21st Century Thrill - Mind Games
es ihr gut ging. Er zitterte. Gleichzeitig schwitzte er. Er rieb sich mit dem T-Shirt übers Gesicht.
Wie lange es dauerte, bis die Tür sich öffnete – er hatte keinen Schimmer.
Ein Mann trat ein. Er trug einen Arztkittel, weiße Hosen und weiße Crocs. Sein kurzes Haar allerdings war schwarz und dicht. Auf seiner Nase saß eine Brille mit Goldrand. Er war kleiner als Kris.
„Guten Tag, Kris.“
„Wer sind Sie?“
„Ich bin Dr. Joseph Glinka. Du interessierst dich für uns und unsere Arbeit?“
Er setzte sich auf die Bettkante. Kris blieb stehen.
„Es ist mir ein Vergnügen, dich in das einzuweihen, was wir hier tun. Zum Wohle der medizinischen Forschung und der kranken Menschen.“
„Zum Wohle von kranken Menschen?“, würgte Kris hervor. Gehörte Glinka nicht zu den Typen, die die Menschen erst krank machten?
„Warum sitzt du vorgefassten Meinungen auf? Interessiert dich die andere Seite der Medaille gar nicht?“
Kalte blaue Augen funkelten hinter den Brillengläsern. Kris glaubte ihm kein Wort.
„In meinem Institut“, Glinka holte mit dem Arm aus, „erproben wir Medikamente, die kurz vor der Zulassung stehen. Wir testen, welche Vorteile die neuen Medikamente gegenüber den alten haben. Das Ziel ist, Mittel auf den Markt zu bringen, die den Patienten weniger belasten, gleichzeitig aber mehr Vorteile bringen.“
Kris schnaubte.
„Dazu haben Sie meine Schwester entführt?“
„Wir haben deine Schwester nicht entführt. Sie befindet sich in Behandlung. Ihre Freundin, Ellen Lennart, eine zuverlässige Mitarbeiterin, hat bei ihrem Besuch bei euch festgestellt, wie verwirrt Aki war. Sie stand mit einem Bein schon über der Schwelle zur Psychose. Das ist ein gefährlicher Zustand, Kris. Diese Menschen können sich jederzeit etwas antun.“
„Sie war so schräg drauf, nachdem Ellen irgendein verfluchtes Scheißmittel in den Wassertank gekippt hat!“, schrie Kris. Sein Herz schlug bis zum Hals.
Glinka blieb vollkommen ruhig. Das Dauerlächeln pappte in seinem Gesicht wie Schminke.
„Im Gegenteil. Ellen wollte deine Schwester überzeugen, sich in Behandlung zu begeben. Aber Aki war bereits zu weit von der Wirklichkeit weg. Ellen bat mich um Rat.“
Genau das würden sie aller Welt erzählen. Und dann stand Aussage gegen Aussage. Kris und Aki hatten keine Chance. Die Erkenntnis kam so brutal, dass Kris’ Herz ein paar Schläge aussetzte.
Glinka hob die Hand. „Psychotiker können in einen Zustand geraten, in dem sie Hilfe brauchen. Jemanden, der sie sauber hält, der dafür sorgt, dass sie essen. Ist dir nicht aufgefallen, dass deine Schwester die Nahrung verweigerte?“
Kris versuchte sich zu erinnern. Es stimmte. Aki hatte fast nichts angerührt.
„Sie hat vermutlich auch eine Weile nicht mehr aufgeräumt?“
Kris dachte an die Staubmäuse.
„Ellen konnte Aki nicht dazu bewegen, sich ins Krankenhaus einweisen zu lassen. Also bat sie mich, eine Ausnahme zu machen. Ich gab ihr einen Wirkstoff mit, den wir noch testen. Alanzon N. Sie sollte ihn Aki verabreichen. Aber da Aki nie zugestimmt hätte, Tabletten zu nehmen, kam Ellen auf die Idee, es dem Trinkwasser beizumischen.“
„Ganz schön schlau“, fauchte Kris. „Sie hat aber nicht bedacht, dass ich auch von dem Zeug trinken würde.“ Er weigerte sich, Glinka den ganzen Schwachsinn abzukaufen.
„Ellen wusste nicht, dass du bald zurück sein würdest.“
„Ach, dass ich nach Hause komme und den tollen Test sprenge – das war Ellens Problem, wie?“ Kris stieß sich von der Wand ab. Mit einem Mal war er wahnsinnig wütend.
„Ellen installierte die Kameras, um beobachten zu können, wie es Aki ging. Normalerweise kann man nicht verantworten, die Patienten ohne medizinische Betreuung mit solchen Wirkstoffen zu versorgen. Aber deine Schwester tat Ellen leid.“
Kris fasste es nicht. Dieser Glinka stellte die Tatsachen so locker flockig auf den Kopf, dass man beinahe ins Zweifeln geriet. Sein Herz raste.
„Wo ist Aki?“ Kris schrie beinahe. „Und Val?“
„Sie sind hier im Institut.“
„Ich will zu Aki. Und lassen Sie Val frei!“
„Aki ist sehr labil. Es täte ihr nicht gut, jetzt mit ihrem Bruder konfrontiert zu werden. Du bist zu aufgewühlt.“ Glinka sah auf Kris’ geballte Fäuste. „Sobald du dich beruhigt hast, bringen wir dich selbstverständlich zu Aki, und deine Freundin kannst du dann auch sehen.“
Wo, verdammt noch mal, hatten sie Val eingesperrt? Es war, als könne er so viel Angst nicht mehr
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