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217 - Der Unsichtbare

217 - Der Unsichtbare

Titel: 217 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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nicht.«
    »Warum? Weil es dir mehr Spaß macht, die Beine für den zu spreizen, der meine Schwester verkaufte? Warum wagst du es noch, dich Mutter zu nennen? Wofür hast du Orna denn hergegeben? Für ein paar Boda-Bodas oder das Kleid, das du trägst? Du schuldest mir deine Hilfe. Und du schuldest sie Orna! Gib mir deinen Segen, ehe ich gehe.«
    Iranda senkte den Blick. »Ich will dich nicht auch noch verlieren, Oree…«
    Matt ging um die beiden herum, rieb sich die Nase und dachte fieberhaft nach. Anscheinend war Orees Schwester an diesen Khaan verkauft worden, und er wollte sie unbedingt wieder zurückhaben. Dafür würde er alles tun. Es musste doch möglich sein, aus dieser Information Kapital zu schlagen…
    Matt schnippte mit dem Finger, als ihm ein ganzer Sternenhimmel aufging. Das war es! Er fuhr herum. Mit einem einzigen Satz war er bei Iranda und ließ sich genau dort nieder, wo sie saß.
    Hör mir zu, versuchte er seine Gedanken so stark wie möglich zu bündeln. Ich bin der Geist, der den Östlichen Kaiser beschützt. Wenn du mir versprichst, ihn und seinen Begleiter gehen zu lassen und sie über den See zu bringen, werde ich für dich und deinen Sohn in dieses Lager gehen und den Feind ausspionieren. Aber täusche mich nicht. Meine Rache wäre furchtbar.
    Schön, der letzte Satz war übertrieben, aber wenn diese Dokktress nur halb so viel Furcht vor Geistern und Dämonen hatte wie Waluk, war es ein gutes Mittel.
    Iranda hatte die schwarzen Augen weit aufgerissen und starrte blicklos gegen die Hüttenwand.
    »Mutter?« Oree hob seine Hand vor ihr Gesicht.
    Iranda atmete heftig ein. »Oree… Ich glaube, ich habe soeben eine Lösung gefunden…«
    ***
    Die Sonne warf ihre breiten Strahlen durch das Fenster und erleuchtete die Wandbehänge über den dicken Mauern. Der schwere Teppich zeigte verschlungene Muster. Holzmöbel und kunstvolle Vitrinen waren auf Hochglanz poliert. Shahruuk ließ seinen Blick durch das Teezimmer wandern, das wie alles auf Fort Agraa sein Besitz war, mitsamt dem Turm, den Gebäuden, Pavillons und Menschen. Auch die junge Frau in dem roten Kleid war sein Besitz, und er mochte es, gemeinsam mit ihr zur Nachmittagszeit auf den kunstfertig geschnitzten Stühlen zu sitzen und Tee zu trinken.
    Orna trank in kleinen Schlucken. Das Gebäck auf dem Porzellanteller vor ihr hatte sie nicht angerührt. Sie versuchte normal zu wirken, doch der Khaan wusste, dass er seine Lieblingssklavin verärgert hatte. Er war neugierig, wie lange sie warten würde, bis sie ihn auf das Thema ansprach. Ob sie einer normalen Konversation Stand halten würde?
    »Läuft der Umzug in die innere Feste gut?«
    Orna war damit betraut, ihn zu leiten. Er vertraute ihr mehr als den meisten Menschen, die ihn umgaben. Was relativ war, denn letztlich vertraute er niemandem wirklich.
    »Ja, Herr. Die Kinder und die meisten Frauen haben die Feste bereits verlassen. Es wird nicht lange dauern, bis alle restlichen Untertanen in den inneren Bereich umgezogen sind. Wir können den äußeren Ring im Notfall also aufgeben.«
    »Gut. Bleiben nur wir, die Wachleute und die Retrologen.« Er sah ihre zitternden Lippen. Sie hatte den Schleier abgelegt, der sonst ihren Mund und die untere Hälfte des Gesichts bedeckte. »Keine Sorge, Orna. Die Belagerung wird nur wenige Tage dauern, ich verspreche es dir. Ich habe bereits einen Plan.«
    »Überschätzt Ihr Eure Stärke auch nicht?« Orna klang besorgt. »Die Hälfte der Retrologen ist noch immer in Likaasi. Warum habt Ihr sie nicht zurückgeholt?«
    »Sie finden dort zu viele interessante Dinge.« Der Khaan stellte seine Teetasse auf dem Mahagonitisch ab und stand auf. Er ging auf die junge Frau zu, die ihm stumm entgegensah. »Dinge wie das hier.« Er zog eine Kette aus dem Ärmel seines weiten Gewandes. Sie war silbern und hatte fünf kunstvoll eingefasste rote Granatsteine, die wie Blut leuchteten. Er liebte Rot. »Eine Kette für eine Königin.« Behutsam legte er sie um den schmalen Hals der Frau. Orna regte sich nicht.
    »Habt Ihr ein schlechtes Gewissen, Herr?«
    Shahruuk trat zurück und betrachtete seinen Besitz. »Warum sollte ich?«
    »Weil Ihr heute meinen Bruder in den Tod geschickt habt.«
    Der Khaan unterdrückte ein Schmunzeln. Jetzt sprach sie ihn doch auf Oree an, wie er es vermutet hatte. »Dein Bruder ist dumm und sturköpfig, Orna.«
    »Warum habt Ihr ihn ins Lager der Fara geschickt? Ihr habt doch längst einen anderen Auftrag veranlasst und seid nicht auf seine

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