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21st Century Thrill - Mind Games

21st Century Thrill - Mind Games

Titel: 21st Century Thrill - Mind Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmoee
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überraschend eintritt und für den Betroffenen eine große Veränderung bedeutet, kann eine akute psychotische Störung auslösen.
    Der tödliche Unfall unserer Eltern, dachte Kris. Aki hat nie geklagt. Dabei hängt seitdem alles an ihr. Sie ist die Ältere und muss durchhalten, damit ich klarkomme.
    Lang anhaltende und mittelfristige Belastungen lösen keine akuten psychotischen Störungen aus. Es muss sich ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Ursache und Leidensbeginn finden lassen.
    Okay, dachte Kris und fühlte sich seltsam beruhigt. Der Unfall damals konnte nicht der Auslöser sein. Aber was sonst?
    Es gibt auch psychotische Störungen, bei denen Belastungsfaktoren, zumindest äußerlich, keine Rolle spielen. Belastung ist immer ein individueller Begriff. Was den einen kaum berührt, bringt für den anderen eine Welt zum Einsturz.
    Und Aki, meine coole Schwester, dachte Kris, gehört zu den Leuten, die sich einfach nicht unterkriegen lassen und über Misserfolge oder Katastrophen auch noch lachen. Kris ging in die Küche und goss sich ein Glas Wasser ein. Es war weit nach Mitternacht. Auf der Petersburger Straße unter ihm war es stiller geworden. Ein Liebespaar knutschte am Eingang von „Musicland“. Kurz dachte Kris an Val, aber diese Geschichte stand auf einem anderen Blatt. Gierig trank er sein Wasser aus und beobachtete einen Typen mit Sonnenbrille, der sich an eine Frau heranmachte, während sie in ihr Handy zwitscherte. Idiotischer Angeber, dachte Kris und ging zurück ins Arbeitszimmer.
    Doch als er weiterlas, schmolz das bisschen Zuversicht, das er gefasst hatte, in sich zusammen.
    Menschen mit gewissen Vorerkrankungen haben ein latent höheres Risiko, an psychotischen Störungen zu erkranken: dazu gehören Patienen mit einer hohen Belastbarkeit, die z.B. durch Verluste in der Kindheit entstanden sind, Patienten, die an einer Gehirnerkrankung litten, und Menschen, die in ihrer Jugend, meist vor dem 15. Lebensjahr, Drogen genommen haben.
    Fuck, dachte Kris.
    Da war es wieder, das Verlustmotiv. Das Trauma in seinem und Akis Leben. Auch wenn zumindest Kris versuchte, so wenig wie möglich daran zu denken. Außerdem hatte Aki ein paarmal Cannabis geraucht, als sie 14 war. Und als Kind hatte sie eine Hirnhautentzündung durchgemacht und war knapp dem Tod von der Schippe gesprungen.
    Here’s the song for those who never ever sit back and recover, here is the one for those who never shiver, the cool cats I adore.
    Kris stellte den Song auf „repeat“. Dann schnappte er sich seinen Rucksack und wühlte darin herum.
    Er nahm die Pillen in die Hand. Ein paar Gramm Chemie.
    Ein bisschen Entspannung.
    Etwas, das den Knoten in seinem Hals löste. Etwas, das ihn atmen ließ.
    Möglicherweise.
    Er drehte die Musik lauter. Der Rhythmus wirbelte in seinem Kopf. Er wippte auf dem Stuhl mit. Cool cats, cool cats . Seine Hand näherte sich seinem Mund, wie von selbst. Er sah die Tabletten auf seiner schwitzenden Handfläche, drei mikroskopische weiße Pünktchen. Die Bässe schlugen dumpf in seinem Hirn. Er hatte das Gefühl, wenn er einfach diese drei Winzlinge runterschluckte, würde sein Leben neu beginnen.
    Seine Hand ballte sich zur Faust. Ärgerlich stopfte er die Pillen in seine Jeanstasche.
    Kris hatte keine Ahnung, wie lange er am PC von Jons Vater gesessen und die Beatsteaks-Songs rauf und runter gehört hatte.
    Irgendwann schloss er sämtliche Programme, schleppte sich aufs Sofa und schlief sofort ein.

Kapitel 18
    MITTWOCH

    Kris wachte schweißgebadet auf. Er zog sich das Kissen über das Gesicht. Die Sonne brannte unbarmherzig ins Zimmer.
    „Wir haben heute eine wichtige Sitzung in der Redaktion“, hörte er die Stimme von Ralph Lasky, Jons Vater, sagen. „Hatte ich total vergessen. Ich habe die Morgenmaschine genommen.“
    Die Stimme kam näher. Ein Schatten fiel auf Kris’ Gesicht.
    „Hallo, Kris“, sagte Herr Lasky.
    „Morgen.“
    „Wir haben inzwischen“, Jons Vater sah gespielt empört auf seine Uhr, „10:56.“
    „Okay.“ Kris brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen. Für einen kurzen Augenblick hatte er tatsächlich gedacht, er würde Stimmen hören. Stimmen, die eigentlich nicht da sein konnten.
    „Ich muss in einer Stunde weg“, sagte Herr Lasky. „Setz Kaffee auf, Jon, ich stelle mich kurz unter die Dusche.“
    Kris richtete sich auf und sah zu, wie Jons Vater auf dem Weg über den Flur aus T-Shirt und Jeans schlüpfte. In Boxershorts und Socken ging er ins Bad.
    Er hatte

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