21st Century Thrill - Mind Games
Pharmafirma produziert ein Antidepressivum, das aber leider Psychosen auslöst, die von einem anderen Mittel behandelt werden, welches zufällig von derselben Firma hergestellt wird?“, fragte Val aufgeregt.
Ihre grauen Augen glühten vor Eifer.
„Nun ja“, sagte Dr. Linz und sah Jons Vater zu, der sich eifrig Notizen machte. „Diese Anschuldigung ist nicht so neu. Zum Beispiel fällt auf, dass Unternehmen, die Impfstoffe entwickeln und verkaufen, auch Antidepressiva herstellen. Der Zusammenhang ist klar.“
Kris war er nicht klar.
„Es gibt Leute, die behaupten, Impfungen könnten Depressionen verursachen“, warf Val erklärend ein.
„So ist es. Es gibt Anlass zu glauben, dass Impfungen in manchen Fällen für Gehirnentzündungen verantwortlich sind, die schließlich viele Jahre später eine Depression hervorrufen. Geimpft wird man meist als Kind. Die Depression kommt Jahrzehnte später. Schwierig, an aufschlussreiche Daten zu gelangen.“
„Also lässt sich dieser Verdacht nicht beweisen?“, ging Herr Lasky dazwischen.
„Beweise in der Medizin sind ein Problem, Ralph. Du brauchst Versuchspersonen, die sich möglichst in nichts unterscheiden – außer in der Tatsache, dass sie geimpft wurden, während die Vergleichsgruppe nicht geimpft wurde. Aber bei uns wird jeder geimpft. Das hat oft seine Berechtigung. Dennoch haben auch die Kritiker recht: Man kann einen Zusammenhang nicht ausschließen.“
Kris wollte nicht über Impfungen sprechen, sondern über Aki.
„Wir müssen mit Ellen reden. Sie hat vermutlich das Zeug in unseren Trinkwassertank gemischt.“
„Und du, Kris?“ Dr. Linz sah ihn nachdenklich an. „Ist mit dir irgendwas anders? Abgesehen von Träumen, an die du dich nicht erinnern kannst?“
Kris fing langsam an zu begreifen, worauf das alles hinauslief. Die Stimmen, die er zu hören glaubte, die verwirrten Gedanken und Bilder … er war das zweite Opfer! Wenn er länger auf dem Boot geblieben wäre, hätte er sich genauso zum Zombie entwickelt wie Aki! Er war vollkommen normal. Er litt nicht an einer akuten psychotischen Störung. Die Erleichterung hob ihn fast von seinem Sessel. Er wollte aufspringen und tanzen und schreien vor Glück.
Dr. Linz durchschaute ihn. „Was du fühlst, ist eine extreme Verunsicherung. Das kann tatsächlich vor allem auf das Mittel im Wasser zurückgehen. Nicht nur auf das schockierende Erlebnis letzten Sonntag. Du hast weniger von der Substanz abgekriegt als deine Schwester. Daher haben sich bei dir keine aussagekräftigen Symptome entwickelt. Außerdem bist du ja seit einigen Tagen wieder ohne den Einfluss des Medikaments. Dann verfliegt die Wirkung.“
„Das heißt, wenn Aki nicht mehr von dem Wasser trinkt, wird sie wieder normal?“, fragte Kris hoffnungsvoll.
„Das nehme ich an“, begann Dr. Linz. „Wobei ich diese Zusammensetzung, wie gesagt, nicht kenne.“
„Halt! Falls Aki Testperson ist, bekommt sie das Mittel sicher weiterhin“, preschte Val vor. „Vermutlich wurde sie deshalb auch entführt, um sie weiter beobachten zu können!“
Das Gefühl von Freude und Erleichterung erlosch. Schwer wie Blei fühlte sich Kris’ Körper nun an.
„Was tun, Eckhard?“ Herr Lasky sah von seinem Block auf. „Polizei?“
„Ich fürchte, das ist der einzige Weg. Aber wenig aussichtsreich. Wenn die Polizei Ellen Lennart auf den Zahn fühlt, ist sie gewarnt.“
Val sprang auf. „Und mit ihr die Knilche von Glinka InterLabs.“
Kris wurde schlagartig klar, dass Herr Lasky nicht bereit sein würde, ein Thema zu riskieren, an dem er seit Monaten arbeitete. Es war auch nicht in seinem Sinne, wenn die Typen, die Aki in ihrer Gewalt hatten, den Braten zu früh rochen.
„Wir haben der Polizei nichts von Ellen gesagt“, murmelte er.
„Ich interviewe Ellen Lennart“, schlug Ralph Lasky vor. „Als Journalist. Damit fangen wir mal an und sehen, was es uns bringt. Offiziell für eine Serie über junge Berliner Wissenschaftler. Inoffiziell … ihr wisst schon.“
„Ihr solltet vorsichtig sein.“ Dr. Linz schob die Papiere in den Aktendeckel zurück und reichte ihn Herrn Lasky. „Das ist eine Riesensache, an der ihr da dran seid.“
Kapitel 29
Vals Mutter rief auf der Rückfahrt von Dr. Linz an und beorderte ihre Tochter zum Babysitten nach Hause. Frau Gerber wollte zum Arzt und musste Lisa so lange unterbringen. Jons Vater lieferte Val direkt vor ihrer Haustür ab. Sie warf Kris noch einen Blick zu, bevor sie ausstieg. Kris wäre am
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