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2183 - Mit den Augen der Cishaba

Titel: 2183 - Mit den Augen der Cishaba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte gedacht, dass zwischen ihnen bereits eine wahre Freundschaft entstanden war. Aber wahrscheinlich hatte in diesem Moment der USO-Offizier in dem Aktivatorträger gesiegt. Sie überlegte sich die Sache reiflich und entschloss sich schließlich, die Initiative zu ergreifen. June suchte Roi direkt in seiner Kabine auf. Er ließ sie nur widerwillig ein, machte. keinen Hehl daraus, dass ihm ihr Besuch ungelegen kam. „Ich will dich nicht lange aufhalten", sagte sie. „Ich wollte dich nur fairerweise von meinem Entschluss informieren."
    Er war gerade dabei, sich eine computeranimierte Studie der Cishaba anzusehen, die nach Dalia Argulas Angaben erstellt worden sein musste. Darin fanden sich zahlreiche Einzelheiten, die June entgangen waren. Aber in der Gesamtheit stimmte das Bild mit ihren Eindrücken überein. Die langen, schmalen Gesichter mit den hoch angesetzten Facettenaugen und dem tief sitzenden Mund aus kreisförmig angeordneten messerscharfen Beißwerkzeugen wirkten nach wie vor gefährlich. Neu in diesem Bild war lediglich der lange, scharfkantige Nasenrücken, der sich wie der obere Teil eines Geierschnabels bis zum Mund wölbte „Was für ein Entschluss?", fragte Roi. Dem kurzen, dünnen Hals des Cishaba folgte ein durch eine „Wespentaille" in zwei Hälften geteilter Korpus. Aus dem Oberkörper ragten links und rechts je drei lange Arme, wie es auch schon June gesehen hatte. Sie hatte allerdings nicht sagen können, dass diese Arme zweigelenkig waren - wie die langen Beine auch, die aus dem Unterleib ragten - und dass die drei Greifwerkzeuge vier Gelenke besaßen und in Krallen endeten.
    June schätzte intuitiv, dass die Cishaba zweieinhalb Meter groß waren, obwohl es keine Vergleichsmöglichkeiten zu realen Gegebenheiten gab. Sie sagte: „Ich werde versuchen, nach drüben zu gelangen. Das werde ich sicher tun. Wenn es Dalia Argula ungewollt gelungen ist, kann ich das auch gezielt schaffen." Der Aktivatorträger öffnete den Mund zu einer Entgegnung, sah sie aber nur stumm an. Und auf einmal lächelte er und schüttelte den Kopf. „Ich kann dir wohl nichts verheimlichen", sagte er. „Ist mein Innenleben wirklich ein so offenes Buch für dich, June?"
    „Bist du wirklich auf denselben Gedanken gekommen?", fragte sie. „Und warum verschweigst du mir das?"
    „Die Sache könnte gefährlich sein", sagte er. „Ich wollte dich nur vor dir selbst schützen."
    „Für mich ist es nicht gefährlicher als für dich. Ich werde es jedenfalls tun. Du kannst mich nicht daran hindern."
    „Sei doch nicht so ...", begann er.
    Aber als er den entschlossenen Gesichtsausdruck der Agentin sah, verstummte der Aktivatorträger. „Ich wage den Versuch auf jeden Fall", bekräftigte sie. „Daran kann mich niemand hindern. Aber ich könnte mir wirklich vorstellen, dass zwei Personen mehr erreichen als eine." Er sah sie verständnislos an. Allmählich wandelte sich seine Ablehnung in Bewunderung. „Du weißt, dass solch ein Experiment leicht schief gehen kann, June", sagte er. „Es gibt zu viele Unsicherheitsfaktoren. Und keine Garantie für eine Rückkehr."
    „Was Dalia Argula geschafft hat, kann ich auch."
    „Sie hat ihre Rückkehr nicht gesteuert", wandte Roi ein. „Sie gelang ihr nur durch den Tod ihres Wirtskörpers."
    „Das ist doch auch eine Art Steuerung, oder?" Roi überlegte kurz. „Ich mache dir einen Vorschlag", sagte er dann. „Ich versuche den Übergang als Erster. Wenn der Versuch gelingt, darfst du mir nicht sofort folgen. Ich werde versuchen, gleich darauf aus eigener Kraft in meinen Körper zurückzukehren. Wenn mein Körper im Koma bleibt, darfst du mir nicht folgen. Versprich mir das!"
    „Einverstanden." Roi drückte kurz ihre Arme und legte sich entspannt auf sein Bett. Er lächelte der jungen Frau aufmunternd zu, dann konzentrierte er sich. Der Terraner wirkte in diesem Moment völlig entspannt. Plötzlich durchfuhr seinen Körper ein Ruck, als werde ihm etwas entzogen. Dann fiel sein Körper in sich zusammen. June fühlte seinen Puls. Er war schwach, kaum vorhanden. Aber anscheinend hatte kein fremdes Bewusstsein seinen Körper übernommen. June befürchtete auf einmal nicht mehr, dass das Experiment glücken würde. Roi musste nur innerhalb einer kurzen Zeitspanne zurückkommen.
    Als er nach kaum einer Minute die Augen aufschlug und sich wie benommen aufsetzte, ging sie davon aus, dass der Versuch doch nicht geklappt hatte. Doch er lächelte sie freundlich an. „Ich war im Körper eines

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