2174 - Anguelas letzter Tag
Atem unter Kontrolle. Das furchtbare Gefühl war eine Art mentale Schockwelle. Während er selbst in die Knie ging, mit der Ohnmacht rang und am Ende seinen Kampf gewann, brach Eifage Agehr vor seinen Augen lautlos zusammen. „Herrin!", hörte er sich schreien. „Shhh ..." Die Leuchterin sackte auf den Boden, ohne den mindesten Widerstand. Vampuce sah ihr die Angugoles von den Gliedern platzen. Teile des Körpers lagen nun bloß. Ihre Arme, ihr Rumpf, der Schädel irrlichterten vor Aktivität. Hätte man die Beleuchtung ausgeschaltet, Agehr allein hätte die Zentrale taghell ausgeleuchtet.
Am schlimmsten aber die Augen, Fenster in ihr eigentliches Hirn. Vampuce begriff, dass Eifage Agehr geradezu ausbrannte. Er ließ sich auf die Knie fallen, robbte wimmernd zu ihr, zerrte an ihren Armen und richtete für Sekunden ihren Oberkörper auf. Agehrs Kopf hing schlaff zur Seite, wie der Schädel einer Leiche. Jo Vampuce schrie und rüttelte, doch er schaffte es nicht, die Stellvertreterin des Verkünders aus der Agonie zu reißen. „In den Hyperraum!", brüllte er mit sich überschlagender Stimme., „Wir müssen sofort in den Hyperraum zurück!" Niemand reagierte. Keiner sonst war handlungsfähig.
Die Kommandantin, ebenfalls eine Leuchterin, lag wie Eifage Agehr am Boden und wand sich in krampfartigen Zuckungen. Sie trug noch ihre Angugoles. Vampuce sah mit Grauen ihre Augen, ein blitzendes, verbrennendes Strahlen in Blau. So wie bei Eifage Agehr. Vampuce barg den Kopf der Stellvertreterin in seinen Händen. Agehr spürte ihn und fasste sacht nach seinen Fingern. Sie murmelte ein letztes Wort „Anguela", dann wurden ihre Glieder dunkel und seltsam kalt.
Anguelas Stellvertreterin gab einen letzten heftigen Lichtimpuls ab. Das Leuchten in ihrem Kopf erlosch. Erst als er sie im Gesicht berührte, regloses totes Fleisch, akzeptierte er die Wahrheit. Die Vertraute des Verkünders, die zweithöchste Würdenträgerin der Thatrix-Kultur, war tot. VAIA hatte sie zu sich geholt. Ihm fiel die Kommandantin ein. Er wollte zu ihr kriechen, aber er kam auch dieses Mal zu spät. Sie hörte in dem Augenblick auf, sich zu regen, als Vampuce bei ihr war.
Antigravröhren spuckten robotische Medos ins Freie, scheinbar eine Ewigkeit zu spät. Sie scharten sich schwerelos um die Leichen, blitzende Instrumente und wabernde Medikamentennebel, alles sinnlos. Jo Vampuce stieß ein lang gezogenes Keuchen aus. Er stemmte sich gegen den alles zerquetschenden mentalen Druck, kam wieder auf die Beine, torkelte noch und bewegte sich schließlich zur nächsten Schalttafel. Ein Hologramm zeigte den Dienst habenden Leuchter im Tymdit; in jener Parakugel, von wo .per Gedankenkontrolle das Schiff gesteuert wurde. Der Leuchter war tot. Wie Agehr und die Kommandantin. Damit gab es an Bord des AGLAZARS kein lebendiges Mitglied des Lichtvolks mehr.
Von den Ausgängen der Zentrale näherte sich Fußgetrappel. Der Eltane wandte sich in einer zeitlupenhaften Bewegung um. .Vampuce sah einen Haufen Valenter in den Türen stehen. Stumpfe dumme Schläger, die unter der Strahlung kaum zu leiden hatten. Weil sie kein Hirn besaßen, das verbrennen konnte. Sein Herz begann bis zum Hals zu klopfen. Valenter. Ausgerechnet. Ihm fiel auf, dass sie alle bis an die Zähne bewaffnet waren.
5.
Lachende Gesichter
„Es heißt, der Einzelne sei klein und die Gemeinschaft sei alles. So gelehrt von einer Wesenheit, die nicht mehr existiert. Die ich ausgelöscht habe. Ich persönlich. Ich will nicht sein wie VAIA. Wie könnte ich das anstreben, denn VAIA ist tot und ich habe sie nie gesehen. Ich will nicht sein wie tot. Ich will sein wie Gott. Eine neue Welt begründen, eine neue Realität erschaffen. Ich will in 'meinen Händen die Macht, so groß, wie niemals ein Wesen zuvor. eine Macht besessen hat. Klein zu sein, habe ich nie ertragen." (Sickz Uknadi, Führer der Loge Inquisition der Vernunft. Totengräber der Thatrix-Kultur) Uknadis Flaggschiff, die Emotio-Krense AGHETT, driftete in Orterreichweite des Queigat-Systems durch den freien Weltraum. „Tot, tot..!"
„... wir haben es ..."
„... herrschen von diesem Tag an!" Uknadi sagte kein Wort. Ihm fehlten Beweise. Er blickte in von Triumph karikierte Gesichter. Seine Leute rissen die Außenaugen auf und pressten das jeweilige Mittelauge zu, so als bestünde von dem Moment an keine Gefahr mehr. Sickz Uknadi' wunderte sich über ihre Einfalt. Vergaßen sie etwa Cairols Welle, wie er die seltsame Waffe des
Weitere Kostenlose Bücher