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2194 - Der Vierte Inquisitor

Titel: 2194 - Der Vierte Inquisitor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ergriffen.
    Widerstand war zwecklos. Sie hatte verloren, ohne jemals eine Chance besessen zu haben. Sie erhielt die verdiente Strafe für ihre Hybris, und sie war bereit, diese Strafe zu akzeptieren.
    Auf Versagen stand der Tod; der Sieger nahm alles, auch das Leben.
    Aus den Augenwinkeln sah sie, wie schräg hinter ihr Kraus Freedman zusammensackte. Unmittelbar darauf fiel auch Jattuja.
    Gangolf schwankte, den Mund zu einem stummen Schrei aufgerissen. Anguela Kulalin klammerte sich an der Konsole fest. Die sichtbaren Stellen seiner Hautoberfläche glühten in düsterem Rot. Jallon Hypt, das Gesicht zu einer Grimasse verzerrt, drosch sich mit beiden Fäusten gegen den Helm, wieder und wieder.
    Aber was kümmerte es Reca, wie es diesen Leuten erging. Wer waren sie schon?
    Ein kurzer, heißer Schmerz durchzuckte Recas Glieder, kämpfte gegen die schwarze Lähmung an. Vergeblich. Ihre Seelennot, ihre Verzweiflung wegen der Niederlage war viel zu groß, als dass sie noch Aufmerksamkeit für die anderen erübrigen konnte. Sollten sie doch selber zusehen, wo sie blieben.
    Jeder für sich und gegen jeden, so war es richtig. Nein. Eben nicht.
    Falsch war das, falsch wie die Verheißungen aus der schwarzen Sänfte. So falsch, wie sich in ihrem Selbstmitleid zu suhlen.
    Kraus, Jattuja, Gangolf und Jallon gingen sie sehr wohl etwas an. Sie bildeten ein Team, und sie, Reca Baretus, war ihre Kommandantin. Und für sie verantwortlich!
    Der heiße, helle, wütende Schmerz wurde stärker, drängte die Lähmung zurück.
    Was bildete sie sich ein? Was erlaubte sie sich? War sie noch bei Trost?
    Sich selbst konnte sie aufgeben, fallen lassen, dem Mentalvampir ausliefern. Doch nicht ihre Leute.
    Niemals!, schmetterte sie der schmutzig grauen Sänfte entgegen. Niemals!
    Die Lähmung fiel von ihr ab. Sie begriff, was in den letzten Sekunden geschehen war, was den anderen immer noch geschah.
    Um ihnen das Leben nehmen zu können, zerbrach der Inquisitor ihren Lebenswillen. Mit ungeheurer Wucht. Fast wäre ihm das auch bei Reca gelungen.
    Sie musste die anderen ebenfalls aufrütteln, musste sie aus der Lethargie und der Todessehnsucht zurückholen, bevor es zu spät war. Musste ihnen augenblicklich wieder Lebensmut und Lebensfreude einimpfen.
    Aber wie? Verdammt noch mal, wie?
    Die letzten Leckerbissen wehrten sich. Hutkin mochte das.
    Er ließ sie noch ein wenig zappeln. Das erhöhte den Genuss. Nur minderwertige Lebensformen fraßen. Der Vierte Inquisitor tafelte.
    Obwohl er mit Leichtigkeit allen fünf auf einmal die Mentalenergie hätte aussaugen können, widmete er sich jedem von ihnen einzeln, schön der Reihe nach. Zumal zwei davon offensichtlich keine gewöhnlichen Terraner waren, wiewohl mit diesen verwandt; einer gehörte überhaupt einem gänzlich anderen Volk an.
    Diese exquisiten Geschmäcker zu vermischen wäre geradezu Barbarei gewesen. Eine Sünde gegen die Esskultur, ärger noch als Wiener Schnitzel ohne Tunke.
    Als - was?
    Da er kurz abgelenkt war, entglitt ihm eines der Häppchen für einen Moment. Es handelte sich um die körperlich größte der sechs Gestalten. „Jallon!", schrie sie. „Jallon Hypt! Verstehst du mich? Ich bin es, Reca. Hör mir zu, du Schande von Ertrus: Wenn du mich liebst, wenn du mich wirklich liebst - dann sing!"
    „Wa... was?"
    „Verdammt, nun sing schon, Jallon! Sing, wie du in der Cafeteria ... ach was, sing, wie du noch nie in deinem Leben gesungen hast!"
    Und Jallon sang.
    Weine nicht, wenn das Reich zerfällt, Tamtam, tamtam.
    Es gibt etwas, das ewig hält, Tamtam, tamtam.
    Thatrix und Inquisition, VAIA, Tradom und Thoregon - Alles, alles geht kaputt, Doch ich bleib dir gut.
    Es klang so erbärmlich falsch, so inbrünstig daneben, dass Gangolf erschrak und hellauf lachen musste. Und verwundert feststellte, dass es noch viel größere Narren, viel lächerlichere Figuren gab als ihn.
    Kurz war er in Versuchung, den beiden zweifellos unmusikalischsten aller Ertruser einen Fortbildungskurs des Bordpsychologischen Hilfsdienstes anzuraten. Doch stattdessen sang er einfach mit.
    Er kannte weder Text noch Melodie, aber schlimmer konnte es ohnehin nicht mehr werden.
    Schönste Frau aller Galaxien, Hamham, hamham.
    Magisch zieht es mich zu dir hin, Mnjamnjam, njamnjam.
    Intervallschirm und Paratron, Tencanol oder Panzertroplon - Alles, alles geht perdu, Doch ich verlass dich nie.
    Anguela Kulalin war der letzte Überlebende seines Volkes. Die Guyaam hatten einstmals, zusammen mit VAIA und als deren

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