2186 - Der neue Souverän
Widerständlern und anderen Aufrührern entdeckt und gesäubert, aber das fiel angesichts der unglaublichen Ausdehnungen einer Galaxis kaum ins Gewicht. Im Grunde waren die Völker Tradoms wie gelähmt gewesen. Im Zuge der großen Säuberung, die er hatte einleiten lassen, waren sämtliche Kenntnisse über die alte Thatrix-Kultur vernichtet worden, so gut es nur möglich war. Und er hatte eine brachiale Geschichtsfälschung angeordnet, die ein Übriges tat, um die Revolte und den Vernichtungskrieg als überstandene Episode darzustellen. Zeitzeugen ließen sich damit natürlich nicht hinters Licht führen. Uknadi war klar, dass Veränderungen dieser Art gewöhnlich einige Generationen brauchten, um zu greifen. Doch er hatte kein Problem damit, langfristig zu denken.
Dann hatten seine Flotten in einer gewaltigen Schlacht das finale Aufgebot der Eltanen vernichtet, mit all den mysteriösen Planetenjägern, die mittlerweile zur Standardbewaffnung eltanischer Raumschiffe gehörten. Im Anschluss herrschte endgültig innenpolitische Ruhe im Reich Tradom. Und diese Ruhe benötigte die Inquisition dringend, denn kurz darauf musste sie einen Angriff aus dem intergalaktischen Raum zurückschlagen, wurde dabei auf eine harte Probe gestellt.
Diesmal bestand der Gegner nicht aus Eltanen und sonstigem Kanonenfutter, sondern aus echten Kämpfern. Bis heute hatte Uknadi nicht erfahren, wer die Drahtzieher der Attacke waren, doch er vermutete, dass es sich dabei um eine Hilfsaktion für die verblichene VAIA handelte. Die AGLAZARE des Reichs hatten sich jedoch den fremden Schiffen als gewachsen erwiesen. Die Soldatenkultur der Valenter war wie aus einem Dornröschenschlaf erwacht und hatte den Angriff mit wachsender Effizienz abgewehrt.
Das war die letzte und größte Bedrohung gewesen, die Sickz Uknadi hatte zurückschlagen müssen. Aber er hatte die Aufgabe bewältigt, und dann hatte er in aller Ruhe das Feld bestellen können. Das Reich Tradom, das er dem jungen Tonkihn Stok Olani überließ, dem mächtigsten all seiner Schüler, der seine Nachfolge als Souverän der Vernunft antreten würde, war weitgehend in sich gefestigt. Sickz Uknadi lächelte. Ja, es hatte auf diesem langen Weg ein paar Opfer gegeben.
Ein paar Tote. Aber er hatte eine neue Ordnung geschaffen. Und Opfer ließen sich dabei nun einmal nicht vermeiden. Er hatte nicht an das geglaubt, was VA IA gelehrt hatte. Dass der Einzelne klein und die Gemeinschaft alles war.
Er hatte VAIA ausgelöscht. Er persönlich. Er hatte nie sein wollen wie VAIA. Er wollte sein wie Gott. Eine neue Welt begründen, eine neue Realität erschaffen. Und er wollte in seinen Händen die Macht, so groß, wie niemals ein Wesen zuvor eine Macht besessen hatte. Er hatte es nie ertragen, klein zu sein. Doch so groß er nun auch war, das letzte Rätsel, das sich jedem seiner selbst bewussten Lebewesen stellte, offenbarte sich auch ihm nicht. Doch zumindest trug Sickz Uknadi ein Lächeln auf den Zügen, als Stok Olani sich schließlich von ihm aufrichtete und verkündete: „Der Souverän der Vernunft ist tot! Lang lebe der Souverän der Vernunft! Lang lebe das Reich Tradom!"
Die letzten Eltanen „Dreihundert Jahre", sagte Jo Vampuce. „Dreihundert Jahre hat es gedauert, bis die Hintergrundstrahlung der Killerwelle in Tradom vollständig versiegt ist. Wer hat damit rechnen können?" Coprada Jitto nickte und schaute über die gewaltige Anlage hinweg, die im Inneren von SAHINS STERN entstanden war. „Und es kommt mir wie Ironie vor, dass wir auch für die Konstruktion dieser Maschinerie dreihundert Jahre benötigt haben."
„Wir haben lange daran gearbeitet, aber jetzt ist sie fertig gestellt. Wir sind nun imstande, die Eigenrotation von VAIAS Kind abzubremsen."
„Ja. Aber es wird Dutzende von Jahren dauern, bis wir das gewünschte Ergebnis erzielt haben." Sie seufzte leise. „Aber das spielt keine Rolle. Denn es wird noch länger dauern, bis die Anlage, die den Jetstrahl generieren wird, in Betrieb genommen werden kann."
„Hast du eine Vorstellung, wie lange das dauern wird?" Coprada Jitto sah den Verkünd er an. „Ja. Das wird nochmals rund zweitausend Jahre in Anspruch nehmen."
„Zweitausend Jahre." Jo Vampuce glaubte zu spüren, wie der Hauch der Zeit ihn mit eiskalter Hand streifte. „Das heißt, wir werden die Fertigstellung jener Anlagen nicht mehr erleben."
„Genau das heißt es."
„Aber wir haben etwas anderes vollbracht." Jo Vampuce sah die geniale Wissenschaftlerin
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