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2171 - Inquisition der Vernunft

Titel: 2171 - Inquisition der Vernunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bisherige Gelassenheit war wie weggeblasen. Sie spürte Unruhe in sich aufkommen. Sie fragte sich, ob sie einen Fehler gemacht hatte und Anguela sie aus diesem Grund zu sich rief. Ihr Herz schlug höher. Seit sie den Verkünder kannte, war ihre Bewunderung für ihn ebenso gewachsen wie ihre Zuneigung. Längst sah sie nicht mehr nur die Lichtgestalt in ihm, sondern den Mann, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Doch dabei wusste sie, dass er auf ewig unerreichbar für sie bleiben würde. Anguela war ein Heiliger. Es gab keine Brücke persönlicher Emotionen, die sie miteinander hätte verbinden können. Verzweifelt überlegte sie, ob sie ihm irgendwann einmal das Gefühl gegeben hatte, sie wollte eine Brücke zu ihm schlagen und die Kluft zu ihm überwinden. Sie fand nichts, was störend in ihrer Beziehung hätte sein können.
    Der Verkünder erwartete sie in einem seiner Arbeitszimmer, das angefüllt war mit verschiedenen Kommunikationseinrichtungen, die ihm Verbindungen zu allen erschlossenen Planeten des Riesenreiches ermöglichten. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch. Mit den verschiedenen winzigen Mikrofonen auf dem Tisch konnte Anguela seine Befehle an die Computer geben. Sie entstammten der Nano-Technik und waren so winzig, dass sie mit dem bloßen Auge kaum zu sehen waren. Daher schien es, als lägen die Hände mit den langen Spinnenfingern auf einer leeren Tischplatte. „Eifage", grüßte er, als sie eintrat. „Es ist immer wieder angenehm, dich in meiner Nähe zu haben." Es war eine Höflichkeitsfloskel, nicht mehr. Die Vaianische Ingenieurin hörte es dennoch gern; denn sie wusste sofort, dass alles in Ordnung war und sie sich unnötig Sorgen gemacht hatte. Blieb die Frage, warum der junge Ingenieur sich so eigenartig verhalten hatte. Sie nahm sich vor, ihn im Auge zu behalten. Untreue und Verrat konnten selbst in dem engsten Zirkel der Persönlichkeiten um Anguela herum nicht ausgeschlossen werden.
    Sie setzte sich in eine schwebende Sesselschale. Dass sie die langen Beine übereinander schlug, war ein Zeichen ihres Selbstbewusstseins und ihrer inneren Sicherheit. „Hast du über meine Vorschläge nachgedacht?", fragte sie. Anguela blickte sie aus kaltblau leuchtenden Augen an. Zugleich fiel ein Schatten über sein von Angugoles verdecktes Gesicht. „Du meinst die verschiedenen Expeditionen. Nun, nachgedacht schon, entschieden habe ich mich jedoch nicht. Wozu auch? Wir haben noch nie so friedliche Zeiten erlebt wie jetzt. Gewiss, es gibt ein paar kleine Störungen, aber das sind Lappalien!"
    „Auch ein Verkünder wie du muss sich hin und wieder in allen Bereichen blicken lassen." Damit kritisierte sie ihn direkt, denn es gab seit seinem Amtsantritt Bereiche des Reiches, denen er noch nicht einen einzigen Besuch abgestattet hatte. „Das solltest du tun", ermahnte sie ihn. „Nichts wäre schädlicher, als die Dinge schleifen zu lassen. Die Geräte, die du hier hast, helfen nicht weiter. Sie sind der Filter, der möglicherweise Wesentliches von dir abhält."
    „Du meinst, ich sollte mich vor Ort informieren?" Er schüttelte den Kopf. „Wozu? Man kann die Vorsicht auch übertreiben. Wer sollte mich gefährden? Ich sehe niemanden. Weit und breit nicht."
    „Deine Entschlüsse können niemals besser sein als die Informationen und die Einsichten, die du gewinnst. Mit dem Verkünderschiff SETA WAE solltest du schleunigst Rundflüge durch die Galaxis Aul Eimanx unternehmen."
    Er erhob sich, ging um den Tisch herum und lehnte sich dagegen. Mit vergnügt funkelnden Augen blickte er auf sie hinab. Sie erwies ihm den nötigen Respekt, indem sie sich erhob. „Ich kann hier etwas tun, um den Frieden im Reich noch ein wenig sicherer zu machen", entgegnete er. „Gerade jetzt haben wir eine vielleicht einmalige Chance, die Versöhnung innerhalb der Thatrix-Zivilisation perfekt zu machen."
    „Während in Aul Eimanx womöglich Gefahren heraufziehen, die zur Zeit noch leicht abgewehrt werden können, möglicherweise später jedoch so umfassend werden, dass wir ihnen nicht mehr begegnen können." Er wischte ihre Argumente mit einer Handbewegung hinweg. „Die Sichtung eines Kosmokratenschiffes in Aul Eimanx liegt länger zurück als die Epoche der Kriege!" Er legte die Hände vor der Brust zusammen. „Das war zu der Zeit, als der Vertrag von Tradom geschlossen wurde. Bei aller Sympathie - du übertreibst maßlos mit deiner Sorge." Eifage Agehr erinnerte sich an das, was man ihr einst vermittelt hatte.

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