21st Century Thrill - Mind Games
liebsten mit ihr gegangen.
Als sie in die Wohnung der Laskys kamen, war Jon zu Hause.
„Warum hast du nicht angerufen?“, fragte sein Vater vorwurfsvoll.
„Bin eben erst heimgekommen. Hätte mich gleich gemeldet.“
„Wo warst du?“
Jon murmelte irgendwas.
Herr Lasky ging in die Redaktion. Er wollte seine Kontakte zur Uni spielen lassen, um ein Interview mit Ellen Lennart zu führen. Natürlich ohne seine wahren Absichten zu zeigen.
Jon lief mit einem Flunsch umher und redete nur das Nötigste mit Kris. Kris erzählte, was Dr. Linz in der Wasserprobe entdeckt hatte. Jon nickte gleichgültig, ohne seinen Freund dabei anzusehen. Was war denn jetzt mit ihm los?
Kris schwankte zwischen Hochgefühl und Leere. Er war nicht verrückt. Seine Symptome würden vergehen. Er hatte sie sich nicht eingebildet. Sie waren auf die Wirkungen des Mittels zurückzuführen und damit logisch zu erklären. Andererseits riss ihn nun die Erkenntnis, dass Aki Opfer eines Verbrechens geworden war, total runter. Wie ging es ihr jetzt? Wo hielt man sie fest? Er hatte schreckliche Angst um sie. Zwar hatte Herr Lasky mehrmals bei Kommissarin Meixner angerufen, aber es gab nichts Neues.
Weil Val und Herr Lasky ihren Beschäftigungen nachgingen und Jon hinter geschlossener Tür in seinem Zimmer hockte, verbummelte Kris den Rest des Tages vor dem Fernseher. Er versuchte, wenigstens für ein paar Stunden abzuschalten und nicht mehr zu grübeln über Dinge, die er im Augenblick nicht ändern konnte. Es gelang ihm nicht wirklich.
In der Nacht starrte er lange zum Hinterhaus hinüber. Die Schwüle ließ ihn nicht schlafen. Der Himmel hatte sich mit dicken, schwarzen Wolken bezogen. Ab und zu hörte man Donnergrollen, aber das lang ersehnte Gewitter brach nicht los.
Wenn Aki als Versuchsperson jemandem nützlich war, würden sie sie nicht umbringen.
Kris fühlte, wie sein Herz beschleunigte. Tief durchatmen.
Aber was, wenn sie die Tests nicht überlebte? Wie die Leute, mit denen Cäsar in der Forschungsklinik gewesen war?
Kris riss sich vom Fenster los. Im Innenhof randalierte die alte Luzy, schrie und kreischte und hackte auf Leuten herum, die niemand außer ihr sehen konnte. Wie die Wirklichkeit für die alte Frau aussah, darüber wollte Kris gar nicht nachdenken.
Er lauschte an Jons Tür. Dahinter brannte Licht, aber sein Kumpel hatte wahrscheinlich die Ohrhörer eingestöpselt und zog sich die Beatsteaks rein.
Entschlossen setzte Kris sich an Herrn Laskys PC und tippte eine Mail an Cäsar.
Kann eine Testperson ausrangiert werden?
Die Antwort kam prompt:
Was meinst du?
Kris schrieb:
Ich will wissen, ob eine Versuchsperson irgendwann sozusagen ausgedient hat. Man kann doch nicht ewig an jemandem rumtesten.
Diesmal musste Kris warten. Er stand auf, ging durchs Zimmer, setzte sich wieder auf den Stuhl. Die alte Luzy zeterte noch immer. Jemand brüllte aus dem Hinterhaus in den Hof hinaus: „Ruhe!“ Für eine Weile verstummte das Gezänk.
Endlich, nach einer Viertelstunde, kam Cäsars Antwort.
Auf den Müll kippen kann man die Leute ja nicht. Aber zurück in ihr altes Leben schickt man sie auch nicht. Jedenfalls nicht gleich. Man psychiatrisiert sie.
Man was?
Panisch wartete Kris auf die Antwort.
Man klebt ihnen das Label „schizophren“ auf die Stirn. Die Leute werden mit Medikamenten so kaputt gemacht, dass sie außerhalb der geschlossenen Abteilung nicht mehr leben können.
Kris presste die Stirn gegen die Tischplatte. Seine Lippen formten Akis Namen. Er wollte nach ihr schreien, sich brüllend gegen die Wand werfen, den Computer und alle Bücher und Aufzeichnungen zu Boden werfen, toben wie ein Verrückter.
Wie ein Irrer.
Er war nicht irr. Er war nur verzweifelt. Jemand hatte ihn und seine Schwester aufs Korn genommen. Kris war felsenfest davon überzeugt, dass die Kameras auch ihn beobachten sollten. Aber er hatte das Experiment vereitelt, indem er die Kameras abgeschraubt hatte.
Cool bleiben. Logisch denken. Nach Lösungen suchen.
Kris loggte sich aus. Schweißgebadet ging er zur Toilette. Als er zurückkam, wählte er Herrn Laskys Handynummer. Er ging nicht an den Apparat. Kris hinterließ eine Nachricht. „Hallo, Herr Lasky. Könnten Sie mich zurückrufen?“ In Kris’ eigenen Ohren hörte es sich an wie „Mayday“.
Er versuchte es bei Val. Auch dort antwortete nur ihre flapsige Ansage: „Hi. Vals Handy. Update?“ Kris legte auf. Er wusste nicht, welche Art Update er Val auf ihrem AB hinterlassen
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