2188 - Gekapert
die SOL.
Wenn das schiefgeht, dachte Tek, gibt es zirka hundertsechzehntausend Leute, denen ich nicht so bald wieder unter die Augen treten sollte ...
In der Zentrale war ein Transmitter aufgebaut worden. Sein Gegenstück stand in der SOL-Zelle-1, ein zweiter aus Sicherheitsgründen in der SZ-2. Beide waren permanent auf Empfang geschaltet.
Im Ernstfall würden sie also nur wenige Sekunden benötigen, um sich per Transmittersprung aus dem SOL-Mittelstück in Sicherheit zu bringen. „Pilot."
„Ja, Kommandantin?"
„Setze Kurs auf die Sonne Ansorja und beschleunige!"
„Zu Befehl."
Und der Countdown läuft...
Atlan räusperte sich. „SENECA", sagte er rau, „ich möchte, dass meine nun folgende Ansprache aufgezeichnet und in der letzten Sekunde vor Terminus null per Rafferfunkspruch an die SOL-Zellen abgestrahlt wird."
„Zu Befehl."
Der Arkonide straffte sich und drehte sich in Richtung einer der Aufnahmeoptiken. „Männer und Frauen der SOL", begann er. „Weggefährten, Mitstreiter, Freunde! Dies ist ein trauriger Augenblick, einer der traurigsten in meinem langen Leben.
Wir verabschieden uns vom Mittelteil unseres Schiffsverbundes, von der SOL, die vor vielen Jahrtausenden, gar nicht sehr weit von hier entfernt, nämlich im Mahlstrom der Sterne, erbaut und nach der fernen Sonne Terras benannt wurde.Ihr dürft mir glauben: Mir persönlich und, dessen bin ich mir sicher, auch allen anderen Mitgliedern der Schiffsführung fiel dieser Schritt sehr schwer. Doch uns blieb keine andere Wahl.
In einem der Flansche, dem zur SZ-2, wurde vor kurzem ein fremdes Objekt entdeckt, ein Gebilde aus fünf blassgelben, zehn Meter hohen Kuppeln, die in Form eines Fünfeckes angeordnet sind.
Dieses Objekt befindet sich möglicherweise seit unserem Abflug vom gestrandeten Chaotender ZENTAPHER an Bord. Es hat sich auf uns unbekannte Weise verborgen gehalten und verbirgt sich auch weiterhin. Nur der Initiative von Alaska Saedelaere und einer Verkettung glücklicher Umstände ist es zu danken, dass das Kuppelfünfeck für kurze Zeit sichtbar wurde.
Wir sind zur Überzeugung gelängt, dass dieses Objekt eine kaum abschätzbare, aber jedenfalls beträchtliche Gefahr für das Schiff und alle an Bord befindlichen Wesen darstellt. Da wir es mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln nicht exakt lokalisieren, geschweige denn neutralisieren können, haben wir schweren Herzens beschlossen, es zu vernichten.
Und zwar zusammen mit der SOL, genauer: dem SOL-Mittelteil.
Ja, meine Freunde, dies ist die bittere Wahrheit: Wir werden das zylindrische Mittelstück opfern und die Expedition allein mit den SOL-Zellen eins und zwei fortsetzen.
Da sich die Kuppeln und etwaige darin befindliche Unbekannte weder zu erkennen geben noch mit uns kommunizieren,, bietet sich uns leider kein anderer Ausweg. Unsere Mission ist, wie ihr alle wisst, von so hoher Bedeutung für uns, unsere heimatliche Milchstraße und geschätzte weitere zweitausend Galaxien, dass im Vergleich dazu selbst der Verlust des SOL-Mittelstücks zu rechtfertigen ist.
Wir werden es in diese Sonne stürzen lassen, die den Namen Ansorja trägt. In der Sprache der Algorrian bedeutet das >Wiedergeburt< Vielleicht wird es irgendwann eine solche auch für die SOL geben. Ich glaube fest daran. Atlan, Ende."
Tek war ergriffen. Atlan hatte so eindringlich und seelenvoll gesprochen, dass er ihm fast selbst geglaubt hätte.
Und der Countdown läuft ...
Teks Plan ging davon aus, dass ihr blinder Passagier, wer oder was immer sich hinter dem Ausdruck in der Praxis verbarg, über gewisse Wahrnehmungsmöglichkeiten verfügte. Dass ihr „Gast" also sehr wohl mitbekam, was in der Zentrale des Mittelstücks vor sich ging.
Schließlich haben es auch die Algorrian geschafft, sich in die Bordkommunikation einzuklinken, in erschreckend kurzer Zeit noch dazu. Und wenn Alaska unbemerkt Mikrosonden verstreuen kann, wird dem oder den Unbekannten in den fünf Kuppeln wohl etwas Ähnliches gelungen sein...
Mit steigender Geschwindigkeit hielt die SOL, von Roman Muel-Chen via SERT-Haube gesteuert, auf die Sonne Ansorja zu.
Schon befand sie sich in den Ausläufern der Korona. Den Anzeigen entnahm Tekener, dass die Auslastung der Schutzschirm-Staffeln beständig stieg. „Terminus null in neunzig Sekunden", meldete der Emotionaut.
Tek blickte auf sein Chronometer: 14 Uhr 58 Minuten und 30 Sekunden. „In genau einer Minute werden wir durch die Transmitter in die SZ-1 überwechseln", sagte
Weitere Kostenlose Bücher