21st Century Thrill - Mind Games
es auch, Kris. Überleg mal: Für Tabletten machen die Chemietypen Tests ohne Ende. Aber Gesprächs- und Verhaltenstherapie und was weiß ich – das kannst du in der Wirkung gar nicht messen, geschweige denn testen.“
„Du meinst, dass Medikamente harmloser sind?“
„Ich glaube einfach, sie sind rational zu beschreiben und die Nebenwirkungen sind auf wenige Fälle zu beschränken.“
„Aber darum geht’s uns ja nicht“, wandte Kris ein. „Wir brauchen“, er sah sich um und senkte die Stimme, „Informationen über Sachen, wie Herr Lasky sie gestern beschrieben hat. Biochemische Manipulation, Militärlabore.“
Val machte ein paar Klicks. „Eben dazu hätte ich hier jemanden im Angebot.“
Kris las die Nachricht.
Hi! Ich bin Isa und mache zurzeit ein Praktikum beim Radio. Ich habe Infos über das, was dich interessiert. Es gibt Hinweise, dass ein von Glinka InterLabs entwickeltes Medikament unfruchtbar macht.
„Du meinst …“
„Was ist? Treffen wir uns mit Isa?“
Na los, mach schon! Worauf wartest du?
Er hatte Akis Stimme gehört.
Kris fuhr herum. Frances’ Café war leer bis auf zwei Frauen mit H&M-Tüten neben sich, die Eiskaffee schlürften.
„Ist was?“, fragte Val.
Zu den typischen Symptomen einer Psychose gehört es, Geräusche und Stimmen zu hören, die eigentlich nicht sein können.
Er hörte Stimmen. Kris wurde heiß. Sollte er zum Arzt gehen, um herauszufinden, was mit ihm los war? Er ging nie zum Arzt.
Er ist so komisch in letzter Zeit. Ich höre ihn nachts Selbstgespräche führen. Manchmal lacht er im Schlaf. Das ist dermaßen unheimlich.
Jons Worte hallten in Kris’ Kopf wider.
Innerhalb von einer bis zwei Wochen, manchmal sogar binnen Tagen oder Stunden, wird ein bislang völlig unauffälliger Mensch psychotisch.
Verdammt, warum hatte er all das halbgare Zeug im Internet gelesen? Psychosen, Stimmenhören, Gequatsche aus Steckdosen, Überwachungskameras in Rauchmeldern … sein ganzes Leben lang hatte er sich nicht mit dermaßen kranken Sachen beschäftigt. Kein Wunder, dass die Symptome auf ihn abfärbten. Aber er bekam trotzdem immer mehr Angst. Was war nur los mit ihm?
„Kris?“, drängte sich Val in seine Gedanken.
„Hm?“
„Isa wohnt nicht weit von hier. In Prenzlauer Berg. Steht in ihrem Profil.“
Sein Handy klingelte. „Warte mal kurz“, bat er. „Hallo?“
„Kris, hier spricht Ralph Lasky. Wir müssen uns treffen.“
„Haben Sie das Wasser …“
„Nicht am Telefon! Wo seid ihr jetzt?“
„Bei Frances im Café.“
„Ich komme vorbei.“
Kapitel 28
Kris und Val verabschiedeten sich von Frances und traten vor das Café.
„Gibt bald ein Gewitter.“ Val wies nach oben. Düstere Wolken krochen über den Himmel und ballten sich zu Furcht einflößenden Ungetümen auf.
Kris sah sich unruhig um. Der Schweiß lief ihm in die Augen. Die Friedrichshainer hatten es weniger eilig als sonst, dorthin zu kommen, wohin sie unterwegs waren. Die Schwüle war unerträglich. Eine Promenadenmischung lag vor dem Café auf dem Gehsteig und blinzelte träge.
„Seltsam. Wo bleibt Herr Lasky?“ Val trat an den Bordstein und spähte nach rechts und links.
Wie sie sich so auf die Zehenspitzen reckte, in ihren ausgetretenen Latschen, der rechte Fuß verbunden wegen der Schrammen, die sie sich letzte Nacht bei ihrer Flucht durch den Forst geholt hatte, liebte Kris sie plötzlich ganz heftig. Ein wahnsinniges Gefühl blitzte in seinem Bauch auf und breitete sich von Kopf bis Fuß in seinem Körper aus. Er stellte sich neben Val, legte den Arm um sie und küsste sie. Auf die Wange, auf ihr Stachelhaar. Er war größer als sie. Eine richtig lange Latte, obwohl man Val nicht gerade klein nennen konnte.
Sie lehnte sich an ihn. Ihr Kopf an seiner Schulter war ein noch verrückteres, stärkeres Gefühl. Er tauchte die Nase in ihr platinblondes Haar. Sie roch nach Shampoo, nach Schweiß und nach Sommer.
Der zaghafte Kuss, der auf Kris’ Hals landete, überraschte ihn so sehr, dass er Vals Schulter losließ.
„Da kommt Jons Vater!“, rief sie.
Der Saab hielt direkt vor ihnen. Sie stiegen ein.
„Wo ist Jon?“, fragte Herr Lasky.
„Wir …“, begann Kris.
„Er wollte zu Hause was recherchieren“, unterbrach Val.
Kris schwante, dass es kompliziert werden würde mit Jon. Nicht nur, dass sein Kumpel keinen Bock hatte, sich in einen Fall von Psychosen, Überfällen und dubiosen Pharmalaboren reinziehen zu lassen. Sondern jetzt lief auch noch was
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