21st Century Thrill - Mind Games
aushalten. Um Aki, um Val, um sich selbst. Die Panik schlug in Zorn um.
„Sie haben Aki nachts aus dem Boot geholt!“, brüllte Kris. Seine Stimme überschlug sich. „Wenn Sie sie medizinisch betreuen wollten, warum kam kein Arzt? Warum hat mich niemand verständigt?“
„Ellen hat eine E-Mail an Akis Postfach geschickt“, behauptete Glinka. „Hast du nachgesehen?“
Kris keuchte. Hatte er nicht. Wie, zum Teufel, sollte er auf die Idee kommen, nach der E-Mail einer durchgeknallten Chemikerin in Akis Inbox zu suchen?
„Das glaube ich Ihnen nicht! Sie wollen mich nur beruhigen. Außerdem habe ich mich mit Ellen getroffen. Warum hat sie mir nichts davon gesagt, dass Aki hier bei Ihnen festgehalten wird?“
„Ellen hatte Bedenken, dass du deine Schwester sofort sehen wolltest. Das hätte sie nicht verkraftet.“
Kris holte mit dem Arm aus und stieß seine Faust Glinka ins Gesicht. Der Mann wich in letzter Sekunde aus, packte Kris’ Handgelenk und hielt es fest.
„Ich will zu Aki! Und zu Val!“, schrie Kris. „Ich will hier raus! Raus! Raus!“
„Wie du wohl selbst einsehen wirst, bist du kaum in einem Zustand, in dem du deiner Schwester unter die Augen treten kannst.“ Glinkas Finger schlossen sich wie Stahlschlingen um Kris’ Arm.
Kris wollte sich losreißen, aber plötzlich ging ihm die Kraft aus. Er musste aufs Klo. Sein Magen revoltierte.
„Wir sehen uns später“, erklärte Glinka, als hätten sie soeben die Mittagspause in einer Kneipe miteinander verbracht. Er ließ Kris los und ging zur Tür. Jemand öffnete ihm umgehend.
Kris war wieder allein.
Kapitel 33
SAMSTAG
Am Samstagmorgen wachte Jon früh auf, weil sein Handy klingelte. Es lag irgendwo auf dem Boden, und er hatte keinen Nerv, vom Hochbett runterzuklettern. Gähnend rollte er sich auf die andere Seite. Das Klingeln erstarb.
Na also.
Eine Minute später klingelte es wieder.
Sein Vater würde noch aufwachen. Ächzend wälzte Jon sich auf die Seite und sprang vom Hochbett.
„Hallo?“ Seine Stimme klang trocken. Er räusperte sich.
„Jon? Hier ist Rita Gerber. Vals Mutter.“
„Hi“, kam es aus Jons Kehle. Er warf einen Blick auf die Uhr. Halb sechs. Vals Mutter war nicht bei Trost!
„Val ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen. Ist sie vielleicht bei dir?“
„Nein. Bestimmt nicht.“ Sein Magen krampfte sich zusammen vor Ärger.
Rita Gerber stöhnte auf.
„Jon, bitte hilf mir. Ich werde noch verrückt. Das sieht nicht nach Val aus. Dass sie nicht anruft, wenn sie über Nacht wegbleiben will.“
„Val war gestern mit Kris unterwegs.“ Jon tappte auf den Korridor und spähte ins Schlafzimmer seines Vaters.
Das Bett war leer. Er ging in die Küche. Ein Zettel lag auf dem Tisch.
„Bin in der Redaktion. Ruf an, wenn du wach bist.“
„Und Kris? Wo erreiche ich den?“
„Er hat ein neues Handy.“ Jon diktierte ihr die Nummer. Das war jetzt der Gipfel des Wahnsinns: Kris spannte ihm Val aus, und dann musste er auch noch hinter den beiden hertelefonieren, weil Vals Mutter durchdrehte. Er legte auf und starrte das Handy an.
Langsam schwante ihm jedoch, dass etwas nicht stimmte. Wo sollten Kris und Val die Nacht verbringen? Auf der Susanna ? Ziemlich unromantisch, nach allem, was dort passiert war. Jon warf einen Blick aus dem Fenster. Die Wolken hingen immer noch schwer über der Stadt.
Nach zwei Minuten klingelte das Handy wieder. Er hatte damit gerechnet. Irgend so eine blöde Vorahnung.
„Jon?“ Rita Gerbers Stimme überschlug sich. „Kris geht nicht dran. Nicht mal seine Mailbox.“
„Ich höre mich um.“ Jon wollte sie nur beruhigen.
Er rief seinen Vater an.
„Jon? Bist du das?“ Herr Lasky kannte seinen Sohn vor allem als Langschläfer, der locker bis drei Uhr nachmittags pofte.
„Vals Mutter hat gerade angerufen. Val ist letzte Nacht nicht zu Hause gewesen. Und Kris war nicht hier.“
„Habe ich gemerkt“, sagte Herr Lasky.
„Ich habe Kris gestern rausgeschmissen“, brummte Jon.
„Sag mal – spinnst du?“
„Er und Val …“ Es klang verteufelt erbärmlich.
„Jon, ich gebe zu, das ist schwer für dich. Aber in dieser Situation! Kris braucht einen sicheren Ort.“ Die Stimme seines Vaters hätte Stahl zerschneiden können.
Jon wäre am liebsten geplatzt. Seit Kris’ Eltern gestorben waren, bekam sein Kumpel eine Sonderbehandlung. Er sah ein, dass es für eine gewisse Zeit okay war, Rücksicht zu nehmen. Aber irgendwann musste das Leben ja wohl weitergehen.
„Ich
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