2192 - Wider den Seelenvampir
einzulassen. Aber es ist nötig. Ihr müsst ihn anschauen ...!"
In diesem Moment des Appells glaubte er nicht, dass er sie länger bannen konnte. Zumal ihnen gerade bewusst wurde, dass das, was sie zugelassen hatten, bereits genügte, sie zu Todgeweihten zu stempeln ...
Sie hatten den Inquisitor geschaut! Jeder von ihnen war schuldig.
Von einem Moment zum anderen schlug Postal Evvy blanke Verachtung entgegen.
Sterak Tikanath stemmte sich aus seinem Sitz und taumelte mit verwirrtem Blick der Tür entgegen.
Postal Evvy wurde von dieser Entwicklung nicht überrascht. Sosehr er sie auch befürchtet hatte, er war darauf vorbereitet.
Er blickte dem Hyperphysiker nach, der gleich das Schott erreicht haben würde. Nur zwei, drei Schritte trennten ihn noch davon ...
Mit unendlichem Bedauern drückte Postal Evvy eine andere Taste seines Impulsgebers.
Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich bereits Maxxim Ovicik von seinem Sitz erhob. Erheben wollte.
Denn in diesem Augenblick flammte es vor der Tür auf.
Und allen Anwesenden wurde klar, wie ernst es Postal Ewy war.
Nur demjenigen nicht, der das Schott fast erreicht hatte und der sich jetzt im grünen Desintegratorfeld auflöste. Alles ging so brutal schnell, dass Sterak Tikanath der Einzige war, der nicht mehr begriff, was mit ihm geschah.
Zurück blieb nur hochfeiner Staub, der sich auf dem Bodenbelag verteilte ... und wenig später von einer aufmerksamen Hygieneeinheit abgesaugt wurde.
Er hatte davon in all den Nächten geträumt, bevor er seine Entscheidung traf. Darin war es stets Maxxim Ovicik gewesen, der von seinem Stuhl aufsprang und zur Tür taumelte. Der Konstrukteur hatte sich auch nicht aufgelöst, sondern war zusammengebrochen - mit einem anklagenden, sterbenden Blick.
Doch nun war es Maxxim, der sich wieder hinsetzte, während Sterak aus dem Raum verschwunden war, als hätte es ihn nie gegeben. Träume waren nun einmal seltsame Gebilde: Nicht alle Gedanken, die sie widerspiegelten, entsprachen der Wahrheit. „Nun", sagte Postal Evvy und strich langsam mit der Hand über den Spender auf seinem Kopf, „ich nehme an, dass sonst niemand mehr diesen Raum verlassen will?"
Die anderen senkten den Kopf, nur Maxxim - sein alter Freund Maxxim -wagte es, zu ihm aufzusehen. „Du hast ihn umgebracht, Postal. Wie konntest du..." Er brach ab, begriff sichtlich noch nicht, was geschehen war. „Ich weiß." Postal erwiderte seinen Blick ruhig. „Sterak hat den Inquisitor geschaut, so, wie wir alle.
Dafür hätte er sterben müssen. Und er ist dafür gestorben, so, wie wir alle vielleicht sterben werden."
Er zeigte auf. die eingefrorene Aufnahme. „Aber im Gegensatz zu Sterak haben wir noch die Wahl, wann und wie das geschehen wird. Werden wir am Boden liegen und zittern, wenn ein Schatten über uns fällt, oder werden wir ihm aufrecht entgegenblicken, wenn die Zeit gekommen ist?"
„Oder werden wir in das Desintegratorfeld eines Freundes laufen, dem wir ein Leben lang vertraut haben?" Maxxims Stimme schwankte. Ob aus Wut oder Angst, das war schwer zu sagen.
Postal erinnerte sich an bessere Zeiten, als sie beide jung gewesen waren und mit Navra durch die Sümpfe ihrer Heimat schwammen. Die Erinnerung daran war so lebendig, dass er das warme, morastige Wasser auf der Zunge schmecken konnte. Er wünschte sich, er könne die Augen schließen und dorthin zurückkehren, doch die Vergangenheit war längst tot, so tot wie Navra, so tot wie seine Freundschaft mit Maxxim. „Vielleicht passiert auch das", sagte er ehrlich. „Unser Plan zählt mehr als das Leben jedes Einzelnen."
„Wir haben einen Plan?"
Postal bat ihn mit einer Geste um Geduld. „Warte ab!"
Ein Druck auf seinen Impulsgeber ließ die Aufzeichnung fortfahren. Maxxim zuckte zusammen, als der Inquisitor sich an der Kamera vorbeibewegte. Bennan Serkat und Jorvool Pavar wagten es noch immer nicht, die Köpfe auch nur um einige Zentimeter zu heben.
Postal drängte sie nicht. Sie mussten ihre Angst allein überwinden, so, wie er es auch getan hatte. „Die nächsten Bilder wurden kurze Zeit später beim zweiten Besuch des Inquisitors aufgezeichnet", sagte er. „Seht genau hin, dann dürfte euch ein interessantes Detail auffallen."
Er appellierte an ihre Neugier, versuchte ihre Gedanken in wissenschaftliche Bahnen zu lenken, weg vom Tod und von der Angst, die ihr Denken lahmte.
Bennan sah zumindest kurz auf. Der neugierige Biologe, dachte Postal amüsiert. Jorvool verharrte wie erstarrt. Als
Weitere Kostenlose Bücher