2171 - Inquisition der Vernunft
Kinn und einer weit vorspringenden Mundpartie. Als Draufgänger hatte er schon manche Schlacht geschlagen und dabei ungewöhnlichen Mut bewiesen. Ohl Tulpo war sich sicher, dass er sich auf ihn verlassen konnte, auch dann, wenn Thorr anderer Meinung sein sollte als er. Der Ro-Rihjotto war kein Intrigant, der ihm in den Rücken fallen würde. Sollte es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung mit ihm kommen, würde er ihm immer mit offenem Visier gegenübertreten. Das war etwas, das Tulpo an ihm schätzte. „Ganz meine Meinung", stimmte er zu. „Das Problem ist, dass ein solcher Aufstand sinnlos ist, solange wir nicht über militärische Mittel verfügen, mit denen wir von AGLAZAR-Raumern oder Eltanenschiffen beschützte Welten angreifen können", fuhr Goras Thorr fort. Noch bevor er ausgesprochen hatte, fand er Zustimmung von allen Seiten. Ausgenommen war Ohl Tulpo, der mit unbewegtem Gesicht wartete, bis sich die Runde wieder beruhigte. „Wir sind in geradezu grotesker Weise den AGLAZAR-Raumern und den Eltanenschiffen unterlegen", konstatierte Themen Vulta, der Stützpunktkommandant des Mondes Geika. „Bevor wir weitere Pläne schmieden, sollten wir erst einmal klären, wie wir uns gegen diese Waffen behaupten können."
„Wir brauchen eine Waffe, mit der wir diese Raumschiffe schnell und vollkommen vernichten können", pflichtete ihm sein Stellvertreter Raskan Wenko bei. Der kleine, beinahe zierliche Offizier mit dem asketischen Gesicht und den Hohlwangen sah aus, als sei er halb verhungert. Dabei war er außerordentlich kräftig und zäh. „Leider sind wir selbst nicht in der Lage, solche Waffen zu entwickeln", sagte Themen Vulta. Über ihn wussten die anderen Valenter am Tisch am wenigsten. Er hatte eine Aura des Geheimnisvollen um sich aufgebaut, die nur wenige zu durchdringen wussten. Seiner Karriere fehlten die herausragenden Ereignisse. Anerkennung in dem Maße, wie er meinte, sie verdient zu haben, war ihm nie zuteil geworden. „Ich schlage vor, dass wir endlich verwirklichen, was wir schon längst hätten tun müssen und was ich schon häufiger empfohlen habe."
„Du sprichst von deiner alten Idee, eine Expedition zusammenzustellen, die bis in die Femen des Universums vordringt, um ein Volk zu finden, dass uns solche Waffen zur Verfügung stellt", sagte Ohl Tulpo. „Leider findest du in dieser Runde keine Anhänger für diese Idee. Die Chance, auf diese Weise zu wirkungsvollen Waffen gegen die AGLAZAR-Raumer und die Eltanenschiffe zu kommen, ist minimal, und das weißt du selbst. Außerdem kostet eine solche Expedition unendlich viel Zeit. Die wiederum haben wir nicht. Ich möchte zu meinen Lebzeiten den Atem der Freiheit spüren und die Zwangsjacke des Glücks abstreifen."
„Das möchten wir alle!", rief Goras Thorr. „Dennoch ist das Argument Vultas nicht von der Hand zu weisen. Wir können keinen Aufstand riskieren, solange wir ohne entsprechende Waffen dastehen."
„Muss eine Revolte, wie wir sie planen, immer mit Raumschlachteneinhergehen?", fragte der Moro-Rihjotto. „Es gibt andere Möglichkeiten, die Macht der Thatrix-Zivilisation zu brechen und unsere Völker zu befreien."
„Dann dürfen wir nicht die offene Schlacht suchen, sondern müssen aus dem Untergrund heraus kämpfen", schlug der bullige Goras Thorr vor. „Hast du Pläne ausgearbeitet?"
„Ich höre auf weitere Vorschläge", sagte Ohl Tulpo kühl. Er wandte sich an die einzelnen Valenterführer und forderte sie auf, ihre Ideen offen vorzustellen. Damit löste er eine hitzige Diskussion aus. Sie drohte umso mehr aus dem Ruder zu laufen, je länger sie dauerte.
Am Ende wurden einige der Teilnehmer so aggressiv, dass Ohl Tulpo eingriff und sie zur Ordnung rief.
Bis dahin hatte er aufmerksam beobachtet und selbst kaum einmal etwas gesagt. Ihm war aufgefallen, dass sich. Themen Vulta und Raskan Wenko kaum an der Diskussion beteiligten. „Es sieht nicht so aus, als könnten wir zu einer Einigung kommen", stellte der Moro-Rihjotto fest, nachdem es ruhig geworden war. „Wir tragen die Verantwortung für unsere Völker", betonte Goras Thorr. „Solange wir nicht sicher sein können, dass wir zumindest eine kleine Chance in unserem Kampf um Freiheit haben, dürfen wir nicht das Leben von Milliarden gefährden."
„Ich habe dich schon immer für einen Feigling gehalten", schnaubte der Stützpunktkommandant verächtlich. „Statt nach einer Lösung zu suchen, kneifst du den Schwanz ein." Thorr stürzte sich über den Tisch hinweg
Weitere Kostenlose Bücher