21st Century Thrill - Mind Games
finsteren Typen noch von ihren eigenen Zweifeln. Wenn sie überhaupt welche hatte.
„Hi, Val!“, rief Kris und beugte sich über sie, um zu sehen, was sie machte. Klar. Sie hing in Facebook.
„Morgen, Kris. Ich chatte mit Isa. Sie hat eine Menge Ahnung von den Sachen, die uns interessieren.“
„Nämlich?“
„Dass es verschiedene Arten von Viren gibt, die Krebs verursachen.“
„Habe ich schon mal gehört.“ Die Projekttage verfolgten ihn. Kein Wunder, bei der Wendung, die sein Leben genommen hatte.
„Der Knüller ist, dass diese Viren absichtlich in Impfstoffe eingebaut werden.“
„Ich weiß nicht, Val. Wir wurden alle als Kleinkinder geimpft. Deswegen sind wir noch lange nicht krank!“
„Der Punkt ist, dass jeder Mensch anders ist und deshalb individuell reagiert. Bloß ändert das nichts an der Tatsache, dass die Pharmaindustrie uns krank macht, damit sie später an uns als Patienten verdienen kann.“
„Das hilft uns momentan überhaupt nicht weiter“, brummte Kris.
„Also dann: Isa will uns treffen. Wir könnten austauschen, was wir wissen. Das nützt ihr und uns!“
The cool cats I adore.
Kris rieb sich die Stirn. Der Streit mit Jon ging ganz schön tief. Er hatte spätestens im Landschulheim gespürt, dass es irgendwann Stunk zwischen ihm und Jon geben würde. Wegen eines bestimmten Mädchens.
„Was ist jetzt? Gehst du mit, Isa treffen, oder soll ich das allein durchziehen?“
„Ich gehe mit.“ Im Prinzip war es Kris egal, was er machte, solange er mit Val zusammen war. Verdammt, er mochte das Piercing, die Stachelfrisur und das ganze Mädchen.
Kapitel 31
Kris und Val warteten in Prenzlauer Berg gegenüber einem kleinen Kiezladen auf Isa. In dem Geschäft gab es Coffee to go, Snacks und Zeitschriften; ständig gingen Leute ein und aus. Niemand interessierte sich für Kris oder Val.
Die beiden hockten eine Ewigkeit auf dem Fenstersims vor einem Schaufenster, das von innen komplett mit Büchern vollgestellt war.
Um acht schloss der Kiezladen. Genervt sahen sie einander an.
„Mist“, brummte Val. „Die hat uns versetzt.“
Kris seufzte. Er war erleichtert – und auch wieder nicht. Es gab noch ein anderes Problem, das er lösen musste. Jon hatte ihn rausgeschmissen. Ihm blieb nur eine Option: Übernachten bei Val. Unter den Augen ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester.
Sein Handy klingelte.
„Hallo?“
„Hier ist Isa“, sagte eine weibliche Stimme. „Sorry, ich bin spät dran. Könnt ihr zum Thälmann-Park kommen?“
„Ich … wir …“, stammelte Kris.
„Super. Bis gleich.“ Isa legte auf.
„Was ist?“
„Das war Isa. Wir sollen zum Thälmann-Park kommen.“
„Warum das?“, fragte Val verwundert.
„Erklär mir mal lieber, woher die meine Nummer hat.“ Kris fiel der abgefahrene Anruf ein, den er am alten Hafen angenommen hatte.
„Stimmt, das ist seltsam! Aber lass uns trotzdem hingehen, sonst kommen wir nicht weiter.“
„Val, da stimmt was nicht. Hauen wir lieber ab!“
„Und Aki?“
Das war ein Killerargument. Wenn er Isa nicht traf – was sollte er sonst an diesem Abend tun, der sich wie eine ewig lange Wüstenstraße vor ihm erstreckte? Wieder an irgendeinem Rechner hocken und sich die Eingeweide aus dem Leib googeln? Wofür?
„Los jetzt. Ist ja nicht weit!“
Der Ernst-Thälmann-Park quetschte sich zwischen die Greifswalder- und die Dimitroffstraße. Das Monument, das den Arbeiterführer mit erhobener Faust zeigte, wirkte wie ein Fossil aus einer vergangenen Welt. Hinter dem Rücken der Bronzebüste ragten Hochhäuser auf. In so einem Bunker würde ich kaputtgehen, dachte Kris. Wieder wurde in seinem Hals alles eng.
Die dicken Wolken am Himmel ballten sich immer dichter. Kein Lüftchen regte sich. Aus den Schatten des Parks kroch die Dämmerung. Die Autos fuhren schon mit Licht. Das Unwetter würde bald losbrechen.
Ratlos sahen Val und Kris einander an. Irgendwo grollte Donner. Ein paar Leute hasteten an ihnen vorbei. Von einem Mädchen, das Isa sein könnte, keine Spur.
„Das hat keinen Sinn“, gab Val zu. „Abbruch.“
„Hallo? Val?“, rief jemand.
Kris und Val fuhren herum. Direkt an der Greifswalder Straße stand eine Frau, vielleicht Anfang zwanzig, mit einem Pferdeschwanz und einem Tanktop. Sie winkte.
„Das muss Isa sein. Komm!“ Val lief los.
Kris warf sich seinen Rucksack über die Schulter und dachte, komisch, irgendwie passt das alles nicht zusammen. Wieso hat diese Isa meine Handynummer? Er versuchte,
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