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219 - Kaiserdämmerung

219 - Kaiserdämmerung

Titel: 219 - Kaiserdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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Leben deiner Leute lieb ist«, raunte der Hauptmann dem Dorfältesten zu. Dabei deutete er mit einem hässlichen Grinsen auf die Frauen und Kinder neben dem Alten.
    Der Mann mit dem roten Turban riss verzweifelt seine Arme hoch. »Zurück! Zurück!«, schrie er seinen Männern zu. Widerwillig gaben die Kishuaner nach.
    »Lasst euch das eine Lehre für die Zukunft sein: Erst wenn Prinz Akfat hat, was ihm gebührt, werdet ihr wieder Frieden haben!« Während die Soldaten abzogen, drehte sich der Hauptmann noch einmal um. »Ihr habt sieben Tage Zeit, die fehlenden Jeandors aufzutreiben. Und haltet dann auch einen neuen Fang bereit. Doppelte Menge, versteht sich!« Stichflammen schossen aus den Roulern. Dampfwolken krümmten sich wie gigantischen Schlangen in die Höhe. Die Soldaten des Kaisers fuhren weiter in südliche Richtung.
    ***
    Rückblick: Ende März 2524, Bergwälder am Kilmaaro
    Sie tun es schon wieder! Zarr knurrte leise. Er wälzte sich geräuschvoll in seinem Nest aus Blättern und Reisig, das er in die Astgabel einer Akazie gebaut hatte. Um seinen Unmut Nachdruck zu verleihen, zerknackte er kleine Äste zwischen seinen Fingern! Aber das alles schien die Liebenden unter ihm nicht zu stören: Jetzt stimmte die Weißhaut in das lustvolle Stöhnen von Lay ein.
    Zarr drosch sich auf die Brust. Es war nichts Ungewöhnliches, das sich die Nackthäute untereinander vergnügten. Aber der Austausch von Zärtlichkeiten zwischen Rulfan und Lay machte ihn zornig. Machte, dass er böse Sachen dachte. Der Silberrücken legte seine breite Pranke über die Augen. Böser Zarr!
    Aber warum musste es auch diese Weißhaut sein? »Weiß wie Nackthautbaby«, brummte er leise, »rote Augen wie Hyeena.« Und dann haben die Kilmaaro-Zilverbaks ihn auch noch zu ihrem Subabak gemacht. Zarr setzte sich wütend auf. Das ärgerte ihn besonders: Diese Nackthaut stand im Rang höher als er, der nur ein Sububabak bei seinem Stamm in Taraganda war.
    Von unten drang das Lachen Lays an seine Ohren. Nie hatte sie so mit ihm gelacht. Ihm, der von Kindesbeinen an ihr Freund war. Der Zilverbak raufte sich sein Kopffell. Lay glücklich! Zarr will nicht Lays Lachen fortschicken!
    Vielleicht war Weißhaut gar nicht so verkehrt: Hatte der Albino nicht Zarr zu Rate gezogen, um einen Subabak für die Kilmaaro-Zilverbaks zu wählen? Begegnete er ihm nicht mit Respekt und Höflichkeit? Nicht so wie andere, fremde Nackthäute, die Zilverbaks für stinkende Monkees mit dem Verstand eines Kamshaas hielten.
    Aber vielleicht machte die weiße Nackthaut das alles nur wegen Lay. Was war das schon für ein Mensch, der wochenlang im Dschungel nach einem Hund suchte? Luupaa! Mensch gab Luupaa sogar einen Namen: Chira. Wahrscheinlich so weiß wie sein Herr. Lay bald auch weiß wie er. Hört auf Mann. Lernt seine Worte. Folgt ihm, wohin er geht. Nur weil Weißhaut verspricht, mit ihr nach Taraganda zu kommen. Wenn man nicht gewohnt, bei Zilverbaks zu leben, es ist schwer froh zu sein.
    In dem Moment, in dem er es dachte, wusste Zarr, dass es Unsinn war. Die Nackthäute in seinem Stamm waren glückliche Menschen. Sie lebten in einer einzigartigen Symbiose mit ihnen. Glückliche Zilverbaks und glückliche Menschen. Halten zusammen, teilen alles – nur nicht die körperliche Liebe. Zarr schüttelte seinen mächtigen Schädel. Er würde es dem Albino schwer machen, in Taraganda glücklich zu werden.
    »Du bist es«, hörte er unter sich Lay flüstern. »Du und sonst keiner.«
    »Rrrrraah!«, presste er zwischen gefletschten Zähnen hervor. Zornig band er sich seinen Waffengürtel um, packte eine Liane und schwang sich mit ihr zum nächsten Baum. Und von diesem weiter zum Nächsten. Erst als das Dickicht der Baumkronen und die stacheligen Schmarotzer in ihren Ästen ein Weiterkommen unmöglich machten, hangelte er sich ächzend zu Boden.
    In seinem Waffengürtel schepperten Keule und Spieß. Mit seiner Machete schlug er schimpfend einen Pfad durch das Unterholz. Er warf Steine nach Pavanen, die in den Baumwipfeln kreischten. Er knurrte die erwachenden Vögel an, den Schnabel zu halten. Manchmal blieb er stehen und trommelte sich mit einer Faust auf die mächtige Brust. »Arrgh!«
    Erst als der Dschungel sich lichtete, beendete er sein Toben. »Schlucht«, flüsterte er heiser. Er steckte seine Machete in seinen Gürtel. Auf allen Vieren lief er mit federnden Bewegungen vorwärts, wuchtete seinen bulligen Körper über einen steinigen Wall am Ende der Lichtung. Er

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