere technischen Mittel sind leider begrenzt", ergänzte Monkey. „Noch dazu wissen wir nicht, über welchen Standard eventuelle Gegner verfügen. Es wäre denkbar, dass uns jemand verfolgt hat, den wir nicht bemerken konnten." Ghem Jhegar wollte etwas sagen, doch Monkey und Alaska Saedelaere erfuhren es nicht. In dem Haus brach die Hölle los.
Ein gleißender Glutstrahl schoss aus dem Katarakt hervor, stand für einen Sekundenbruchteil im Raum und floss irrlichternd an der gegenüberliegenden Wand auseinander. Flammen züngelten auf und leckten gierig in die Höhe. Aber das war nur der Auftakt. Roboter stürmten heran.
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