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219 - Kaiserdämmerung

219 - Kaiserdämmerung

Titel: 219 - Kaiserdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Aussage gegen die des Kriegsministers? Und sein eigener Ruf in- und außerhalb Wimereux ’ schien so zerstört zu sein, dass man selbst ihm im Moment keinen Glauben schenken würde. Was sollte er auch gegen seinen Gegner vorbringen: Der Kriegsminister steckt hinter den Anschlägen? Haltlose Vorwürfe! Pierre de Fouché presst in meinem Namen die Bevölkerung am Victoriasee bis aufs Blut aus?
    Er konnte sich bildhaft vorstellen, welch überraschtes Gesicht dieser Mistkerl ziehen würde: »Aber Excellenz, das geschah auf Euren Befehl!« Pierre de Fouché hat sich mit feindlichen Stammesführern verbündet, um die Herrschaft an sich zu reißen? Akfat ballte die Fäuste. Das ging auch nicht. Wer wusste, wie viele Minister schon zu seinem Gefolge gehörten?
    Nein, er brauchte Beweise! Beweise, die er in aller Öffentlichkeit dem Volk präsentieren konnte. Diese Beweise hatte Zordan! Jetzt hing alles von dessen Einverständnis ab, sich mit ihm zu treffen. Morgen Nacht! Im Haus der Heiler! Aksela sollte für den darauf folgenden Morgen eine Volksversammlung auf dem Marktplatz organisieren. Das war ihre einzige Chance!
    In seinem Rücken hörte er ein vernehmliches Räuspern. Beschäftigt mit seinen Gedanken, hatte er Lococ völlig vergessen. Der Produktionsmeister saß immer noch am langen Besprechungstisch. Sie waren die Bestandslisten der Hilfsgüter durchgegangen und hatten feststellen müssen, dass Wimereux die Rohstoffe für die Produktion von Nahrungsmittel und Stoffen langsam ausgingen.
    Lococ schaute ihn unsicher an. »Wenn es sonst nichts mehr gibt, Excellenz, würde ich um Eure Erlaubnis bitten, gehen zu dürfen.«
    Der Prinz setzte ein schiefes Lächeln auf. »Natürlich, Lococ! Ich veranlasse alles Nötige wegen der Rohstoffe. Machen Sie sich keine Sorgen!«
    Der Produktionsmeister schaute ihn fragend an. »Wie wollt Ihr das bewerkstelligen? Ähm, ich meine, erwartet Ihr Lieferungen, oder ist eine Öffnung der Stadtzugänge geplant?«
    »So etwas in der Art, mein lieber Lococ.« Gedankenverloren wandte sich Akfat wieder dem Fenster zu. »Morgen Nacht wird sich alles entscheiden. Und wenn Ngaai mit uns ist, wird übermorgen wieder Frieden herrschen in Wimereux-à-l’Hauteur«, flüsterte er.
    ***
    In derselben Nacht, Wimereux-à-l’Hauteur
    »Mon dieu, sie ist kaum bewacht!«, flüsterte Victorius erstaunt. Seine Blicke wanderten über die vier Ankerstationen der Stadt.
    Rulfan, der neben ihm im Schutz der Bäume kauerte, analysierte die Situation: Die Ankerstation, über die sie in die Stadt gelangen wollten, lag keine vierzig Schritte von ihnen entfernt. Aus ihrem dunklen Steinquader spannte sich das gewaltige Halteseil in die Höhe. Die Liftkabine befand sich, wie erwartet, oben beim Trägerballon. Die pyramidenförmige Versorgungsstation, die sich in der Mitte unterhalb der Stadt befand, war von nur zwei Männern bewacht. Es schien ein Notstand an Personal zu herrschen. Die beiden ohne Lärm außer Gefecht zu setzen, sollte machbar sein. Nur: Im Osten stieg der Vollmond auf. Wie eine Riesenlampe leuchtete er den Platz aus.
    Victorius schien gerade denselben Gedanken zu haben. Er wandte sich zu Lay um und deutete auf den Mond. »Aus deiner Idee, ungesehen in die Stadt zu gelangen, wird nichts.«
    Die Gefährten steckten die Köpfe zusammen und beratschlagten sich. Schließlich verließ Lay mit Chira die Baumgruppe und bewegte sich langsam auf die Versorgungsstation zu. Bereit, jeden Augenblick einzuschreiten, ließ Rulfan sie nicht aus den Augen.
    Mit aufreizendem Hüftschwung näherte sich seine Geliebte den Wachen. Die schwarze Lupa trottete mit angelegten Ohren neben ihr her. Jetzt hatten die Wächter sie entdeckt. Mit gezogenen Säbeln gingen sie ihr langsam entgegen. Rulfan konnte sich förmlich vorstellen, wie die gierigen Blicke der Männer über Lays fast nackten Körper glitten. Wut kroch in ihm hoch. Reflexartig wollte er seine Deckung verlassen, doch die pelzige Klaue von Zarr hielt ihn zurück. »Lay macht alleine«, raunte er ihm zu.
    Und die schwarzhäutige Schönheit machte: Sie blieb stehen und ließ die Wachen kommen. Wie ein Unschuldslamm legte sich Chira neben ihre Füße. Scheinbar dadurch ermutigt, beschleunigten die Männer ihre Schritte. Bei Lay angekommen, scherzten sie mit der Frau. Lay kraulte einem von ihnen das Haar. Der Kerl grabschte nach ihrer Brust.
    Im selben Augenblick sauste Lays Arm vorwärts, und ihre Faust grub sich in seinen Hals. Während er zurück taumelte, warf

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